Patrick Schröder von Dimedis im Interview

»Digital Signage erfordert eine konzeptionell durchdachte Umsetzung«

18. Februar 2015, 13:15 Uhr | Stefan Adelmann
Patrick Schröder, Bereichsleiter Digital Signage
© Dimedis

Patrick Schröder, Bereichsleiter Digital Signage bei Dimedis, erklärt was Digital Signage-Software leisten muss und welche Branchen potenzielle Zielmärkte sind.

Patrick Schröder, Bereichsleiter Digital Signage bei Dimedis, im Interview mit CRN

CRN: Wie nehmen Sie den aktuellen Digital Signage-Markt wahr? Gibt es noch das große Wachstum der vergangenen Jahre?

Patrick Schröder: Wir haben als Digital Signage Softwareanbieter 2014 bisher das beste Jahr erlebt und zahlreiche neue Kunden für unsere Lösungen kompas Digital Signage und kompas wayfinding gewonnen. Mittlerweile ist Digital Signage etwa am POS präsenter, aber es gibt da noch einen Aufholbedarf im Vergleich zu Ländern wie Japan, Korea, USA und Großbritannien. Daher erwarten wir ein gleichbleibend hohes Interesse. Im Retail werden Infoterminals und interaktive Anwendungen wichtiger, neue technische Schnittstellen über Smartphones erlauben ein Plus an Service und individuell zugeschnittener Kommunikation. Wir erleben auch einen Boom im Bereich digitale Wegeleitung. Das ist nicht nur für Shopping Malls relevant, denken Sie etwa an Behörden, Universitäten, Sportstätten etc. Neben dem Handel ist in diesen Bereichen noch besonders viel Potential für die Digital Signage Branche.

Wir sehen dieses Jahr sehr viel Potential im Bereich der Banken und Sparkassen. Dort ist wie bei Versicherungen auch eine individuelle Beratung das A und O, dank moderner interaktiver Technik lässt sich Digital Signage dafür mittlerweile sehr gut nutzen. So setzt zum Beispiel die Sparkasse Essen auf unsere Software Kompas.

CRN: Werden auch neue Branchen auf Digital Signage aufmerksam, die vorher kein Interesse oder keine Kenntnis der Möglichkeiten hatten?

Schröder: Ja definitiv! In Folge von Industrie 4.0 wird noch sehr viel aus den Werkshallen kommen, wir haben mit Jaeger TTC einen Kunden, der Digital Signage in der Fertigungshalle einsetzt, um die Auslastung der Maschinen dynamisch und sekundengenau anzuzeigen. Weitere Bereiche sind Sportstätten, Universitäten, Bibliotheken und die öffentliche Verwaltung. Wir haben mit einigen Jobcentern Digital Signage Projekte umgesetzt, da ist noch viel Potential für eine gezielte Kommunikation mit den Kunden. In der Verwaltung kann Digital Signage weit mehr leisten als nur zu kommunizieren, es kann integraler Bestandteil der Prozessabwicklung sein, also Wartesysteme integrieren, Hilfestellungen geben etc. Aber auch im Retail ist gerade in Deutschland noch sehr viel Nachholbedarf, etwa bei Bäckereiketten, dort haben wir bereits Erfahrungen mit der Bäckereikette Padeffke, und in Supermärkten. Spannend ist der DIY-Bereich rund um Baumärkte, da arbeiten wir gerade an einem sehr großen Projekt und diese Branche wird in Zukunft stärker auf Digital Signage setzen – das passt da sehr gut, etwa in einer gelungenen Kombination von Produktwerbung und Anleitung. Last but not least wird die Außenwerbung zunehmend digitaler, da liegt noch großes Potenzial für Hardware- und Softwareanbieter.

CRN: Nimmt die Komplexität der Projekte zu oder ist die Technik einfacher geworden?

Schröder: Sowohl als auch. Die Technik ist insgesamt einfacher und vor allem günstiger geworden, in der Basis ist das Aufsetzen eines Digital Signage Netzwerkes so einfach wie nie zuvor. Wir garantieren etwa mit unserer Software einen einfachen Rollout, die Installation vor Ort kann ein Haustechniker vornehmen. Das Aufspielen der Software geht bei kompas etwa über einen verschlüsselten USB-Stick und in einem Bruchteil der Zeit, der die? früher üblich war. Zudem war es auch noch nie so einfach das Digital Signage System zu monitoren und im Blick zu behalten wie heute. Wir bieten mit unserer Software die Möglichkeit den Zustand der Hardware permanent zu bewachen und Systeme gegebenenfalls fernzuwarten. Komplexer sind aber die Anwendungen geworden, Digital Signage ist ja viel mehr als das passive Werbe- und Nachrichtenmedium der ersten Jahre. Mit Digital Signage lassen sich darüber hinaus grundlegende Kommunikations- und Verkaufsprozesse optimieren. Es wird intelligent zur Verkaufsförderung umgesetzt und ist nicht nur interaktiver, sondern auch stärker eingebunden in andere digitale Geschäftsprozesse. Schnittstellen zu Online-Shops, Warenwirtschaftssystemen, etc. sind essentiell und erhöhen die Komplexität, aber auch die Wirksamkeit von Digital Signage.

CRN: Wie sieht das durchschnittliche Signage-Projekt aus? Von welcher Größenordnung sprechen wir hier?

Schröder: Da gibt es keine Faustregel. Grundsätzlich ist im Retail Digital Signage für Filialisten relevant. Denn man kann Digital Signage sehr gut skalieren und je mehr Filialen Sie haben, umso schneller lässt sich die Digital Signage Installation gegenüber analogen Kommunikationsformen wie Plakaten oder Aufstellern monetarisieren. Wir haben Kunden ab zehn Clients bis hin zu 4.500 Clients mit 9.000 Bildschirmen. Letzterer ist ein Genussmittelkonzern.

CRN: Was macht Software im Digital Signage-Bereich heutzutage möglich und welche Rolle spielt dabei Interaktivität?

Schröder: Die Software ist essentiell, sie erlaubt das Verwalten der Inhalte, aber auch das Monitoring über Statistiken und die Überwachung der Hardware inklusive Fernwartung – hier liegt eine besondere Stärke unserer Softwarelösung.

Wir sind überzeugt, dass in der heutigen Zeit Digital Signage Software auf HTML5 setzen und als Webapplikation ausgeliefert werden sollte, die ohne Installation auskommt und von jedem Betriebssystem aus genutzt werden kann, so wie wir es bei kompas anbieten. Moderne Digital Signage Software sollte interaktiv sein, Schnittstellen bieten zu Fernbedienung, Tastatur und Smartphone in der Kommunikation mit dem Anwender vor Ort sowie Schnittstellen zu allen relevanten Datenbanken und dynamischen Systemen wie Wetter, Abfahrtspläne und Twitter. Die Software sollte zudem auf Templates basieren. Das sichert ein CI-konformes Arbeiten, Gestaltung und Inhalte sind wie bei jedem professionellem CMS voneinander getrennt. Zudem muss zeitgemäße Software intelligent mit Störungen umgehen, wir setzen mit kompas auf eine no blue screen policy, das heißt Inhalte werden sicher vorgehalten, dynamische Inhalte wie Twitter, Wetter und Abfahrtspläne werden bei Ausfällen übersprungen. Die Software geht somit intelligent mit schlechten Netzen und Empfang um. kompas garantiert sicheren Betrieb undie Möglichkeit, dass Systeme sich selbst reparieren. Die übersichtliche Darstellung des Netzwerkes im Analyse- und Reportingtool erlaubt ein schnelles Eingreifen bei Problemen. Als Ausblick: Digital Signage Software wird in Zukunft stärker mit Werbebuchungsinstrumenten vergleichbar sein und Inhalte nach Zielgruppen ausliefern, etwa durch Gesichtserkennung, Zielgruppenanalyse etc.

CRN: Derzeit setzen immer mehr Distributoren auf komplette Digital Sigange-Lösungen inkl. Streaming. Sehen Sie hier eine wachsende Konkurrenz für Fachhändler, Integratoren und Agenturen?

Schröder: Jedem das Seine, es wird immer Spezialisten geben. Digital Signage erfordert eine konzeptionell durchdachte Umsetzung, da sind Integratoren sehr stark. Agenturen sind nah am Kunden und punkten mit Kreativität. Sie sind besonders wichtige Multiplikatoren und integrieren Digital Signage in ihre bestehenden Kommunikationsdienstleistungen – das ist ideal um Bestandskunden für diesen relativ neuen Bereich zu gewinnen.


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