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Amazon vernichtet munter weiter

18. Oktober 2022, 17:17 Uhr | Lars Bube
Amazon macht Neuware zu Müll und verdient gut daran
© Kadmy - AdobeStock / ICT CHANNEL

Eine aktuelle Recherche zeigt, dass Amazon ungeachtet aller Kritik weiterhin tonnenweise neue und neuwertige Artikel vernichtet. Geändert hat sich einzig die Bezeichnung für den Entsorgungsvorgang: Statt „zerstört“ wird die Ware jetzt „entfernt“.

Seit 2018 wird jedes Jahr am 14. Oktober, neben dem Welt-Standard-Tag, der International E-Waste-Day begangen, der die Weltbevölkerung für die Problematik der wachsenden Elektroschrottberge im Fahrwasser des unbegrenzten digitalen Konsums sensibilisieren soll. Zuverlässig wie eine DIN-Norm taucht in den mahnenden Berichten zu diesem Tag vor allem ein Name immer wieder auf: Amazon. In stetiger Wiederholung geht es dabei alljährlich um die gigantischen Mengen Waren, die der Online-Gigant jedes Jahr vernichtet. Allen Hoffnungen auf Besserung zum Trotz ist auch 2022 hier keine Ausnahme. Aktuelle Recherchen des ZDF-Magazins Frontal und des Business Insider zeigen einmal mehr, dass sich trotz der gebetsmühlenartigen und durchaus öffentlichkeitswirksamen Kritik und den, wenn auch teils nur sehr zaghaften, politischen Vorstöße gegen die unsägliche Verschwendung, nichts ändert.

Im Gegenteil lässt der jüngste Bericht eher das Gefühl zurück, dass man die Problematik beim Giga-Konzern einfach nur achselzuckend beiseite wischt – mit teils zynisch anmutenden Reaktionen. Denn die Reporter legen darin nicht nur deutliche Belege vor, dass die Vernichtungsmaschine ungebremst weiter rollt. So verweisen sie etwa auf Zahlen von Insidern, laut denen alleine in der Produktkategorie „Verschiedenes“ in den letzten eineinhalb Jahren in Deutschland mindestens 1.840 Tonnen Waren vernichtet wurden. Nur ein kleiner Teil davon ist im eigentlichen Sinne Müll oder Schrott, der Großteil sind neuwertige Waren, die nur auf der Halde landen, weil es sich um Retouren handelt, deren Aufbereitung, Neuverpackung und Weiterverkauf als zu aufwendig und teuer erscheinen. Selbst Neuware landet immer wieder massenweise in der Verschrottung, weil sie etwa bereits zu lange auf Lager liegt und den Händler die Entsorgung über den Rundum-Dienstleister Amazon billiger kommt als eine Rücksendung.

Als ein aktuelles und exemplarisches Beispiel führen die Reporter hier die von einem Mitarbeiter in einem Logistikzentrum heimlich dokumentierte Vernichtung von zwei Paletten mit originalverpackten Baby-Decken vor wenigen Wochen an. Offenbar ging die zum Stückpreis von rund 50 Euro verkaufte Ware nicht schnell genug weg, dass sich die Lagerkosten weiterhin gelohnt hätten. Obwohl es nicht nur angesichts des Kriegs in der Ukraine genügend andere sinnvolle Verwendungszwecke dafür geben würde, wurden die Decken deshalb am Ende einfach entsorgt. Ähnlich lief es dem Bericht zufolge mit Paletten voller Toner, Keyboards und Solarleuchten. Selbst teurere Waren wie neue Notebooks sollen regelmäßig in den Stationen für die Aussortierung landen.

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