Nachfrageboom trifft auf Chipmangel

Fernseher werden teurer

18. Mai 2021, 13:15 Uhr | Lars Bube
© Rumkugel - fotolia.de

Kurz vor dem Anpfiff der EM ziehen die Preise für TV-Geräte kräftig an. Schuld daran ist weniger der Mitnahmeeffekt bei Herstellern und Handel, als vielmehr Produktionskapazitäten aufgrund fehlender Chips.

Die Chipkrise hat vor allem den Automotive-Sektor weiterhin fest im Griff. Analysten rechnen damit, dass die Hersteller aufgrund der fehlenden Halbleiter-Bauteile in diesem Jahr weltweit rund 4 Millionen Fahrzeuge weniger Produzieren können, als geplant. Doch auch in anderen Bereichen wie ITK und Unterhaltungselektronik nehmen die Verknappungen und die dadurch verursachten Lieferschwierigkeiten eher zu als ab, darunter viele besonders gefragte Produkte wie Notebooks und Peripherie wie Displays, aber auch Unterhaltungselektronik. Jüngstes Opfer der Chipkrise sind nun Fernseher, die ausgerechnet kurz vor der Fußball-Europameisterschaft knapp und teuer werden. Nicht ganz zufällig, denn auch hier wird der negative Effekt auf der Angebotsseite durch eine große Nachfrage verstärkt.

Nach vielen eher schwachen Jahren war diese schon im vergangenen Jahr durch die Pandemie kräftig gewachsen. In Deutschland wurden 2020 laut GfK rund 7,4 Millionen Fernseher verkauft, gut 20 Prozent mehr als im Vorjahr. Fast 90 Prozent davon waren Smart-TVs, klassische Geräte spielen damit nur noch eine Nebenrolle. Und auch der Trend zu immer größeren Displays hält weiter an. Beinahe jeder zweite gekaufte smarte Fernseher war 55 Zoll oder größer, mit 32 Prozent stieg die Nachfrage in diesem Bereich stärker als im Gesamtmarkt. Im noch immer kleinen obersten Segment ab 70 Zoll lag der Zuwachs sogar bei fast 80 Prozent. Weil in diesem Jahr zur Pandemie noch die EM hinzukommt, wird mit einem weiteren Nachfrageschub gerechnet. Da im ersten Quartal jedoch die meisten Elektronikmärkte geschlossen waren, ließen die Verkäufe zumindest im Vergleich zum starken Vorjahr etwas nach, womit sich die erwartete EM-Kaufwelle nach hinten verschoben hat.

Dennoch hat die Nachfrage schon jetzt eine Dimension erreicht, in der er das aufgrund der Chipkrise limitierte Angebot übersteigt. Das Ergebnis sind spürbare Preissteigerungen, die insbesondere die sehr gefragten größeren Geräte treffen. Laut aktuellen Zahlen der Marktforscher der NPD Group sind diese im Vergleich zum Vorjahr bereits um durchschnittlich 30 Prozent teurer geworden – Tendenz weiter steigend. Wer sich das Fußball-Großereignis also auf einem neuen Fernseher ansehen will, der muss sich sputen und dafür zudem tiefer in die Tasche greifen, als geplant.

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