Vom Computer-Monitor zum Ökosystem

Auch Viewsonic will Lösungsanbieter werden

29. November 2022, 15:04 Uhr | Michaela Wurm
Dominic Mein ist seit Jahresbeginn für das DACH-Geschäft von Viewsonic verantwortlich
© Viewsonic

Viewsonic hat sein Geschäftsmodell deutlich breiter aufgestellt und schickt sich an, zum Lösungsanbieter zu werden. Das aktuell schwache Consumer Business kann der Anbieter gut mit den anderen Unternehmenssäulen B2B, Education und AV kompensieren, wie DACH-Chef Dominic Mein berichtet.

30 bis 40 Jahre liegen zahlreiche Unternehmensgründungen in der IT im Schnitt zurück. Kein Wunder, dass sich die Jubiläen nur so ballen. 35 Jahre wird Viewsonic heuer alt und in dieser Zeit hat sich der Display-Spezialist vom kleinen Spezialisten zum breit aufgestellten Anbieter weiterentwickelt. Diese Transformation sei die eigentliche Erfolgsgeschichte, meint Dominic Mein, der seit Anfang des Jahres die Geschäfte in der DACH-Region führt, nachdem Thomas Müller zum Vice President für Westeuropa aufgestiegen war. Entlastet wird er von Timo Winter, der für B2B zuständig ist, sowie einem Teamleiter für Education. Auch die Verantwortung für das Distributionsgeschäft hat er inzwischen an einen Kollegen abgegeben.

Dass sein Start als DACH-Chef in eine „herausfordernde Zeit“ fiel, sieht Mein entspannt im Rückblick auf zwei extrem gute Jahre: „Der Zusatzbedarf durch Homeoffice hat den Markt extrem beflügelt. Es war klar, dass nach so einer Hochphase wieder eine normale Phase kommt. Trotzdem muss man sich erst wieder dran gewöhnen.“ Viewsonic sei deshalb auch mit dem Geschäftsverlauf 2022, also mit dem Sell-out von der Distribution an den Handel in Euro, bisher sehr zufrieden. Da der Hersteller aber auf Dollarbasis einkaufe, sei das Endergebnis dennoch verhalten. „Wir werden weiterwachsen, zumindest auf Euro-Basis, auf Dollar-Basis wird es wohl schwierig“, prognostiziert der DACH-Chef.

Education-Bedarf bleibt hoch
Wie bei vielen Herstellern schwächelt aktuell vor allem das Consumer-Geschäft. Schuld ist die Kaufzurückhaltung der privaten Haushalte angesichts explodierender Gas- und Strompreise – zumal sich viele Privatnutzer in den letzten beiden Jahren mit Gaming-Displays eingedeckt haben.Aber Viewsonic habe die Weichen gut gestellt und sein Portfolio deutlich verbreitert, so Mein. So ließen sich Einbrüche ganz gut abfedern. Neben B2C und B2B wurde der Education- und AV-Bereich zudem ausgebaut. Education wachse seit einigen Jahren sogar quer über B2B und den AV-Bereich. „Wir sehen im deutschen Markt ein enormes Umsatzpotenzial mit Education, da entsteht ein Riesenbedarf an digitalen Displays und Whiteboards“, so Mein. Besonders für lokale Händler sei das eine Chance, weil hier nicht nur Hardware, sondern auch Montage und Installation gefragt sind: „Vieles kann in Deutschland zentral beschafft werden, das gilt aber nicht für Wandmontage, Verkabelung und ähnliches. Hier kommen lokale Systemhäuser ins Spiel“, meint der DACH-Chef. Auch die Ausschreibungen seien ein Stück weit standardisierter geworden. „Viele Schulträger wissen heute, was sie brauchen. Deshalb ist es für den Handel auch einfacher geworden“, so Mein. Und auch die dieses Jahr wieder stattfindenden Bildungs-Messen Learntec und Didacta hätten dazu beigetragen, dass Education-Kunden jetzt besser informiert seien. „Die Kommunen haben ihren Job gemacht, jetzt geht’s an die Rollouts. Wir hören von Handelsseite, dass es schwierig sei, die Arbeiten zu koordinieren, die Montagearbeiten und Verkabelung. Hier ist der Bottleneck, wie in vielen Baubereichen, die aktuell unter Materialengpässen und Fachkräftemangel leiden.“

Wachstumsbereich B2B
Auch für den Rest des Jahres und darüber hinaus sieht Mein für Viewsonic noch jede Menge Geschäftschancen. B2C bleibe aber vorerst schwierig, so Mein. Die Distribution sitze auf vollen Lagern, weil zwei Quartale weiter reinverkauft wurde, gerade von den PC-Herstellern. „Das verkauft sich aktuell aber nicht mehr so ab.“ Er finde die Situation aber nicht dramatisch. „Wir müssen uns erst wieder an normales Geschäft gewöhnen, dass man auch mal wieder den Hörer in die Hand nehmen muss.“

Viewsonic habe in den letzten Jahren den B2B-Bereich ausgebaut und konnte während der Coronakrise profitieren. „Wir entwickeln uns stärker in den höherwertigen Sektor und haben ab und an auch Corporate-Projekte gewonnen, weil wir lieferfähig waren. Wir haben es auch geschafft, diese Partner langfristig zu halten.“

B2B sei bei Viewsonic klar Wachstumsbereich, in den weiter investiert werde. So werden hier verstärkt Mitarbeiter eingestellt, die „nicht nur Monitore verkaufen“, sondern über alle Produktgruppen hinweg tätig sind, neben PC-Monitoren unter anderem auch bei Beamern, Meetingraum- und Schul-Displays bis hin zu Signage-Lösungen. 

Erster Software-Auftrag
Und erstmals hat Viewsonic einen Großauftrag für Software eingefahren. Die Management-Software „My ViewBoard“ sei bisher immer ein komplementäres Produkt zur Hardware gewesen. Da Schulen jetzt aber vor der Herausforderung stehen, die Vielzahl an Displays und Whiteboards auch zu managen, steige das Interesse an der Software-Lösung, wie Mein im Gespräch mit ICT CHANNEL berichtet. „Wir entwickeln uns vom reinen Hardware- zum Lösungsanbieter“, so Mein. Langfristiges Ziel sei es, ein eigenes Ökosystem aus Hardware, Trainings und Software zu vermarkten.

Vorerst gesättigt sieht er hingegen den Markt für PC-Monitore. Davon habe Viewsonic in den letzten beiden Jahren sehr viele verkauft. „Das waren vielleicht nicht immer die optimalen Lösungen, weil die Kunden nehmen mussten, was verfügbar war“, räumt Mein ein. „Aber das hat zu mehr Akzeptanz geführt und eröffnet uns weitere Geschäftsmöglichkeiten.“ Insgesamt sei der Markt deutlich breiter, vergleicht man ihn mit dem vor 35 Jahren. Und die Liefersituation sei größtenteils entspannt, bis auf einige Beamer-Komponenten – „bei Monitoren gibt es keine Engpässe“. Größtes Problem sei der Dollarkurs, denn die Komponenten werden in Dollar gekauft. Aber auch hier würden gegenläufige Trends für Entlastung sorgen, etwa fallende Panel- und Container-Preise.

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