110. Weltfrauentag: Was nützt es?

Je größer das Unternehmen, desto weniger weibliche Führungskräfte

8. März 2021, 13:34 Uhr | Selina Doulah
© Pixabay

Die Wirtschaft verzichtet auf Potential: Noch immer sind die Frauenquoten in den Führungsetagen zu gering. Die Gründerszene gibt Frauen nicht die gleichen Chancen wie Männern.

Heute ist Weltfrauentag. Ein jährlicher Anlass, um die Ungleichheiten zwischen Männern und Frauen zu thematisieren aber auch, um nach Lösungen zu suchen. Doch wo stehen wir bezüglich Chancengleichheit am heutigen Tag, in diesem Land? Welche Hürden haben Frauen noch immer zu bewältigen?

Die Frauenquote in Führungspositionen liegt in Deutschland derzeit bei 24,6 Prozent. Dies zeigt eine zum Weltfrauentag veröffentlichte Auswertung des Informationsdienstleisters CRIF Bürgel von knapp 2,5 Millionen Führungspositionen in 1,2 Millionen Unternehmen. Im Oktober 2020 lag die Quote etwas höher bei 24,9 Prozent. Einen schwereren Stand haben Frauen in Führungspositionen immer noch in Großunternehmen. Denn den Zahlen von CRIF Bürgel zufolge übersteigt die Frauenquote in Führungsetagen nur bei Kleinstfirmen bis 10 Mitarbeiter die 20-Prozent-Marke (26,4 Prozent). Je größer das Unternehmen – gemessen an der Zahl der Angestellten – desto geringer fällt der Anteil weiblicher Chefs aus. Bei den Unternehmen mit mehr als 1.000 Mitarbeitenden liegt die Frauenquote nur noch bei 15,1 Prozent. Ähnlich verhält sich die Frauenquote in Unternehmen hinsichtlich des Kriteriums Umsatzgröße. Den höchsten Frauenanteil in Führungspositionen haben Firmen mit einem Umsatz von unter 1 Million Euro (24,2 Prozent). Danach sinkt die Frauenquote mit einem steigenden Umsatz kontinuierlich ab. Bei Firmen mit einem Umsatz zwischen 50 und 100 Millionen ist nur knapp jede zehnte Führungsposition (10,3 Prozent) mit einer Frau besetzt.

Darüber hinaus ergeben sich je nach Branche deutliche Unterschiede hinsichtlich Frauen in Führungspositionen. Am stärksten vertreten sind Frauen in den Top-Positionen des Gesundheitswesens mit einem Anteil von 37,1 Prozent. Auch im Handel (26,3 Prozent) und im Verlagswesen (24,1 Prozent) arbeiten überdurchschnittlich viele Frauen in den Führungsetagen. Nur unterrepräsentiert sind Frauen in Chefpositionen hingegen im Maschinenbau (9,4 Prozent) und im Baugewerbe (10,4 Prozent).

In Aufsichtsräten zeigt sich, dass dort Frauen stark unterrepräsentiert sind. Während die Quote von Frauen in Aufsichtsräten bei 19,2 Prozent liegt, ist nur knapp jeder zehnte Aufsichtsratsvorsitz von einer Frau besetzt (10,3 Prozent). Auch in den Vorständen von Aktiengesellschaften ergibt sich ein ähnliches Bild. Der Anteil der weiblichen Führungskräfte in den Vorständen beträgt gerade einmal 10,1 Prozent.

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»Dass die Führungsetagen des Mittelstands absehbar stärker weiblicher werden, ist wenig wahrscheinlich.«

Auch die KfW-Bank hat zu diesem Anlass eine Studie durchgeführt, mit ernüchternden Ergebnissen: »Zum Internationalen Weltfrauentag am 8. März gibt es diesmal leider wenig gute Nachrichten aus dem deutschen Mittelstand: Frauen sind als Chefinnen kleiner und mittlerer Unternehmen weiterhin unterrepräsentiert, ihre Zahl steigt im Corona-Jahr 2020 nur gering«, sagt Dr. Fritzi Köhler-Geib, Chefvolkswirtin der KfW. »Die seit Jahren bestehende Zurückhaltung von Frauen bei Gründungen bremst den Zuwachs an Unternehmenslenkerinnen perspektivisch. Die stärkere Betroffenheit der weiblichen jungen Selbständigen durch die Folgen der Corona-Eindämmungsmaßnahmen dürfte für einen weiteren Dämpfer sorgen. Dass die Führungsetagen des Mittelstands absehbar stärker weiblicher werden, ist wenig wahrscheinlich.«

Blickt man auf den gesamten Mittelstand, so standen im vergangenen Jahr laut KfW Research rund 638.000 Frauen an der Spitze eines mittelständischen Unternehmens in Deutschland oder waren selbständig. Zu geringe Gründungstätigkeit von Frauen generell und häufigeres Aufschieben von Gründungsprojekten im Corona-Jahr 2020 hätten laut der Studie eine dämpfende Wirkung auf den Chefinnen-Anteil gehabt.


  1. Je größer das Unternehmen, desto weniger weibliche Führungskräfte
  2. Die Wirtschaft verzichtet auf unternehmerisches Potenzial

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