7,69 Euro pro Tag

Deutsche Bank plädiert für Homeoffice-Steuer

13. November 2020, 13:56 Uhr | Martin Fryba
© GVS - AdobeStock

Weil Beschäftigte im Homeoffice viel Geld sparen, zum Beispiel Fahrt- oder Essenskosten, sollen sie eine Homeoffice-Steuer abführen. So überraschend der Vorschlag ist, so ungewöhnlich rät die Deutsche Bank, was der Staat mit den knapp 16 Milliarden Euro Mehreinnahmen machen soll.

Eine Steuer auf Heimarbeit hat der Deutsche Bank-Ökonom Luke Templeman in einer am Mittwoch veröffentlichten Studie gefordert. Die vorgeschlagene Steuer ist Teil eines Aufbauplans nach der Corona-Pandemie, mit dem sich Templeman schon länger beschäftigt. Die Logik dahinter: Heimarbeit erhöhe das Einkommen im Schnitt um fünf Prozent, da Homeoffice-Beschäftige kein Geld etwa für Fahrten zur Arbeit, für Essen auswärts oder Business-Anzüge ausgeben müssten. Die Infrastruktur wie Öffentliche Verkehrsmittel müsse der Staat dennoch vorhalten. Auch dann, wenn nach der Pandemie viele Arbeitnehmer dauerhaft ganz oder teilweise im Homeoffice arbeiten werden, was zu erwarten ist. »Unser Wirtschaftssystem ist einfach nicht dafür gemacht, mit Leuten fertig zu werden, die sich von der persönlichen Gesellschaft abkapseln können«, begründet der Ökonom seine Pläne. Und erläutert seine Modellrechnung für Deutschland.


Demnach könnte das durchschnittliche Homeoffice-Einkommen von 40.000 Euro im Jahr mit 7,69 Euro pro Heimarbeitstag besteuert werden, das der Arbeitgeber zu zahlen hätte. Nur wenn dieser einem Beschäftigten einen Arbeitsplatz im Unternehmen zur Verfügung stellt, er aber freiwillig zuhause arbeitet, soll der Arbeitnehmer die Steuer tragen.


Deutsche Bank zeigt Herz für die Ärmsten

Der Staat würde so 15,4 Milliarden Euro einnehmen, so Templeman. Einen Vorschlag, wie das Geld verwendet werden könnte, liefert der Deutsche Bank-Manager auch. Es soll dem ärmsten Achtel der Bevölkerung zugutekommen. Der Empfänger von Niedriglohn hätte dann 1.538 Euro jährlich mehr in der Tasche.


Vom Bund der Steuerzahler (BdSt) gibt es zu diesem Vorschlag noch kein Statement. Wie das ausfallen könnte, kann man sich aber denken: Klare Ablehnung. Denn Reiner Holznagel, Präsident des BdSt, fordert das exakte Gegenteil. »Das Arbeiten im Homeoffice muss steuerlich besser berücksichtigt werden«. Am besten als Werbungskostenpauschale von beispielsweise 100 Euro pro Monat, fordert Holznagel, also fünf Euro Steuererleichterung pro Arbeitstag.

 

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