Arzneimittelkosten unter Kontrolle

30. März 2006, 0:00 Uhr |
Die Betriebskrankenkassen können die Abrechnungsdaten der Leistungserbringer tagesaktuell über das Web untersuchen ? bald bis hinunter auf die Ebene eingescannter Verordnungen. Foto: BKK AZ

Arzneimittelkosten unter Kontrolle. Um bei den Kosten für Trans­parenz zu sorgen, prüfen die ­Betriebskrankenkassen ­Arzneimittelverordnungen mit ­Business-Intelligence-Software.

Arzneimittelkosten unter Kontrolle

Das BKK Abrechnungszentrum (AZ) Essen übernimmt als Dienstleister für derzeit 70 Betriebskrankenkassen bundesweit die Prüfung und Abrechnung der Arzneimittelverordnungen aus Apotheken (gemäß § 300 SGB V) sowie der Verordnungen von sonstigen Leistungserbringern (laut § 302 SGB V) wie Orthopädie-Mechanikern, Sanitätshäusern, Krankenpflegern, Masseuren und Taxiunternehmen. Um für die Krankenkassen Transparenz zu schaffen, stellt das BKK AZ seinen Kunden seit vielen Jahren die Arzneimitteldaten ihrer Versicherten zusammen mit den gescannten Rezepten per Datenträger zur Verfügung.
Doch die Essener hatten sich das Ziel gesetzt, den Kassen eine Online-Analyse dieser Abrechnungsdaten zu ermöglichen: »Ein wesentlicher Nachteil der bisher üblichen Lieferung ist die beschränkte Kapazität des Datenträgers, der bei den Arzneimittelabrechnungen nur den monatsbezogenen Blick auf die Daten ermöglicht«, sagt Martin Deneke, Leiter des BKK AZ. Hinzu kommt der hohe Aufwand für die Erstellung und Lieferung dieser Datenträger.
Nach einem Vergleich verschiedener Software-Produkte entschieden sich die Essener schließlich ? in Kooperation mit dem IT-Beratungshaus ISC West, das auf Krankenversicherungen spezialisiert ist ? für den Einsatz des Analysetools Qlikview des schwedischen Herstellers Qliktech. Online-Zugriff, Bedienerfreundlichkeit, Implementierbarkeit und Performance überzeugten Matthias Kleinschmidt, Bereichsleiter bei ISC West.

Datenzugriff per Web
In der Mitte 2005 gestarteten ersten Phase wird Qlikview eingesetzt, um den Krankenkassen eine webbasierte analytische Sicht auf die Abrechnungsdaten der sonstigen Leistungserbringer (nach § 302 SGB V) zu ermöglichen, die auf einer SQL-Server-Datenbank vorgehalten werden. Als Grundlage für die Entwicklung dieser ersten Anwendung diente die 32-Bit Version des Produkts, die zweite Anwendung, die für die Analyse der Arzneimittelverordnungen nach § 300 entwickelt wird, setzt dagegen auf der 64-Bit-Version auf. Sie bietet mehr Arbeitsspeicher, so dass auch größere Datenmengen performant verarbeitet werden können. Erwartet werden rund 150 Millionen Datensätze. Diese zweite Anwendung wird voraussichtlich noch im zweiten Quartal 2006 für die Kunden des BKK AZ Essen freigeschaltet.

Analyse aller Daten
Der Vorteil der Online-Analyse: Die Krankenkassen können bei der Prüfung auf tagesaktuelle Daten zugreifen. »Diese Transparenz hat die Mitarbeiter in den Kassen dazu gebracht, die Anwendung nicht nur für Analysen und Kontrollen zu nutzen, sondern auch zur Unterstützung im Tagesgeschäft ? beispielsweise in Verbindung mit Serienbrief-Funktionen«, berichtet Deneke. Die erwähnte zweite Anwendung wird den Analysezeitraum von bisher einem Monat auf 36 Monate erweitern.
Die Krankenkassen müssen die Analysedaten dann nicht mehr bei der Abrechnungsstelle anfordern, sondern können direkt auf die Datenbank zugreifen. Da es sich um einen Server-Dienst handelt, ist der gleichzeitige Zugriff für mehrere Nutzer möglich ? so lässt sich auch der interne Workflow in den Krankenkassen vereinfachen. »Künftig werden auch die eingescannten Verordnungen angezeigt. Somit entfällt für unsere Kunden die bisher kostenpflichtige Anforderung von Images beim BKK AZ in Essen«, erläutert Deneke die Vorteile für die Betriebskrankenkassen.
Die Abrechnungsstelle profitiert von dem reduzierten Arbeitsaufwand: Datenträger werden kaum noch benötigt, der Schulungsaufwand ist durch die einfache Benutzeroberfläche kaum der Rede wert, neue Anwendungen können kurzfristig erstellt werden. »Da wir auch für die zweite Phase eine kurze Implementierungsdauer erwarten, gehen wir von einer kurzfristigen Amortisierung unserer Investitionen aus«, sagt Deneke.  

Andres Sieverding ist Journalist in Köln


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