Markttrends 2009

IDC erwartet 2009 radikalen Wandel des IT-Marktes

4. Dezember 2008, 16:53 Uhr | Bernd Reder

Dass die globale Wirtschaftskrise sich im Jahr 2009 auch im Informationstechnologie- und Kommunikationsmarkt deutlich bemerkbar macht, überrascht niemanden. Die Experten von IDC prognostizieren, dass sich dadurch der finanzielle Druck auf IT-Anbieter deutlich erhöht. Gewinner der Krise sind unter anderem das Cloud-Computing und der Online-Handel.

»Eine nur langsam wachsende Weltwirtschaft hat im IT-Markt eine Wirkung wie ein Schnellkochtopf: Sie führt dazu, dass Entwicklungen schneller vonstatten gehen und sich neue Technologien und Geschäftsmodelle schneller im Markt durchsetzen«, sagt Frank Gens, Senior Vice President und Chefanalyst von IDC.

»Der Grund dafür ist einfach«, so Gens weiter: »Die Vorteile und Nutzeneffekte dieser so genannten disruptiven Angebote und Modelle nehmen zu. Anbieter wie auch Anwender steigen auf neue Lösungen um, nicht weil sie die Zukunft darstellen, sondern weil sie schon heute praktische Vorteile bieten.«

Umsatz in Höhe von 35 Milliarden Dollar fehlt

Die Beratungsgesellschaft geht davon aus, dass der globale IT-Markt im kommenden Jahr nur noch mit halber Kraft oder sogar noch langsamer wächst. Dadurch gehen Umsatzpotenziale in Höhe von über 35 Milliarden Dollar verloren.

Um überleben zu können, müssen die Anbieter sich und ihre Angebote neu ausrichten, und zwar auf Segmente und Märkte mit überdurchschnittlichen Wachstumsraten. Dazu gehören unter anderem die Schwellenländer wie etwa die BRIC-Staaten (Brasilien, Russland, Indien und China).

Auch das KMU-Segment (kleine und mittelständische Unternehmen) verheißt noch Wachstum. Zwar werde sich auch in diesen Bereichen das Wachstum erheblich verlangsamen, liege aber trotzdem noch über dem Durchschnitt.

Cloud-Computing profitiert von Krise

Laut IDC wird sich angesichts der Budgetzwänge der Anwender vor allem das Cloud-Computing als kostengünstige Alternative schneller durchsetzen. Zwar wirkt sich auch bei bestimmten Cloud-Services, darunter Software-as-a-Service und Cloud-Storage, die Wachstumsbremse aus, allerdings nicht so stark wie bei eher konventionellen IT-Alternativen.

Produktanbieter und Dienstleister werden sich gegenseitig mit Ankündigungen zu neuen Cloud-Computing-Angeboten, Akquisitionen und Partnerschaften überbieten, um sich neue Kundenbudgets zu sichern, so die Erwartung von IDC.

Auch im Hinblick auf Green IT sieht das Jahr 2009 gut aus, denn hier erwarten sich die Anwender kurzfristige Kosteneinsparungen. Kostspielige Investitionen in »grüne« IT-Techniken wandern dagegen auf der Prioritätenliste nach unten.

Die Telekommunikationsbranche bekommt die Auswirkungen des verlangsamten Wachstums ebenfalls zu spüren. Die Umsätze gehen um die Hälfte zurück, was zu einer weltweiten Konsolidierung der großen Anbieter führt und diese aggressiv in den Markt für Cloud-Services drängen lässt.

Weitere IDC-Prognosen für 2009

  • Die Online-Wirtschaft profitiert von der Krise, denn immer mehr Menschen kaufen über das Internet ein, zum einen wegen der günstigeren Preise, zum anderen weil manche Produkte in der schwächelnden Offline-Wirtschaft schwerer zu finden sind.

  • Im Markt für mobile Gadgets weht nächstes Jahr ein rauer Wind. Die Verbraucher geben weniger Geld aus und die Anbieter senken die Preise (und kürzen damit die Gewinnspannen), um Marktanteile zu halten beziehungsweise dazu zu gewinnen.

  • Berufs- und Privatleben wachsen noch mehr zusammen, denn mit der zunehmenden Akzeptanz von mobilen Technologien und Web-2.0-Tools verwischen die Grenzen zwischen Arbeitsumgebung und privatem Umfeld stärker denn je.

  • Für die Bereiche Informationszugriff und Analyse wird 2009 den Durchbruch bringen, denn es kommt die neue Generation von »Eureka-2.0«-Tools auf den Markt. Dieses letzte Fleckchen im IT-Markt wird heiß umkämpft sein.

»Man könnte zwar meinen, dass Unternehmen und Verbraucher gleichermaßen die Köpfe einziehen und sich mit IT-Ausgaben zurückhalten, doch in Bereichen, wo klare Nutzeneffekte und Vorteile zu erzielen sind, wird weiter Geld ausgegeben«, so Gens. »Technologien und Modelle, die die IT-Branche tiefgreifend verändern, kommen besser weg als konventionelle IT-Bereiche und können sich in der Krise sogar schneller durchsetzen.«


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