Als selbstständiger Berater sowie in seiner Funktion als Professor an der Steinbeis Universität Berlin beschäftigt sich Marc Drüner seit über zehn Jahren mit aktuellen Entwicklungen im E-Commerce. Der Handel könne es sich nicht leisten, auf das Internet zu verzichten, meint Drüner. Die ITK-Branche sieht er dabei auf einem guten Weg.
CRN: Welchen Eindruck haben Sie als E-Commerce-Experte von der ITK-Branche: Wie erfolgreich sind ITK-Etailer? Und wie innovativ sind diese, wenn es darum geht, neue Web-Technologien und Verkaufsformate umzusetzen?
Drüner: Die ITK-Etailer sind von Beginn an wichtige Treiber im E-Commerce gewesen. Amazon und Ebay beíspielsweise sind seit 1994 bzw. 1995 im Geschäft. Sie haben maßgeblich die Technologien und die Geschwindigkeit im E-Commerce beeinflusst. Auch neue Verkaufsformate werden häufig von dieser Branche gesetzt - ich denke da besonders an Best Buy‘s Facebook- und Twitter-Aktivitäten, den frühen Twitter-Einsteiger Dell oder auch Notebooksbilliger.de, die ihr neues Offline-Geschäft stark über Online treiben.
Natürlich gibt es wie in jeder Branche aber auch große Unterschiede bei den einzelnen ITK Unternehmen - die letzten machen sich gerade jetzt erst auf den Weg ins Web 2.0.
CRN: Viele unserer Leser sind bereits im E-Commerce aktiv, doch gibt es auch ITK-Händler, die den Onlinehandel und den hohen Konkurrenz- und Preisdruck im Internet bis heute ablehnen. Können Sie diese Position verstehen oder ist für Sie ein Engagement im E-Commerce eine Frage der geschäftlichen Existenz?
Drüner: Die Vogel-Strauß Politik greift hier leider nicht. Der Wunsch nach »Wo können wir den Internet-Stecker aus der Dose ziehen?« ist nachvollziehbar, aber langfristig nicht rational. Unternehmen müssen immer vom Endverbraucher ausgehen und der kauft eben zunehmend online oder findet zumindest seine Informationen - gerade auch zu Preisen - dort. Sehr bald wird also der Verlust durch Nicht-Präsenz Online größer sein als der Druck durch Preiskampf. Wenn ein Händlker keine Kaufmöglichkeit online bietet, wird eben bei der Konkurrenz online gekauft – man kann den Kunden eben nicht ins offline Geschäft zwingen.