290 Milliarden Dollar in Luft aufgelöst

China stoppt zu mächtige Internet-Konzerne

12. November 2020, 11:13 Uhr | Martin Fryba
Zwei Tage vor dem geplanten Börsengang hat der Shanghaier Aktienmarkt das Debüt des zum Alibaba-Konzern gehörenden Fintechs ANT Group platzen lassen
© Kin Cheung AP/dpa

Chinesische Kartellbehörden haben ein Gesetz vorgelegt, dass die Macht von Alibaba, Baidu, Tencent und anderer Internetkonzerne Chinas brechen soll. Dass die Wächter keine zahnlosen Tiger sind, haben sie erst gerade demonstriert.

In den USA, in Deutschland und der EU dämmert es Kartellbehörden allmählich, dass die marktbeherrschende Stellung der größten US-Internetkonzerne eine Gefahr für den Wettbewerb darstellt. Entsprechende Forderungen, den GAFA-Konzernen (Google, Amazon, Facebook, Apple) genauer auf die Finger zu schauen, werden nicht nur in westlichen Industrienationen laut. Auch in China erkennt man die wachsende Macht der dortigen Pendants.


Anti-Monopol-Gesetz
Chinas staatliche Verwaltung für Marktregulierung ist seit 2018 federführend für die Umsetzung des chinesischen Anti-Monopol-Gesetzes zuständig. Ihr Ziel: Gleichbehandlung aller Firmen. Ein vor wenigen Tagen vorgelegter Gesetzesentwurf orientiert sich an diesem Ziel, er soll die Macht chinesischer Internetkonzerne einschränken, ihre wettbewerbsbehindernden Praktiken verbieten, die sich in nichts von denen der westlichen Plattformanbieter unterscheiden.


Die Pläne der Marktwächter haben Chinas Börse mächtig beeindruckt: Die Kurse von Alibaba, Baidu, Tencent und anderen Internetkonzernen sind eingebrochen. Binnen zweier Tage löste sich ein Börsenwert von umgerechnet 290 Milliarden US-Dollar auf, berichtet das Handelsblatt.


Weltweit größter Börsengang geplatzt
Der Zeitpunkt ist nicht zufällig gewählt. Gestern am 11.November hat Chinas größter Etailer Alibaba im Rahmen des »Singles Day« die größte Rabattschlacht aller Zeiten ausgerufen. Binnen eines Tages verkaufte Alibaba und angeschlossene Händler Waren im Wert von fast 48 Milliarden Euro - Verkaufsrekord, berichtet dpa. In der Spitze seien beim Etailer pro Sekunde 583.000 Bestellungen eingegangen. Anders als in den Vorjahren, hat Alibaba in diesem Jahr bereits seit Anfang November den Startschuss für das Konsumfestival gegeben. Zwei Millionen Produkte, doppelt so viele wie im Vorjahr, wurden angeboten.


Krönen wollte der Alibaba-Konzern seinen Verkaufsrekord zuvor mit einer weiteren Rekordmarke. Die Finanztochter Ant Group sollte eigentlich an die Börse gebracht werden und über 34 Milliarden Dollar einspielen. Das IPO des chinesischen Fintechs wäre der weltweit bislang größte Börsengang. Doch zwei Tage vor der Erstnotiz hat die Börse in Shanghai das Debüt abgesagt. Laut dpa haben chinesische Regulatoren vergangene Woche die Pläne der Alibaba-Tochter vorerst gestoppt.

 


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