Lockdowns, Messeabsagen, Lieferengpässe

Knappe Ware fürs Weihnachtsgeschäft

30. August 2021, 11:01 Uhr | Michaela Wurm
© Heorshe | AdobeStock

Geschlossene Geschäfte, ausgefallene Messen und jetzt auch noch massive Lieferengpässe – für den schwer gebeutelten Elektronikhandel wird das bevorstehende Weihnachtsgeschäft zur Herausforderung. Besonders begehrte CE-Produkte werden wegen fehlender Chips und Logistikproblemen zum knappen Gut.

Auch wenn die IFA dieses Jahr zum ersten Mal als wichtiger Impulsgeber ausfällt: Consumer-Electronics-Produkte sind gefragt und werden im bevorstehenden Weihnachtsgeschäft erneut ganz oben auf vielen Wunschzetteln stehen.

Im vergangenen „Corona-Jahr“ hatten vor allem IT-Geräte und -Zubehör fürs Homeoffice oberste Priorität und waren daher ständig ausverkauft. Aber auch Unterhaltungselektronik und Gaming-PCs zogen bald nach. Dementsprechend gut waren die Umsatzzahlen: Nach einem Rückgang von 2,4 Prozent im Jahr 2019 legte der weltweite Umsatz im Jahr 2020 laut GfK um 3,2 Prozent zu. Konsumenten gaben weltweit insgesamt 1,26 Billionen US-Dollar für Produkte aus den Bereichen Consumer Electronics und Home Appliances aus. Dazu gehören die Produktsegmente Telekommunikation, Unterhaltungselektronik, Foto, IT sowie kleine und große Elektro-Hausgeräte. In Europa legten die Umsätze 2020 sogar um zwölf Prozent auf 343 Milliarden US-Dollar zu.

Unterhaltungselektronik unter Druck
Viele Kunden haben sich während der Lockdowns im vergangenen Jahr bereits mit einem größeren TV-Gerät, Spielkonsolen und den neuesten Elektronikgadgets ausgerüstet. Seit Jahresbeginn 2021 schwächelte das Geschäft mit Consumer Electronics in Deutschland zunächst wieder, wie der aktuelle Bitkom-ifo-Digitalindex zeigt (siehe Grafik Seite 24): Während 2020 noch ein Plus von 6,3 Prozent auf 9,3 Milliarden Euro verzeichnet werden konnte, geht die Prognose für 2021 von einem Minus von vier Prozent sowie einem Umsatzvolumen von neun Milliarden Euro aus. „Der Markt für Unterhaltungselektronik steht derzeit unter Druck. Während des Lockdowns haben die Menschen ihre Häuser und Wohnungen technisch aufgerüstet, jetzt fließt das Geld wieder in Dinge wie Reisen und Restaurants“, so Bitkom-Chef Achim Berg. Ob das so bleibt, hängt auch von der weiteren Entwicklung der Corona-Zahlen und möglicher Einschränkungen im Herbst ab. Das bevorstehende Weihnachtsgeschäft ist für den Handel jedoch traditionell die umsatzstärkste Saison und daran dürfte sich auch dieses Jahr kaum etwas ändern.

Ordersaison ohne Ordermesse
Mit dem Ende der Feriensaison muss sich der Handel für das Jahresendgeschäft rüsten – und das wird dieses Jahr nicht nur wegen der Corona-bedingten Unwägbarkeiten zusätzlich erschwert. Denn erstmals fällt die wichtigste Ordermesse ersatzlos weg. Die Messe Berlin hat sich nach dem mutigen Experiment einer hybriden Veranstaltung im vergangenen Jahr dafür entschieden, die IFA 2021 auszusetzen und plant erst für 2022 wieder eine Präsenzmesse. Damit bleiben für den Handel wichtige Impulse aus, weil keine spektakulären Neuvorstellungen, Shows und Promis die Begehrlichkeit der Kunden wecken. Für Wiederverkäufer lieferte die IFA jedoch nicht nur Anregungen. Sie war auch der wichtigste Branchentreffpunkt im Jahr, um die Kontakte mit Kunden und Herstellern zu pflegen.

Das durchschnittliche Ordervolumen des Handels während einer IFA in Höhe von 4,5 Milliarden Euro unterstreiche zudem einen weiteren wesentlichen Aspekt, so IFA-Direktor Dirk Koslowski im Gespräch mit ICT CHANNEL: „Die Kraft der Cross-Vermarktung und des Cross-Selling von Produktneuheiten für das Jahresendgeschäft. Nirgendwo sonst auf der Welt erzielt eine Veranstaltung eine vergleichbare Wirkung, nirgendwo sonst können sich Handel und Industrie stärker vernetzen.“

Die IFA biete zudem deutlich mehr als Business-Gespräche, Geschäftsabschlüsse und das Announcement von Produktneuheiten, betont Koslowski: „Nach Monaten des pandemieunterstützten Abverkaufs bedarf es genau jetzt neuer Anreize und Begeisterung für das bevorstehende Jahresendgeschäft. Denn mit einer Vielzahl smarter Produkte wurden in den letzten 18 Monaten die eigenen vier Wände, das Homeoffice oder die Schulen digital und vernetzt neu aufgestellt. Mit der nun einsetzenden Sättigungsphase werden neue Impulse für Industrie und Handel benötigt. Und gerade hier kann sich die Stärke der IFA zeigen.“

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Stefanie Gundlach, Vertriebsleitung DexxIT
Stefanie Gundlach, Vertriebsleitung DexxIT
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Der einmalige Ausfall der Messe sei aber noch zu verkraften, meint DexxIT-Vertriebsleiterin Stefanie Gundlach im Interview mit ICT CHANNEL: „Gott sei Dank spüren wir bisher kaum Auswirkungen, da die Messen ‚nur‘ ein Jahr ausgefallen sind. Sollten langfristig keine Präsenzmessen stattfinden, hätte es sicherlich Auswirkungen auf das Geschäft. Uns fehlt vor allem die persönliche Kontakt-pflege zu unseren Kunden, das kann nicht durch Videokonferenzen ersetzt werden und somit keine Dauerlösung sein.“


  1. Knappe Ware fürs Weihnachtsgeschäft
  2. Alternative Messekonzepte boomen
  3. Verändertes Orderverhalten

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