Ukraine-Krieg aus dem All

„Da sind Raketen eingeschlagen“

24. Mai 2022, 12:59 Uhr | Martin Fryba
Berlin bei Nacht: Die Lichtverschmutzung hat ISS-Astronaut Matthias Maurer im Januar anhand dieses Fotos aus dem All deutlich gemacht. Die Raketeneinschläge in der Urkraine hat er zwar gesehen, aber auf seinem Twitter-Kanal nicht gepostet.
© @Astro_Matthias (Twitter)

Mit bloßem Auge hat ISS-Astronaut Matthias Maurer die Blitze der Raketen gesehen, die in der Ukraine eingeschlagen sind. Aus Rücksicht auf das "Friedensprojekt" internationale Raumfahrtmission gab es keine Fotos auf seinem Twitter-Kanal.

Über den Wolken ist die Freiheit wohl grenzenlos, aber auch nur da. Aus dem All sieht man all die Wunden, die der Mensch dem doch so schönen Planeten schlägt. Der deutsche Astronau Alexander Gerst hatte sie 2018 auf Twitter dokumentiert (ICT CHANNEL berichtete). Astronaut Matthias Maurer wurde auf der ISS Augenzeuge einer weiteren sinnlosen  Aggression und Zerstörungswut, die Russland über die Ukraine aktuell bringt. „Am Anfang war es so, dass das Land nachts ganz dunkel wurde, also die ganze Beleuchtung der Städte wurde reduziert. Man hat eigentlich nur noch Kiew erkannt, und außenrum das ganze Land war ganz dunkelschwarz“, sagte Maurer am Dienstag im ARD-„Morgenmagazin“. Dann habe er nachts Blitze gesehen - und er habe gewusst: „Da sind Raketen eingeschlagen.“ Tagsüber standen dann „riesige Rauchsäulen, tiefschwarze Rauchsäulen“ über Städten wie Mariupol.

„Also das war mit bloßem Auge aus dem Weltraum ganz, ganz deutlich zu erkennen. Und in den Momenten habe ich mich dann eigentlich viel näher an dem Land gefühlt als ich das wahrscheinlich von Deutschland aus gefühlt hätte“, sagte der Saarländer, der bei seiner Mission auf der Internationalen Raumstation ISS alle 90 Minuten die Erde umrundet hat. „Und so etwas wie Streit oder Krieg, von oben aus gesehen, das wirkt noch hundertmal irrationaler als jetzt sogar vom Boden aus gesehen“, sagte er.

Maurer hat auf Twitter viele Fotos seiner Raumfahrtmission gepostet. Die Bilder und Daten aus dem All zeigen die Klima- und Hitzeveränderungen auf der Erde, dokumentieren die Abholzung der Regenwälder, lassen eindrucksvoll die Lichtemissionen sichtbar werden, die Nachts von Metropolen wie Berlin (siehe Foto) ausgehen, und zeigen eben erschreckende Momentaufnahmen von Kriegen auf der Erde. Veröffentlicht hat Maurer keines der Bilder, die den Krieg Russlands gegen die Ukraine zeigen.

Friedensprojekt nur im All
Schließlich gehören der ISS-Besatzung auch Kosmonauten an und die Internationalen Raumstation wird gemeinsam von der NASA, der russischen Weltraumagentur Roskosmos und der Europäischen Weltraumagentur (ESA) betrieben. „Das war ja auch genau der Zweck der ISS, als sie aufgebaut wurde, dass sie ein Friedensprojekt ist zwischen verschiedenen Nationen, Völkern und Kulturen und das hat ja auch mehr als 20 Jahre sehr gut funktioniert. Jetzt haben wir eine neue Situation“, sagte Maurer im März der Tagesschau. Die Zukunft dieses Friedensprojekts? Es steht, wie so vieles auf der Erde, nun auch im All vor ungewissen Zeiten.

(Mit Material von dpa)

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