Interview mit »Innovationsprofessor« Marc Drüner

»Kunden lassen sich nicht ins Ladengeschäft zwingen«

28. April 2010, 10:27 Uhr | Matthias Hell
Marc Drüner ist Professor für Marketing und Innovationsmanagement an der Steinbeis Universität Berlin

Als selbstständiger Berater sowie in seiner Funktion als Professor an der Steinbeis Universität Berlin beschäftigt sich Marc Drüner seit über zehn Jahren mit aktuellen Entwicklungen im E-Commerce. Der Handel könne es sich nicht leisten, auf das Internet zu verzichten, meint Drüner. Die ITK-Branche sieht er dabei auf einem guten Weg.

CRN: Welchen Eindruck haben Sie als E-Commerce-Experte von der ITK-Branche: Wie erfolgreich sind ITK-Etailer? Und wie innovativ sind diese, wenn es darum geht, neue Web-Technologien und Verkaufsformate umzusetzen?

Drüner: Die ITK-Etailer sind von Beginn an wichtige Treiber im E-Commerce gewesen. Amazon und Ebay beíspielsweise sind seit 1994 bzw. 1995 im Geschäft. Sie haben maßgeblich die Technologien und die Geschwindigkeit im E-Commerce beeinflusst. Auch neue Verkaufsformate werden häufig von dieser Branche gesetzt - ich denke da besonders an Best Buy‘s Facebook- und Twitter-Aktivitäten, den frühen Twitter-Einsteiger Dell oder auch Notebooksbilliger.de, die ihr neues Offline-Geschäft stark über Online treiben.

Natürlich gibt es wie in jeder Branche aber auch große Unterschiede bei den einzelnen ITK Unternehmen - die letzten machen sich gerade jetzt erst auf den Weg ins Web 2.0.

CRN: Viele unserer Leser sind bereits im E-Commerce aktiv, doch gibt es auch ITK-Händler, die den Onlinehandel und den hohen Konkurrenz- und Preisdruck im Internet bis heute ablehnen. Können Sie diese Position verstehen oder ist für Sie ein Engagement im E-Commerce eine Frage der geschäftlichen Existenz?

Drüner: Die Vogel-Strauß Politik greift hier leider nicht. Der Wunsch nach »Wo können wir den Internet-Stecker aus der Dose ziehen?« ist nachvollziehbar, aber langfristig nicht rational. Unternehmen müssen immer vom Endverbraucher ausgehen und der kauft eben zunehmend online oder findet zumindest seine Informationen - gerade auch zu Preisen - dort. Sehr bald wird also der Verlust durch Nicht-Präsenz Online größer sein als der Druck durch Preiskampf. Wenn ein Händlker keine Kaufmöglichkeit online bietet, wird eben bei der Konkurrenz online gekauft – man kann den Kunden eben nicht ins offline Geschäft zwingen.


  1. »Kunden lassen sich nicht ins Ladengeschäft zwingen«
  2. »Jedes Unternehmen muss sich mit dem Thema E-Commerce auseinandersetzen«
  3. »Der beste Preis ist nicht immer alles«

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