Eierlose Wollmilchsau

24. November 2007, 15:06 Uhr | Andreas Stolzenberger

Datatank Gateway WLAN NAS – In eine kompakte Appliance packt Freecom 2-TByte Plattenspeicher mit diversen Serverdiensten plus Router und WLAN.

Die schlanke, silberne Kiste scheint auf den ersten Blick alles zu beherbergen, was ein modernes Home-Office benötigt. Zwei Laufwerke mit 500 oder 1000 GByte lassen sich als Spiegel- oder Stripe-Set konfigurieren. Zwei USB-Ports binden externe Platten, USB-Sticks oder Drucker an. Ein WAN und vier LAN-Ports koppeln den Data-Tank mit dem internen Netz und dem Internet.

Im Inneren der Appliance arbeitet ein modifiziertes Linux. Freecom unterhält für den Datatank und verwandte Geräte eine eigene Website namens www.openfsg.com. Dort gibt es Dokumente und How-Tos, wie man die Funktionen der Appliances zusätzlich erweitern kann. Das Admin-Menü erschlägt den zunächst erstaunten Anwender mit Features: Der Datatank kann als Mail-, Print-, Datenbank-, Proxy-, Backup- Media-, Web- und FTP-Server arbeiten. Zudem integriert er einen Bit-Torrent-Client sowie DHCP und DNS-Dienste. Der integrierte WLAN-Controller verwaltet auf Wunsch ein 801.11bg-Netzwerk.

Im ersten Test will Network Computing zunächst nur die NAS-Features des Modells mit zwei 1 TByte-Platten im Raid-0-Stripe unter die Lupe nehmen – und erlebt eine ganze Reihe herber Enttäuschungen. Obwohl der Freecom-Filer mit einem Linux-Kern arbeitet, unterstützt dieser kein NFS, so dass sich die Linux-Clients des Labors via SMB/CIFS anmelden müssen. Die Samba-Mounts funktionieren jedoch nicht richtig. Bereits nach wenigen Dateitransfers brechen die Verbindungen immer wieder ab. In der Regel dauert es Minuten, bis ein Reconnect erfolgt, in vielen Fällen kommt gar keine Verbindung mehr zustande.

Auch von Windows-Clients aus funktioniert das NAS eher schlecht als recht. Ein einzelner Windows-Client schafft schreibende Durchsatzraten um die 12 MByte/s, was als für diese Geräteklasse akzeptabel erscheint. Arbeiten zwei Windows-Clients mit dem Datatank, teilen diese sich die 12 MByte/s. Das lässt bereits Schlimmeres erahnen. Sobald der dritte Test-Client zu schreiben beginnt, bricht der Datatank komplett zusammen. Die Durchsatzraten fallen ins Bodenlose auf das Niveau einiger KByte/s. Zwischenzeitlich brechen Verbindungen ganz ab.

Der Fehler lässt sich jederzeit reproduzieren. Auch andere Tests zwingen das NAS in die Knie. Hierzu genügen ein Windows- und ein Linux-Client. Sobald die Linux-Verbindung wie berichtet aussetzt, bleibt auch der Windows-Client stecken.

Die Ursache der Fehler ist bald gefunden – und erweist sich als nicht behebbar. Freecom stattet seinen Datatank, welcher laut Pressemitteilung bis zu 50 Clients mit all den bereits aufgelisteten Features versorgen soll, mit viel zu schwacher Hardware aus. Als CPU kommt ein ARM-Prozessor zum Einsatz, der etwa auf dem Leistungsniveau eines Pentium 1 mit 150 MHz liegt. Der CPU stehen lächerliche 64 MByte RAM zur Seite.

An diesem Punkt stellt Network Computing die Tests der weiteren Funktionen ein. Mit so wenig Speicher kann das Gerät keine akzeptablen Ergebnisse als Appliance mit einem Dutzend Netzwerkdiensten für 50 Clients liefern. Damit sich alle angepriesenen Dienste benutzbar verwalten lassen, müsste Freecom dem Datatank mindestens 512 MByte spendieren.

Fazit:

Bei vielen der von Network Computing getesteten Geräte ließen sich Fehler auf die Firmware zurückführen, so dass der Hersteller nachbessern konnte. Bei Freecom ist das nicht der Fall. Auch Firmware-Änderungen können nicht über die unterdimensionierte Hardware-Ausstattung hinwegtäuschen. Das Design des Geräts ist bereits unbrauchbar. Trotz der müden CPU und des kleinen Speichers versucht Freecom, den Datatank mit Funktionen vollzustopfen, welche kleine Unternehmensnetzwerke gar nicht benötigen.

Im direkten Vergleich zeigt ein Netgear-Ready-NAS (siehe Test in Ausgabe 11-12/2007) den besseren Weg. Hier verzichten die Konstrukteure auf Non-NAS-Funktionen wie Mail- und Datenbankserver, integrieren im Gegenzug jedoch mehr File-Protokolle wie NFS und Rsync. Das Netgear-System arbeitet mit 256 MByte RAM und setzt im Belastungstest nicht aus. Preislich liegt ein Netgear-NAS mit vier 500-GByte-Platten auf dem Niveau des getesteten Datatank mit zwei 1-TByte-Laufwerken.
ast@networkcomputing.de


Jetzt kostenfreie Newsletter bestellen!

Matchmaker+