Angeschlagene Premiere AG verkauft Mehrheit an HOH

Cancom rettet Etailer Home of Hardware

17. Dezember 2008, 8:56 Uhr | Martin Fryba

Das Systemhaus Cancom übernimmt Home of Hardware (HOH), einen der größten IT-Internethändler in Deutschland. HOH drohte ein Opfer des eigenen Erfolgs zu werden und stand mit dem Rücken zur Wand – nicht zuletzt wegen massiver Probleme seines Mehrheitsgesellschafters Premiere. Indes rätselt die Systemhausbranche über die Motive von Cancom, in einen neuen, riskanten Markt einzusteigen.

Bis vergangenen Donnerstag war nach Informationen von Computer Reseller News das Rennen um den IT-Internethändler HOH aus Westendorf bei Augsburg noch offen. Mehrheitsgesellschafter Premiere und HOH-Gründer und Mitgesellschafter Martin Wild sollen bis zuletzt mit drei Kaufinteressenten verhandelt haben. Ein riskantes Pokerspiel, denn HOH braucht dringend einen solideren und vor allem solventeren Mehrheitsgesellschafter als den tief in roten Zahlen stehenden Fernsehsender Premiere, der im vergangenen Jahr 65 Prozent an HOH erworben hatte.

Schließlich erhielt das Systemhaus Cancom AG aus dem benachbarten Jettingen-Scheppach den Zuschlag. Für einen symbolischen Preis von drei Euro übernimmt Cancom den Premiere- Anteil am defizitären Internethändler HOH von 75,5 Prozent. Damit kann HOH-Chef Wild vorerst aufatmen. »Ich bin sehr erleichtert «, sagte Wild im Gespräch mit Computer Reseller News. Er bleibt Geschäftsführer, aber nicht mehr allein. Ihm zur Seite stellt Cancom ihren Onlinespezialisten Domenic Erberle. Für die restlichen Anteile, die im Wesentlichen Wild gehören, wurde eine erfolgsabhängige Regelung getroffen.

Wild, das zeichnete sich zuletzt immer deutlicher ab, war sozusagen Opfer seines eigenen Erfolgs. Das rasante Wachstum finanzieren zu können, fiel HOH zuletzt immer schwerer. Premiere schraubte die Umsatzerwartungen bei HOH hoch, zuletzt schrieb der Etailer Verluste und musste Personal abbauen. Kreditversicherer waren alarmiert und kürzten Kreditlinien. Mit 85 Mitarbeitern wird HOH 2008 rund 80 Millionen Euro umsetzen.


  1. Cancom rettet Etailer Home of Hardware
  2. Reges Interesse an HOH
  3. Interview: »Viele Internethändler werden nicht überleben«

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