Telekommunikationsfirmen

Kampf um Nortels Wireless-Bereich: Investor will Nokia Siemens ausbremsen

23. Juli 2009, 12:44 Uhr | Bernd Reder
Zu früh gefreut? Auf der Web-Seite von NSN heisst Simon Beresford-Wylie, CEO der Firma, die Mitarbeiter von Nortels CDMA-Division willkommen. Jetzt drohtdas Geschäft zu platzen.

Eine überraschende Wende hat sich im Ringen um die Mobilfunksparte von Nortel Networks ergeben. Der vermeintlich fixe Deal mit Nokia Siemens Networks steht wieder auf der Kippe. Eine Private-Equity-Firma hat ein höheres Angebot vorgelegt.

Die Abwicklung von Nortel Networks hält die IT- und Telekommunikationsbranche (und uns Journalisten) gehörig auf Trab. Ende Juni gaben Nortel und Nokia Siemens Networks bekannt, dass der Bereich CDMA-Mobilfunktechnik und LTE (Long-Term Evolution) für 650 Millionen Dollar an NSN verkauft wird (siehe Meldung).

Auf der Web-Seite von NSN findet sich denn auch immer noch eine Grußbotschaft von NSNs Chief Executive Officer Simon Beresford-Wylie an die neuen Mitarbeiter, die von Nortel zum neuen Arbeitgeber stoßen sollen. Nun wurde bekannt, dass die Private-Equity-Firma Matlin Patterson Global Advisors ein Angebot in Höhe von 725 Millionen Dollar für die CDMA-/LTE-Sparte von Nortel vorgelegt hat.

Der Vorstoß ist durchaus ernst zu nehmen, zumal der Deal mit NSN durchaus noch nicht in trockenen Tüchern ist. Nortel hat zusammen mit den Insolvenzverwaltern für den 24. Juli eine Versteigerung des Unternehmensteils angesetzt. Bei dieser Auktion könnte der zwischen Nortel und NSN ausgehandelte Transfer der Division rückgängig gemacht werden.

Matlin Patterson will ganz Nortel haben

Auch der Verkauf der Voice-over-IP- und Unified-Communications-Sparte (Enterprise Solutions) an Avaya für 475 Millionen steht angeblich in Frage (siehe Bericht). Auch hier will Matlin Patterson ein Wörtchen mitreden und eventuell ein höheres Angebot machen.

Die Beteiligungsfirma strebt angeblich an, möglichst viele – eventuell alle – Unternehmensteile von Nortel Networks zu kaufen. Der bankrotte IT- und Telekommunikationskonzern soll als Ganzes erhalten bleiben. Zu diesem Zweck, so die Private-Equity-Firma, wolle man sich mit Nortels Management zusammentun.

Möglicherweise spekuliert Matlin Patterson aber auch darauf, dass sich die Filetstücke von Nortel nach einem Abflauen der herrschenden Wirtschaftskrise für eine höhere Summe weiterverkaufen lassen.

Von NSN war zur neuen Lage kein Kommentar erhältlich. Angeblich will der Netzausrüster auch ein Angebot für den Carrier-Ethernet-Bereich von Nortel unterbreiten.

Konkursgericht spricht letztes Wort

Nach dem Abschluss der Versteigerung von Nortels Unternehmensbereichen ist die Sache immer noch nicht abgeschlossen. Die Höchstgebote müssen dem Insolvenzgericht vorgelegt werden.

Dieses entscheidet dann, ob es die Offerten für angemessen hält. Der Richter kann einzelne oder auch alle Gebote zurückweisen. Das entscheidende Treffen zwischen dem Gericht und Vertretern von Nortel findet am kommenden Dienstag (28. Juli) statt.


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