Distributoren und Hersteller als Finanzierungspartner

Mit Finanzspritzen gegen die Krise

24. Mai 2012, 0:00 Uhr | Samba Schulte
Christoph Heitjans, Director von IBM Global Financing

Die deutsche IT-Industrie trotzt bislang dem europäischen Abwärtstrend. Aber die anhaltend instabile Wirtschaftslage im Euro-Raum schmälert auch hierzulande das Vertrauen in die Zukunft: Vor allem Mittelständlern fürchten sich verschärfende Finanzierungsbedingungen bei Banken und Kreditinstituten.

Die deutsche Wirtschaft zeigt sich bislang von der zunehmend chaotischen Wirtschaftslage in Europa erstaunlich unbeeindruckt. Während sich in vielen europäischen Nachbarländern die Wirtschaft auf Talfahrt befindet, geben Marktforscher für Deutschland nach wie vor positive Wachstumsprognosen aus. Das gilt insbesondere auch für die IT-Industrie: Während in den Lagern und Verkaufsräumen der Krisenländer Süd-Europas die IT-Warenbestände mangels Nachfrage reduziert werden, freuen sich deutsche Anbieter über eine stabile Consumer-Nachfrage und volle Auftragsbücher. Der BITKOM-Verband beispielsweise berichtet von einem gelungenen Jahresstart: Fast drei Viertel der IT-Anbieter (72 Prozent) meldeten demnach für das erste Quartal 2012 steigende Umsätze im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Die befragten IT-Unternehmen beurteilten darüber hinaus auch die Zukunftaussichten positiv: 78 Prozent der Befragten rechnen für das Gesamtjahr mit steigenden Umsätzen im Vergleich zum Vorjahr. »Die Hightech-Branche sorgt für Stabilität in einem unsicheren konjunkturellem Umfeld. Die Nachfrage von Unternehmenrn und Privatanwendern nach neuen Geräten, Anwendungen und Services entwickelt sich positiv«, folgert daraus BITKOM-Präsident Dieter Kempf. Mit dieser optimistischen Einschätzung der derzeitigen Lage stimmen tatsächlich viele Anbieter ein: »Die positive Grundstimmung spiegelt sich in gleichbleibenden oder sogar steigenden Investitionen wieder. Unternehmen erkennen mehr und mehr den Wert von IT. Die Informationstechnologie hat sich zum Herzstück für Geschäftsmodelle entwickelt und ist unabdingbar für Unternehmen, um wettbewerbsfähig zu bleiben und sich den Anforderungen der Märkte von morgen zu stellen«, erklärt etwa Christoph Heitjans, Director von IBM Global Financing.

Doch fehlt es auch nicht an Zweiflern. Denn es ist unwahrscheinlich, dass sich der deutsche Wirtschaftsraum auf lange Zeit von den Abwärtstendenzen in der Gesamtwirtschaft und im Euro-Raum völlig abkoppeln kann. Das schwache Dynamik des Welthandels, die fiskalische Konsolidierung oder der Anstieg des Ölpreises werden demnach auch in Deutschland durchschlagen und für Nachfrage-Rückgänge und schließlich erschwerte Finanzierungsbedingungen sorgen. Also Actebis-Geschäftsführer Reiner Schwitzki hält fest: »Die Auswirkungen der europäischen Schuldenkrise werden voraussichtlich auch weiterhin zu Verunsicherungen an den Finanzmärkten führen. Daher ist mit weiteren negativen Auswirkungen auf die Konjunktur der Realwirtschaft zu rechnen.« Reinhold Ittermann, Director Credit & Collections beim Broadliner Ingram Micro, sieht bereits durchaus Zeichen für eine sich verschärfende Lage: »In einigen Segmenten des Systemgeschäfts zeichnet sich ab, dass das wirtschaftliche Umfeld schwieriger wird. Auch in Consumer-abhängigen Bereichen stellen wir uns auf einen rauen Wind ein.« Laut dem Bericht der Creditreform zur Wirtschaftslage und Finanzierung befindet sich die deutsche Mittelstandsindustrie zwar in einem Stimmungshoch: Im Frühjahr 2012 schätzen 58,6 Prozent und damit mehr denn je Mittelständler die aktuelle Lage als gut oder sogar sehr gut ein. In das grundsätzlich positive Bild, das der Creditreform-Bericht zeichnet, mischen sich dennoch zunehmend trübere Aussichten. So hat sich die Auftragslage gegenüber dem Vorjahr verschlechtert und auch Umsatzentwicklung und Ertragssituation im deutschen Mittelstand sind eingetrübt. Lediglich ein Viertel (26,3 Prozent) der befragten Mittelständler verzeichnet im Frühjahr vollere Auftragsbücher als im Vorjahr. Fast jeder Fünfte (18,8 Prozent) berichtet von einem Auftragsminus. Bei 22,3 Prozent der Mittelständler hat sich die Umsatzlage verschlechtert, nur noch 25,4 Prozent verzeichnen steigende Umsätze. Nur 18,4 Prozent der Befragten erzielten Gewinnzuwächse, während 28,6 Prozent der Mittelständler Gewinnrückgänge hinnehmen mussten.


  1. Mit Finanzspritzen gegen die Krise
  2. Kommt eine neue Kreditklemme?
  3. Lieferanten als Finanzierer
  4. Transparenz ist Voraussetzung

Jetzt kostenfreie Newsletter bestellen!

Matchmaker+