Online-Handel bricht erstmals ein

Multichannel trifft es besonders hart

14. Dezember 2022, 12:08 Uhr | Martin Fryba
Drei von vier Händlern geben als Grund für ihre schlechten Geschäfte "Verunsicherung der Verbraucher" an.
© AdobeStock/Triocean

Weihnachten und Black Friday haben die Konsumlaune nicht gehoben.

Seit 2014 kennen die Online-Umsätze, die der Bundesverband E-Commerce und Versandhandel Deutschland e.V. (BEVH), erfasst nur eine Richtung: nach oben. Doch in diesem Jahr geht es bis auf wenige Ausnahmen mit allen nach Warengruppen und Absatzkanälen segmentierte Umsatzkurven runter, wie der Verband nach Auswertung vorläufiger Umsätze der Onlinehändler zwischen 1. Oktober und 30. November schreibt (ICT Channel) berichtete. Die Branche könne „der doppelten Belastung aus einem durch den Corona-Lockdown besonders starken Vorjahresumsatz und der allgemeinen Konsumflaute wenig entgegensetzen“, sagt Martin Groß-Albenhausen, stellvertretender Hauptgeschäftsführer beim BEVH. Erstaulich ist an den Zahlen, dass aktuell alle Vertriebskanäle des Versandhandels Federn lassen müssen.

Marktplätze halten sich am besten, Multichannel bricht ein
Vor allem der Absturz der Multichannel-Händler ist augenfällig. Sie hätten „nichts von den Zuwächsen aus 2020 oder 2021 retten können und sogar gegenüber dem Vor-Corona-Niveau von 2019 verloren“, so der BEVH. Der Umsatz ging in diesem Oktober und November um dramatische 29,5 Prozent runter für die stationären Anbieter mit Online-Geschäft. Noch vor Jahren hielten E-Commerce-Experten Multichannel für den Heiligen Gral eines erfolgreichen Versandhandels. Das sahen Händler damals schon anders. Conrad beispielsweise machte seine Filialen dicht und besinnt sich seither auf reinen Internethandel.

Aber auch den "pure" Internet-Händlern ohne eigene Läden ging es an den Kragen: Sie verloren in den beiden vergangenen Monaten gegenüber den Vorjahresmonaten über ein Fünftel an Umsatz. Auch Online-Marktplätze büßten Umsatz ein, wenn auch „nur“ knapp neun Prozent.

Direktvermarkter schlagen sich besser
Hersteller, die den direkten Weg zum Kunden ohne den Einzelhandel suchen, hätten laut BEHV in diesem Weihnachtsgeschäft ebenfalls Federn lassen müssen. Gegenüber 2019 könnten sie aber mit einem Plus von fast 85 Prozent nominal auf eine Verdoppelung des Umsatzes blicken.

BEVH-Studie „Interaktiver Handel in Deutschland“

Zwischen Oktober und November hat der bevh das aktuelle Stimmungsbild seiner Mitglieder, die rund 90 Prozent des Umsatzes im B2C-Geschäft repräsentieren, in einer Stichprobe erhoben. Das Bild ist sehr zweigeteilt und zeigt, wie unterschiedlich die Händler die steigenden Preise weitergeben können: Nach ihrer aktuellen Geschäftslage gefragt, rechneten 34,8 Prozent derzeit mit „niedrigeren Umsätzen“ und 17,4 Prozent sogar mit „deutlich niedrigeren Umsätzen“

 Mit „höheren Umsätzen“ rechneten 24,6 Prozent und „deutlich höheren Umsätzen“ 4,4 Prozent. 18,8 Prozent der Befragten in der Stichprobe erwarten hingegen keine Veränderungen.

Gefragt nach den drei größten Belastungen für das eigene Geschäft (Mehrfachnennungen möglich), verwiesen 74,3 Prozent der Befragten in der Stichprobe auf die „Verunsicherung der Verbraucher“, 64,3 Prozent auf „steigende Kosten im Einkauf“ und 50 Prozent auf „steigende Kosten für Verpackungen oder Logistik“.

In der Verbraucherbefragung „Interaktiver Handel in Deutschland“ werden von Januar bis Dezember 40.000 Privatpersonen aus Deutschland im Alter ab 14 Jahren zu ihrem Ausgabeverhalten im Online- und Versandhandel und zu ihrem Konsum von digitalen Dienstleistungen (z. B. Reisen oder Ticketing) befragt. Die Endergebnisse der Studie werden am Anfang jeden Jahres veröffentlicht. Die im Bericht erwähnten Zahlen basieren auf der Auswertung des Zeitraums vom 1. Oktober bis 30. November, inklusive 'Black Friday'. Die Studie wird durch die Beyondata GmbH durchgeführt.

 

 


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