Erste positive Impulse

Bechtle: E-Commerce-Vorstoß auf Eis gelegt

18. August 2009, 8:34 Uhr | Nadine Kasszian

Trotz erster positiver Impulse sind die Einbrüche bei Bechtle im zweiten Quartal 2009 immer noch gravierend. Das schwäbische Systemhaus führt Kurzarbeit jetzt auch in der Firmenzentrale ein. Die Expansion im E-Commerce nach Osteuropa ist vorerst gestoppt.

Bechtle bekommt die Rezession weiterhin deutlich zu spüren. Der Umsatz des schwäbischen Systemhauses im zweiten Quartal 2009 liegt mit 322 Millionen Euro sechs Prozent unter dem des Vorjahres. Auch das Vorsteuerergebnis bricht um 40,6 Prozent ein. Trotzdem gibt es im Vergleich zum ersten Quartal 2009 leichte positive Impulse: Im ersten Quartal ging das Vorsteuerergebnis im Vergleich zum Vorjahr noch um satte 49 Prozent zurück. Die EBT-Marge hat Bechtle im Vergleich zum Q1 verbessert. Diese Entwicklung stimmt Bechtle-Chef Thomas Olemotz zumindest verhalten optimistisch. »Wir sehen erste Anzeichen einer konjunkturellen Bodenbildung«, sagt Olemotz während einer Bilanzpressekonferenz. Das dritte und das vierte Quartal werden jedoch über das Jahresergebnis entscheiden – vor allem das Jahresendgeschäft im Dezember.

Dennoch – angesichts dieser Zahlen bleibt Bechtle nichts anderes übrig, als weiter an der Kostenschraube zu drehen. Schon jetzt arbeiten 50 Mitarbeiter weniger bei Bechtle als noch am 1. März 2009. »Wir haben Freistellungen und natürliche Fluktuation genutzt«, erklärt der Bechtle-Chef. Seit Juli hat das Systemhaus jetzt auch Kurzarbeit in der Unternehmenszentrale in Neckarsulm eingeführt – betroffen sind die Bereiche Logistik und Service mit reduzierten Arbeitszeiten von zehn bis 20 Prozent. Für die nächsten Monate schließt Olemotz weitere Entlassungen nicht aus, dennoch gebe es keine feste Zahl von Mitarbeitern, die abgebaut werden soll.

»Wir werden hier sehr differenzierte Entscheidungen treffen, die hart und emotional schwierig sind. Schließlich geht es hier nicht nur um Kosten, sondern um Menschen«, äußert sich Olemotz betroffen. Möglichen Entlassungen stehen allerdings auch Einstellungen in Bereichen gegenüber, die trotz wirtschaftlicher Lage wachsen.

Im Bereich öffentliche Auftraggeber verzeichnet Bechtle ein Wachstum von 21,5 Prozent. Dazu trägt zum Beispiel ein gewonnener Rahmenvertrag mit der Bundeswehr bei. Die Industrie sei dagegen weiterhin zurückhaltend mit Investitionen in die IT. Vor allem die Autoindustrie, die Chemiebranche und der Maschinenbau investieren kaum in IT-Aufträge.

Um weiter Kostenersparnisse zu erzielen, verlegt Bechtle das Lager und die Administration der E-Commerce-Tochter-ARP Datacon in die Zentrale nach Neckarsulm. Zudem steht die ARP mit Ralph Goedecke seit Juli unter einer neuen Geschäftsführung. Im Juli hatte Bechtle das akquirierte Unternehmen bereits kräftig zurechtgestutzt (CRN berichtete). Gut die Hälfte der rund 55 Arbeitsplätze bei ARP Datacon gingen dadurch verloren. Auch die geplante Expansion im E-Commerce nach Osteuropa legt das Systemhaus vorerst auf Eis.

Eine weitere Wachstumsbremse: Das Volumengeschäft mit Druckern, Notebooks und Monitoren sieht Olemotz zurzeit unter einem starken Preisdruck. Dem versucht das Systemhaus mit erhöhten Stückzahlen entgegenzuwirken.

In diesem Jahr auffällig: Bechtle – sonst ein Akquisitionsfreudiges Unternehmen – hat sich bislang noch mit Übernahmen zurückgehalten. Dieses zurückhaltende Vorgehen führt Olemotz aber nicht auf einen Strategiewechsel zurück. »Wir prüfen zurzeit vielleicht etwas genauer, schauen uns aber weiterhin nach Systemhäusern um, die uns regional oder zum Beispiel im Bereich Managed Services ergänzen können«, so Olemotz.


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