Faulenzen könnt ihr woanders

Elon Musk zwingt Mitarbeiter zurück ins Büro

3. Juni 2022, 14:30 Uhr | Lars Bube
© ISO101 - AdobeStock

Während andere Unternehmen sich mit immer neuen Avancen um Fachkräfte bemühen, droht Tesla-Chef Elon Musk Mitarbeitern, die nicht mindestens 40 Stunden pro Woche im Büro verbringen, unverhohlen mit dem Rauswurf. Mehrarbeit darf hingegen gerne zuhause erledigt werden.

Zwei Jahre nach dem Ausbruch der Covid-Pandemie ist die Welt eine andere, inklusive der Arbeitswelt. Insbesondere durch die Lockdowns wurden Unternehmen dazu gezwungen, alte Barrieren in den Köpfen einzureißen und längst überfällige digitale Fortschritte endlich in die unternehmerische Praxis zu übernehmen. Gerade im Bezug auf die Erbringung der Arbeitsleistung wurden die noch immer vorherrschenden Konzepte aus der Hochzeit der Büroarbeit dadurch oft regelrecht auf Links gedreht und Mitarbeiter, für die „Home Office“ bislang ein Fremdwort aus einer fernen Traumwelt war, saßen plötzlich monatelang in ebendiesem. Selbst so manche Verfechter althergebrachter Management-Methoden nach dem Motto „Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser“ musste dabei erkennen, dass sich ihre große Angst vor einem Produktivitätseinbruch durch zuhause gemütlich Cocktials schlürfende Angestellte nicht bewahrheitete. In den meisten Fällen berichten Unternehmen sogar von einer höheren Arbeitsqualität und -quantität ihrer Mitarbeiter. Nicht umsonst gilt die größere Sorge von Spezialisten wie Arbeitspsychologen aktuell eher der möglichen Überlastung durch die latente Präsenz der Arbeit im privaten Raum und Leben.

Natürlich gab und gibt es auch für die Unternehmen an der ein oder anderen Stelle Schwierigkeiten, insbesondere wenn die persönliche Kommunikation komplett entfällt. Zumeist sind diese jedoch organisatorisch und technisch lösbar und werden zudem durch andere Vorteile wie die deutlich verbesserte Verfügbarkeit von Fachkräften bei einer Aufhebung der lokalen Beschränkungen mehr als kompensiert. Einer der wesentlichen Gründe dafür, dass die IT-Welt dem Rest der Wirtschaft und Industrie hier schon um Jahre voraus war. Doch es gibt ihn noch, den unverbesserlichen Grand Seigneur, der meint kreative Köpfe mit wenig Zuckerbrot und umso mehr Peitsche zu Höchstleistungen animieren zu können. Bestes Beispiel dafür ist ausgerechnet ein vermeintlich junger dynamischer Vertreter aus eben jener IT-Welt: Elon Musk. Wie reaktionär der um keinen lockeren Twitter-Spruch verlegene Milliardär seine Mitarbeiter an die Leine legen will, offenbart jetzt eine von Bloomberg geleakte E-Mail an das Management-Team von Tesla. Darin stellt er unmissverständlich klar, dass die Mitarbeiter umgehend ins Büro zurückzukehren haben - und zwar nicht nur gelegentlich. Während andere Unternehmen noch damit experimentieren, wie viele Tage Anwesenheit für sie sinnvoll sind, will Musk seine Leute mindestens 40 Stunden pro Woche im Büro sehen. Erst darüber hinaus dürfen sie gerne zuhause weiterarbeiten. Wer das nicht will, könne gerne gehen, so Musk. Ausnahmen soll es nur in wenigen von ihm persönlich geprüften Einzelfällen geben. Und das, obwohl Tesla gleichzeitig in Stellenanzeigen mit Remote-Arbeit wirbt.

Im zu erwartenden Twitter-Shitstorm antwortet der digitale Gutsherr auf die Frage, was er Mitarbeitern zu sagen habe, die eine solch vollständige Anwesenheitspflicht für antiquiert halten, nicht minder zynisch: „Sie sollen woanders so tun als würden sie arbeiten“. Ein Vorstoß, der andere Unternehmenslenker umgehend aufhorchen ließ. Weniger, um dem Beispiel zu folgen, als vielmehr um eine Einladung an die betroffenen Tesla-Mitarbeiter auszusprechen. So empfiehlt ihnen etwa der CEO und Mitgründer der Softwarefirma Atlassian, Scott Farquhar, sich gerne direkt auf passende Jobs in seinem Unternehmen zu bewerben, statt sich weiterhin Musks „an die 1950er Jahre erinnernder Management-Einstellung“ zu unterwerfen. Bei Atlassian könnten sie ihren Arbeitsort selbstverständlich frei wählen. Ein Angebot, das gerade manch wertvolle Fachkraft angesichts von Musks Ausfällen kaum ablehnen können wird.

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