Massive Verluste nicht nur durch Downloads

Acta - Ist die Filmindustrie sogar selbst schuld?

24. Februar 2012, 9:20 Uhr | Nadine Kasszian
Quelle: Marco2811, Fotolia

Die Lobbyverbände der Musik- und Filmindustrie fordern eine Verschärfung des Urheberrechtes etwa durch das umstrittene Abkommen ACTA, weil das illegale Verbreiten von Werken zu massiven Einnahmeausfällen führen soll. Eine neue Studie weckt Zweifel an diesem Vorwurf.

Acta oder »Anti Counterfeiting Trade Agreement« ist in den vergangenen Wochen stark durch die Medien gegangen und hat auch in Deutschland eine Welle des Protests ausgelöst. Ziel dieses Abkommens ist es, die Urheberrechte von bekannten Unternehmen beispielsweise solchen aus der Filmindustrie besser zu schützen. Die Gegner werfen den Acta-Befürworten jedoch eine Zensur des Internets durch die Hintertür vor. Für die Filmindustrie sind erhebliche Umsatzausfälle der Hauptgrund eine solche Regelung zu fordern.

Laut einigen Medienberichten sind die US-Wirtschaftswissenschaftler Brett Danaher und Joel Waldfogel in dieser Studie der Frage nachgegangen sein, inwieweit sich Urheberrechtsverletzungen durch illegales Filesharing über Tauschbörsen im Internet wirklich auf die Kinoeinnahmen der Filmindustrie auswirken. Diese Untersuchung erstreckt sich dabei auf den Zeitraum ab dem Jahr 2003. Demzufolge sei nicht nachgewiesen, dass die Filmindustrie in den USA durch Filesharing einen Schaden erleiden würde.

Anders sehe es jedoch außerhalb von den USA für den internationalen Kinomarkt aus. Dort würden die Einnahmen durch Filesharing gewöhnlich mindestens sieben Prozent niedriger ausfallen. Diese Minderung trete allerdings nur dann ein, soweit sich der Filmstart in den jeweiligen Ländern um mehrere Wochen oder Monaten gegenüber der Premiere in den USA verzögere. Die Verluste würden um so größer sein, je länger die Verzögerung sei.

Diese Studie legt den Schluss nahe, dass sich die Filmindustrie durch ihre stringenten Vorgaben für den internationalen Kinomarkt auch selbst schädigt. Denn der Schaden durch Filesharing wird zumindest dadurch vergrößert, dass die Filme von den Rechteinhabern häufig erst mit einer großen zeitlichen Verzögerung für Länder außerhalb den USA freigegeben werden. Durch für viele Nutzer unbefriedigende Situation führt dazu, dass sie eher Urheberrechtsverletzungen durch illegales Filesharing von urheberrechtlich geschützten Werken begehen.

Der Autor Christian Solmecke ist Rechtsanwalt der Kanzeli Wilde Beuger Solmecke, die auf IT- und Internetrecht spezialisiert ist.


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