Windows und Internet Explorer

EU gegen Microsoft: Der Browser-Streit ist zu Ende

16. Dezember 2009, 16:54 Uhr | Lars Bube
Microsoft muss den Internet Explorer nun doch nicht komplett aus Windows entfernen. Dafür gibt es eine Auswahl mit Konkurrenz-produkten.

Die EU hat das Wettbewerbsverfahren gegen Microsoft im Streit um die Browser-Integration bei Windows eingestellt. Die Kommission hält die Zugeständnisse Microsofts auch Browser der Konkurrenz in einer Auswahl anzubieten für ausreichend und erklärte sie für rechtsverbindlich.

Nach fast zwei Jahren hat der so genannte Browser-Streit zwischen Microsoft und der Europäischen Union nun ein gütliches Ende gefunden. Das teilten die EU-Kommission und Microsoft jetzt mit.

Microsoft hatte sich anlässlich der Veröffentlichung von Windows 7 im Herbst bereit erklärt, künftig in seinem Betriebssystem Windows eine Auswahl verschiedener Browser anzubieten, unter denen die Nutzer sich frei entscheiden können. Jetzt hat die EU-Kommission dieses Vorgehen nach eingehender Prüfung gebilligt und für rechtsverbindlich erklärt.

Somit wird es auch in künftigen Versionen eine Auswahl von derzeit zwölf Browsern geben, die den Nutzern zur Verfügung gestellt wird, wenn sie das erste Mal im Internet surfen wollen. Auch der Streit um die Auflistungsreihenfolge der Browser konnte dabei beigelegt werden.

Logenplätze für bekannte Browser

So bekommen die fünf beliebtesten Browser Safari (Apple), Chrome (Google), Internet Explorer (Microsoft), Firefox (Mozilla) und Opera besonders prominente Positionen in der Auswahl, während weniger verbreitete Lösungen wie AOL, Maxthon, K-Meleon, Flock, Avant Browser, Sleipnir und der Slim Browser weiter hinten erscheinen.

Obwohl die EU-Kommission ursprünglich gefordert hatte, den Internet Explorer komplett aus Windows zu entfernen, wurde damit ein Kompromiss gefunden, den alle Beteiligten gut heißen.

Microsoft hatte bei dem Verfahren erneut ein hohes Bußgeld aus Brüssel zu befürchten und dürfte über diesen Ausgang genauso glücklich sein, wie Konkurrent Opera, der die Kartellklage angestrebt hatte. Insgesamt musste Microsoft in den vergangenen Jahren aus anderen Fällen bereits über 1,5 Milliarden Euro an Strafe an die EU überweisen.

User bleiben ihrem Lieblings-Browser treu

Opera hatte die das Verfahren angeregt, da man in der festen Integration des Browsers in das dominierende Betriebssystem Windows eine Wettbewerbsverzerrung sah. Die EU-Kommission folgte dieser Argumentation und zwang Microsoft unter Strafandrohung, den Internet Explorer von Windows zu lösen.

Ob dieser späte »Sieg« Opera allerdings wirklich weiter bringt, bleibt zu bezweifeln. Der Browser dümpelt laut der aktuellen Zahlen von Marketshare mit einem Marktanteil von unter 2,5 Prozent weit abgeschlagen hinter den etablierten Konkurrenten. Somit ist es unwahrscheinlich, dass sich Windows-Nutzer plötzlich auf fremdes Terrain begeben. Allerdings ist Opera bei Browsern für Mobiltelefone bestens im Geschäft.

Experten erwarten nun, dass der Großteil der Nutzer auch im neuen Auswahlfenster zu den ihnen bekannten Lösungen Internet Explorer oder Firefox greift.

Fraglich ist, ob damit auch Apple noch nachrüsten muss, das seinen Safari-Browser ebenfalls als Standard mit seinen Betriebssystemen ausliefert. Allerdings lässt sich der Browser bei Apple wesentlich leichter vom User aus dem System entfernen, als dies bei Windows der Fall war. Darüber hinaus kann Apple von einem Marktanteil, wie ihn Microsoft mit Windows erreicht (90 Prozent), nur träumen.


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