Fahrräder statt Roboter

Amazon krempelt seine Logistik um

10. Oktober 2022, 10:55 Uhr | Lars Bube
© Amazon

Um sein Dekarbonisierungsziel zu erreichen, investiert Amazon Milliarden in eine neue Logistikflotte. Neben E-Lastern sollen künftig auch mehr Lastenräder und dezentrale Mini-Hubs zum Einsatz kommen, während dem autonomen Lieferroboter Scout der Stecker gezogen wird.

Bis 2040 will Amazon seinen CO2-Nettoausstoß auf null reduzieren. Einer der wichtigsten Schritte in diese Richtung ist die nachhaltige Transformation der Lieferketten, insbesondere durch den Austausch der gigantischen Diesel-Flotte, vom lokalen Zustellfahrzeug bis zum LKW, gegen elektrische Varianten. Alleine in Europa sollen für die Elektrifizierung in den nächsten Jahren mehr als eine Milliarde Euro investiert werden, rund 400 Millionen Euro davon in Deutschland. Noch in den nächsten drei Jahren will Amazon die Zahl der elektrisch angetriebenen Lieferwägen auf europäischen Straßen auf mehr als 10.000 verdreifachen. Zudem ist die Anschaffung von rund 1.500 Elektro-LKW geplant, von denen etwa ein Drittel die Logistikzentren in Deutschland versorgen und verbinden sollen. Versorgen will das Unternehmen sie mit eigenen Ladestationen, die von Ökostrom-Anlagen wie einem Windpark mit 350 Megawatt in der Ostsee versorgt werden.

Im Kleinen lernt Amazon dabei auch weiter von der Post: Auf der letzten Meile sollen in Städten künftig verstärkt Lastenfahrräder mit Elektromotor zum Einsatz kommen. Zudem ist sogar angedacht, dass Zulieferer die Pakete dort zu Fuß austragen. Dafür sollen bis 2025 fast 50 europäische Städte mit entsprechenden „Micro-Hubs“ zum Warenumschlag versorgt werden, doppelt so viele wie derzeit noch.

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Amazons autonomer Lieferroboter Scout
Der autonome Zustellroboter Scout wird nun sprichwörtlich auf die Straße gesetzt
© Amazon

Ausgerechnet autonome Zustellroboter, deren technologische Entwicklung Amazon in den letzten Jahren selbst stark vorangetrieben hat, spielen in den Planungen jedoch vorerst keine tragende Rolle mehr. Gegenüber dem Finanzdienst Bloomberg räumte Amazon ein, dass der Betrieb und die Weiterentwicklung des Lieferfahrzeugs Scout eingestellt werden, das unter anderem am Konzernsitz in Seattle seit mehreren Jahren im Testbetrieb Waren zustellt. Zwar will Amazon die Idee der autonomen Kleinzusteller noch nicht ganz aufgeben, der aktuelle Ansatz führte jedoch im Praxiseinsatz in den städtischen Verkehrsströmen regelmäßig zu Problemen und machten die Gefährte damit unzuverlässig und unrentabel. Die rund 400 an Scout arbeitenden Entwickler, einige davon im Forschungs- und Entwicklungszentrum in Tübingen, sollen nun auf andere Projekte verteilt werden.


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