Wireless LANs: IEEE 802.11n

High-Speed-WLANs könnten Kabel ersetzen

2. November 2007, 18:07 Uhr | Werner Veith

Mit 802.11n scheint erstmals ein allgemeiner drahtloser Zugang zu Unternehmensnetzen denkbar. Darüber diskutierte ein Roundtable, zu dem Network Computing und das Forum Konvergenz & Wireless eingeladen hatten. Das Thema 11n führte die Runde aber auch zu Fragen der WLAN-Architektur und zu Power-over-Ethernet.

Analysten der Burton Group meinen in einem White-Paper, dass der kommende Standard 11n bereits beginnt, drahtgebundenes Ethernet als vorherrschende Zugangstechnologie im Unternehmen abzulösen. Die Teilnehmer sahen zwar, dass bestimmte Trends dies begünstigen. Allerdings gaben sie zu bedenken, dass dies keine rein technische Frage sei. Wireless-Controller haben sich als Infrastrukturlösung für WLANs etabliert. Während es zu Beginn vor allem zentrale Systeme gab, entwickeln Hersteller vermehrt auch dezentrale Lösungen.

Den Teilnehmern ging es um das Für und Wider der verschiedenen Ansätze, auch im Blick auf einen Wechsel zu 11n. Mit diesem Standard stellt sich auch die Frage, ob der Einsatz von Wireless-Mesh verstärkt ein Thema wird. Beim Gespräch hatte die Runde aber eher Wireless-Distribution-Systeme (WDS) im Blick. Durch den vermehrten Strombedarf beim Highspeed-Standard lassen sich 11n-APs nicht mehr vollständig über einen Ethernet-Anschluss mittels Power-over-Ethernet (PoE) 802.af versorgen.

In der Gesprächsrunde zeigte sich, dass der Nachfolgestandard 3at nicht das Allheilmittel ist. Mit zunehmender Mobilität taucht auch IPv6 wieder als Möglichkeit auf. Bisher kam das Protokoll aber nicht aus den Startlöchern. Der Roundtable diskutierte über den aktuellen Stand und das Für und Wider eines Umstiegs. Während LAN und WLAN in der Regel in der Hand des eigenen Unternehmens sind, gilt dies nicht für das WAN. Wann also empfiehlt es sich für einen Betrieb das WAN-Management außer Haus zu geben, war für die Teilnehmer des Roundtables die Frage.

Dominanz von WLAN bleibt umstritten

In ihrer aktuellen Studie »802.11n: The End of Ethernet?« beschäftigt sich die Burton Group mit den Auswirkungen von 11n. Die Schlussfolgerung lautet unter anderem, dass der 802.11n-Standard der Anfang des Endes von Ethernet als vorherrschendem LAN-Zugang in Unternehmen sei. Wolfgang Berger, Sales-Manager bei Communigate Systems, sieht hier keinen schnellen Umschwung. Verkabelte Lösungen werde es aus zahlreichen Gründen wie Sicherheit oder Access weiter geben.

Auf der anderen Seite steht für ihn aber, dass der Anwender mit drahtlosen Clients relativ unabhängig ist. Einen vollständigen Ersatz erwartet Berger nicht. Auch Wolfram Maag, Consulting-Systems-Engineer bei Cisco Systems, rechnet mit keinem raschen Wechsel: »Der normale Client-Wechsel beträgt bei den meisten Unternehmen drei bis fünf Jahre.« Bestimmte Komponenten wie Server oder andere Geräte werde derzeit niemand drahtlos anbinden. Axel Simon, Sales-Director D/A/CH bei Colubris Networks, gibt zu bedenken, dass es sich bei 11n nach wie vor um ein Shared-Medium handle. »Ein großer Hemmschuh für die Einführung ist die mangelnde Verfügbarkeit von Clients.«

Die meisten vorhandenen oder angekündigten Access-Points seien reine 11n-Systeme. Im Kompatibilitätsmodus für 11a/b/g-Geräte komme es zu einer Reduktion der Bandbreite auf das, was es auch so mit 11a/b/g gebe. »Deshalb ist unser AP zusätzlich mit einem 11a/b/g-Funk-Interface ausgestattet.« Bei genauem Hinsehen hält Reinhard Müller, Regional-Presales-Manager Central-Europe bei Trapeze Networks, die Aussage der Burton Group für nicht so dramatisch: Sie spreche nur von einem Beginn des Endes von Ethernet als vorherrschende Technologie für den Zugang im LAN. Weiter gehe es vor allem um Anwendungen im Bürobereich, nicht etwa um Logistik. »Dann schränkt die Burton Group noch ein: Es müsse genügend Bandbreite für den Zugang vorhanden sein. Außerdem dürfe die Sicherheit auf der physikalischen Netzwerkebene kein Thema sein.«

Für Maag kann auch das Sicherheitsbedürfnis der Unternehmen ein Hindernis für die Verbreitung sein. »Objektiv betrachtet kann ich ein Wireless-LAN so sicher machen, wie wir es in einem drahtgebundenen LAN nur selten sehen.« Die subjektive Wahrnehmung sei aber oft anders. Ein weiterer Punkt liegt für Maag in dem Management der WLAN-Clients. Viele hätten relativ große Schwierigkeiten, ihren Rechner in ein gesichertes Funknetz einzubinden. »Auch deshalb wollen viele Unternehmen weiterhin eine Netzwerkdose.« Simon ist die WLAN-Security dagegen als Mittel zur Benutzerakzeptanz: Der Schutz sorge für verfügbare Dienste.

Müller bringt die Flexibilität durch drahtlose Netze ins Spiel: »Strom habe ich überall, aber nicht notwendigerweise eine Netzwerk-Infrastruktur.« Kabelpflege koste Geld. Daher geht Müller davon aus, dass die Zahl der drahtlosen Installationen zunehmen werde. Hans-Jürgen Jobst, Produktmanager IP-Lösungen bei Avaya, stellt die Frage, was mit den Telefonen geschehe: Sollten es dann WLAN-Geräte sein? Außerdem spiele die Bandbreitenfrage in einer Filiale, die mit 2 MBit/s angebunden sei, auch nicht die Rolle. Müller meint jedoch, dass, sobald die 11n-Hardware-Komponenten da seien, es schnell geschehen könne, dass der Anwender gar nichts anderes mehr machen könne.

Jobst sieht die Diskussion zu einseitig technisch geführt: »Der Treiber der Entwicklung ist nicht die Datenrate, sondern das Thema Mobilität.« Anwender wollten nicht immer einen Stöpsel ins Notebook stecken, wenn sie immer wieder woanders seien.

Ein komplett drahtloses Netz ist aber möglich. Marcus Birkl, Leiter Produktmanagement »HiPath«-Wireless-LAN bei Siemens Enterprise Communications, bringt ein Beispiel: »Ein Krankenhaus in Deutschland ist im Zuge der Erneuerung der Telefonanlage komplett drahtlos gegangen.« Es gebe noch sechs drahtgebundene Fax-Anschlüsse. »Es ist aber derzeit sehr exotisch«, schränkt er ein. Kunden testeten aber auch ohne 11n bereits komplett drahtlose Anwendungen. Anstoß sei etwa, wenn die Verkabelung nicht ausreiche und der Anwender bereit sei, einen vollständig neuen Schritt zu wagen. Im Logistikbereich sei, so Maag, Wireless-LAN der Regelfall. Allerdings bleibt für ihn Wireless-LAN weiter ein Overlay-Netzwerk. Für Simon kommt letztlich kein Unternehmen um Wireless-LAN herum: Gebe es in einem Betrieb ein Verbot von Funknetzen, müsse dieses trotzdem zur Überwachung zumindest eine WLAN-Security-Lösung aufbauen.


  1. High-Speed-WLANs könnten Kabel ersetzen
  2. High-Speed-WLANs könnten Kabel ersetzen (Fortsetzung)
  3. Flexibilität ist wichtig
  4. High-Speed-WLANs könnten Kabel ersetzen (Fortsetzung)
  5. High-Speed-WLANs könnten Kabel ersetzen (Fortsetzung)
  6. High-Speed-WLANs könnten Kabel ersetzen (Fortsetzung)
  7. Kompromiss unumgänglich
  8. Es kommt darauf an

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