Kuriosum von der CES

Kabelloser Fernseher mit Selbstzerstörungsfunktion

20. Januar 2023, 9:24 Uhr | Lars Bube
© Displace

Das Startup Displace hat auf der CES ein TV-Gerät vorgestellt, das völlig ohne Anschlusskabel genutzt werden kann und zahlreiche clevere Innovationen bietet. Allerdings hat das Gerät einen fatalen Designfehler, der schnell teuer werden kann.

Neben klassischen Produktneuheiten bekommen die Besucher auf der CES allerlei technische Spielereien zu sehen, die einen ersten Blick in die digitale Zukunft ermöglichen. So präsentierte etwa Acer in diesem Jahr eine Kreuzung aus Schreibtisch und Ergometer (Acer eKinekt BD 3 Bike Desk) für den Arbeitsplatz der Zukunft, während sich LG mit smarten Schuhregalen mit Beleuchtung, Drehteller und einem Wasch- und Trocknungsmodul (LG Styler ShoeCase und ShoeCare) an die wachsende Community der Sneakerheads wandte. Über nicht minder große Aufmerksamkeit durfte sich auch das Startup Displace freuen, das es sich auf die Fahne und in den Namen geschrieben hat, die Mobilität von Displays zu revolutionieren. Die spannende Grundidee dahinter ist es, Bildschirme mit Akkus und allen erdenklichen drahtlosen Verbindungsmöglichkeiten auszustatten, um sie so komplett von Kabeln und Anschlüssen unabhängig zu machen. Das erschließt Bildschirmen völlig neue Einsatzmöglichkeiten, etwa im Bereich Digital Signage.

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Displace TV
Die Displays lassen sich einfach miteinander kombinieren
© Displace

Dass dieser Ansatz funktioniert, beweist das Unternehmen mit seinem ersten Produkt, dem auf der CES vorgestellten Displace TV. Das Gerät, in dem ein 55 Zoll großes 4K-OLED-Display von LG steckt, kommt tatsächlich völlig ohne jegliche Kabel aus, ist dank zahlreicher innovativer Features aber zugleich weit mehr als nur ein kabelloser Fernseher. So sind etwa spezielle Docking-Anschlüsse verbaut, über die mehrere Bildschirme einfach zusammengeschlossen werden können, um größere Formate und Auflösungen zu realisieren. Vier im Quadrat verbundene Displace TVs ergeben dann beispielsweise einen 110 Zoll großen Bildschirm mit 8K-Auflösung, aus 16 Geräten lässt sich eine Monitorwand mit 220 Zoll Bilddiagonale und 16K-Auflösung zusammenstellen. Statt einer Fernbedienung setzt Displace auf Gestensteuerung über ein integriertes Kamerasystem, das ebenfalls bildschirmübergreifend genutzt werden kann. Damit lassen sich also nicht nur einfache Funktionen wie der Wechsel von TV-Kanälen steuern, sondern beispielsweise auch Inhalte von einem Bildschirm an einen weiteren übergeben. Über die Software lässt sich das laut Hersteller sogar so steuern, dass der Content automatisch mit dem Betrachter entlang einer Reihe von Displays mitwandert.

Displace TV Akkutausch
Die Akkus sind Hot-Swap-fähig
© Displace

Das Bildsignal wird per WLAN (Wi-Fi 6E) über eine eigene Basisstation an die TVs übertragen. Die Stromversorgung übernehmen vier Akkupacks, die auch im laufenden Betrieb gewechselt werden können. Laut Hersteller ist das bei 6 Stunden täglicher Nutzungszeit nur einmal pro Monat nötig. Neben dem direkten Betrieb ermöglichen sie eine weitere Besonderheit des Displays: Statt einer normalen Aufhängung kommt der Displace TV mit speziellen Saugnäpfen, die ihn per Vakuum an der Wand festsaugen. Auf der CES wurde das allerdings nur auf glatten Oberflächen wie Glas demonstriert. Ob es auch auf normalen Wänden mit Struktur sicher funktioniert, muss sich noch zeigen. Zudem lauert hier noch an ganz anderer Stelle erhebliches Gefahrenpotenzial. Denn wenn die Akkus leer sind, stellt auch die Vakuumpumpe ihren Dienst ein. Denkt man an Szenarien wie Urlaub oder gar einen Lockdown, kann es also gut passieren, dass man hinterher statt einem smarten Display an der Wand nur noch einen 3.000 US-Dollar teuren Schrotthaufen auf dem Boden vorfindet.


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