Netzwerküberwachung / Netzwerkanalyse

Praxis Netzwerk-Monitoring: Das Spiel mit dem Add-ons

18. November 2009, 12:56 Uhr | Bernd Reder
Ohne Network-Monitoring-System (hier Paesslers PRTG) wird der Netzwerkbetrieb zum Blindflug. 

Wer bei der Auswahl einer Netzwerk-Monitoring-Software auf einen der bekannteren Hersteller setzt, macht nicht viel verkehrt. Aber einfach ist es trotzdem nicht, eine Entscheidung zu treffen. Dafür sorgt alleine die Vielzahl von Add-ons und Plug-ins, die einen Vergleich von Produkten erschweren.

Was Netzwerk-Monitoring-Software ist und leistet, ist wohl jedem Netzwerkadministrator bekannt. Und kaum ein Verwalter eines großen Netzwerks kann sich erlauben, auf den Einsatz eines Monitoring-Produkts zu verzichten. Wer noch kein Netzwerk-Monitoring betreibt, wer also auf Netzwerkprobleme eher reagiert statt sie proaktiv zu verhindern, tut gut daran, jetzt eine solche Software zu kaufen.

Die großen Hersteller, etwa Paessler, Ipswitch oder Solarwinds, um nur einige zu nennen, bieten heute Software, die fast jede vorstellbare Aufgabe erledigt. Zudem halten »gute« Produkte mit dem Wachstum des Netzwerks Schritt und unterstützten den Administrator mit leicht überschaubaren Schnittstellen.

Tatsächlich ist es so, dass jedes Monitoring-Produkt – jedenfalls jedes Produkt von einem der bekannteren Hersteller – so gut wie alles kann, was man von solch einer Software erwartet. Das klingt wie eine gute Nachricht, bedeutet es doch, dass lediglich ein gut bekanntes Produkt auszuwählen ist, und alles wird gut. In der Realität ist das natürlich nicht ganz so einfach, denn wir müssen einschränken: Jedes Monitoring-Produkt kann früher oder später alles, was man von solch einem Produkt erwartet.

Die Sache mit den Plug-ins und anderen Erweiterungen

Es gibt nämlich nur sehr wenige Netzwerk-Monitoring-Produkte, die ohne Zusatzprodukte, Add-ons, Plug-ins und sonstige Optionen sofort ihre volle Leistung zur Verfügung stellen. Das macht Produktvergleiche, dabei besonders auch Preisvergleiche, schwierig. Und viele Hersteller machen die ohnehin schon schwierige Produktauswahl noch komplizierter, indem sie unterschiedliche Versionen ein und derselben Monitoring-Software anbieten, die sich in ihrem Leistungsumfang mehr oder weniger voneinander unterscheiden.

Ob dann in einer teureren Premium-, Enterprise- oder sonst wie genannten Version schon einige der ansonsten separat zu kaufenden Zusatzprodukte oder Add-ons enthalten sind, sagt kein Hersteller klar und deutlich.

Wir handeln heute schnell. Was wir haben wollen, wollen wir sofort haben. Wir informieren uns im Internet und kaufen direkt dort ein - mit einem Mausklick. Geht es um Software, steht sie uns nach einem Download unmittelbar zur Verfügung.

Hinein in die Feature-Falle

Aus den genannten Gründen geht das bei Monitoring-Software leider nicht so. Wer eine wirklich sichere Entscheidung treffen will, kommt nicht darum herum, mit den Herstellern zu reden. Das kostet viel Zeit, denn wer es richtig macht, spricht nicht nur mit einem Hersteller, sondern mit möglichst vielen. Wer sich hingegen nur im Internet informiert, tappt schnell in eine Feature- und Kostenfalle.

Ein Beispiel: die Skalierbarkeit: Schön zu lesen, dass Produkt XY auf bis zu zig Tausend Netzwerkgeräte hinauf skaliert. Dass dafür aber möglicherweise separate Server, Scalability-Software und eine extra zentrale Managementkonsole gekauft werden müssen, erfährt nur, wer aufpasst wie ein Luchs.

Stichwort Enterprise-Netzwerk: So gut wie jeder Hersteller nimmt für sich in Anspruch, dass seine Software (oder zumindest eine derer Editionen) tauglich ist für den Einsatz im Enterprise-Netzwerk. Viele Hersteller beziehen sich damit aber lediglich auf die Größe des unterstützten Netzwerkes.

Denn ihr so genanntes »Enterprise-Produkt« kann mit einer Infrastruktur, die aus mehreren verteilten Netzwerken besteht, erst einmal gar nichts anfangen. Für Distributed-Monitoring ist nämlich ein separates Modul oder statt einer Enterprise-Edition eine Distributed-Edition zuständig.

Kompliziertes Management

Add-ons, Zusatzprodukte und separate Server führen zu einem weiteren Problem: Sie verkomplizieren das Management. Es ist viel einfacher, sich um einen einzelnen, kompletten, alles »erschlagenden« Server zu kümmern als um viele verteilte Subserver, Scalability- oder Sonstwas-Engines und zusätzliche Web- und Datenbank-Server.

Der Test von vier Netzwerk-Monitoring-Produkten (siehe Vier Networkmonitoring-Produkte auf dem Prüfstand) brachten uns in die beschriebene Situation. Die rühmliche Ausnahme bildete Paessler mit ihrem PRTG-Network-Monitor. Allerdings ist auch bei diesem Produkt anzumerken, dass uns eine Lizenzierung pro überwachtem Gerät lieber wäre als eine pro Sensor. Es ist einfacher zu bestimmen, wie viele Geräte überwacht werden sollen, als festzulegen, welche Sensoren pro Gerät erforderlich sind.

Davon abgesehen würde eine Lizenzierung pro Gerät den Preisvergleich mit anderen Produkten erleichtern, denn die meisten anderen Hersteller nennen Preise pro Gerät beziehungsweise Gerätemenge.


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