HOH-Chef Martin Wild im Porträt

Ein Einzelkämpfer entdeckt das Teamspiel

22. April 2009, 8:59 Uhr |

Ob als 18jähriger Firmengründer oder als American Football-Spieler: HOH-Geschäftsführer Martin Wild hat sich den Erfolg mit Durchsetzungsvermögen und Siegeswillen erkämpft. Nach einer unglücklichen Partnerschaft mit Premiere hat nun Cancom HOH übernommen – und bietet Firmenchef Wild damit die Möglichkeit, gelassener ans Werk zu gehen.

Martin Wild wirkt entspannt. Für jemanden, der die Mehrheit an dem von ihm gegründeten Etailer Home of Hardware (HOH) vor einigen Wochen für einen symbolischen Euro verkauft hat, sogar erstaunlich entspannt. Fast scheint es, als sei der 30-Jährige mit dem Abschied vom bisherigen Mehrheitseigner Premiere eine Bürde losgeworden. »Es stimmt, ich habe die Übernahme durch Cancom und die Tatsache, dass ich mit Dominik Eberle nun einen Partner in der Geschäftsführung an meiner Seite habe, als eine sehr positive Erfahrung wahrgenommen«, bestätigt Wild beim Gespräch in einem Augsburger Café. Doch habe er anfangs auch etwas Angst vor den neuen Verhältnissen gehabt, räumt der HOH-Chef ein: »Erst in den vergangenen eineinhalb Jahren habe ich gelernt, zu delegieren. Früher hätte eine solche Aufgabenteilung nie geklappt.«

Kein Wunder – schließlich hat Wild HOH bereits im Alter von 18 Jahren gegründet, damals noch im Elternhaus im bayerischen Holzheim. »Ich habe Komponenten gekauft, installiert und an kleine Firmen und Privatkunden in der Umgebung geliefert.« Auch vor dem Familien- und Freundeskreis schreckte Wild nicht zurück: Einer seiner frühesten Geschäftskunden war die Firma seiner Mutter. »Davor hatte ich als ersten größeren Deal bei einem Distributor 400 CD-Rohlinge bestellt und an meine Schulkameraden in der zwölften Klasse weiterverkauft.« Neben einem frühen Interesse an Computerspielen und IT war dabei vor allem auch ein kaufmännisches Grundinteresse im Spiel. So habe sich Wild schon nach ersten Kontakten mit dem lokalen Computer- Fachhandel gedacht: »Das kann ich besser!«

Meilensteine auf dem Wachstumskurs von HOH waren nach dem 2002 getätigten Einstieg in den Online-Handel im Jahr 2003 die Anmietung eigener Geschäftsräume in Rain am Lech sowie 2005 der erneute Umzug in den 2.500 qm großen Firmensitz im nahe Augsburg gelegenen Westendorf. Der Trend zum Internetkauf bescherte dem Etailer nicht nur große Erfolge, sondern brachte auch neue Anforderungen mit sich. »In der Anfangsphase von HOH hatte ich noch viele Freiräume und konnte meine Jugend genießen «, berichtet Wild. Doch mit der rasanten Geschäftsentwicklung sei nicht nur der Erfolgsdruck ständig gewachsen, sondern habe er auch regelrecht darum kämpfen müssen, genügend qualifizierte Mitarbeiter zu finden. »Zudem ist die zeitliche Belastung immer größer geworden.«

Für Wild, der seit 2005 verheiratet und Vater von zwei kleinen Kindern ist, war der Verkauf einer Mehrheitsbeteiligung an den Medienkonzern Premiere im Mai 2007 daher nicht nur eine strategische Notwendigkeit, sondern auch ein Akt der Verantwortung: »HOH hatte damals schon eine beträchtliche Umsatzgröße und rund 40 Mitarbeiter. Wenn ich persönlich ausgefallen wäre, wäre die Firma nicht überlebensfähig gewesen.« Aus der Überzeugung heraus, alles selbst am besten machen zu können, sei das Organigramm von HOH extrem auf den Firmengründer ausgerichtet gewesen. Mit dem Einstieg von Premiere habe der Etailer nicht nur eine Stütze für das weitere Unternehmenswachstum gefunden, sondern auch gelernt, mehr Aufgaben zu delegieren.


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  2. »Kannst du PCs teurer verkaufen, weil du ein Diplom hast?«

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