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Preiskampf im Internet: zuschlagen und davonlaufen

8. Januar 2004, 0:00 Uhr |

Preiskampf im Internet: zuschlagen und davonlaufen. Dumping-Angebote im Internet führen bei IT-Artikeln zum Preisverfall. Doch oft stecken hinter den vermeintlichen Schnäppchen nur Lockangebote oder unseriöse Graumarktware. Händler und Hersteller stehen den unsauberen Methoden oft hilflos gegenüber.

Preiskampf im Internet: zuschlagen und davonlaufen

Eine Pentax Optio S4 Digicam im Internet für etwas mehr als 300 Euro, bei einem empfohlenen Verkaufspreis von rund 500 Euro, welcher Kunde freut sich nicht über solch ein Schnäppchen? Doch was den Verbraucher freut, ist den Herstellern und vielen Händlern ein Dorn im Auge. »Internet Shops machen mit zum Teil unseriösen Angeboten die Preise kaputt«, klagt daher Stefan Thode, Sales Manager Domestic bei der Pentax Europe GmbH. Dabei ist es nicht relevant, ob der Artikel aus dem Angebot überhaupt verfügbar ist, denn der vermeintlich günstige Preis setzt sich in den Köpfen fest und andere Anbieter sehen sich gezwungen, ihre Produkte in ähnlichen Preiskategorien anzubieten. Häufig kommen auch Kunden mit dem Ausdruck eines Internet-Angebots ins Ladengeschäft und wollen den gleichen Preis haben. »Online-Händler, beispielsweise auf Ebay, machen uns das Leben schwer, da Geräte weit unter Einkaufspreis angeboten werden«, weiß Tarik Bhikh, Geschäftsführer von Zero-Point, einem Computerhandel mit Ladengeschäft in Düsseldorf.

Ausschluss im Wiederholungsfall

Lockangebote sind besonders im Internet-Handel üblich. Allerdings steht oft hinter dem Schnäppchen-Preis kein Produkt. Der Zweck liegt einzig und allein darin, Kunden auf die Internet-Seite zu locken und dann mit etwas Verkaufsgeschick ein anderes Produkt abzusetzen. Hersteller stehen diesen Methoden oft hilflos gegenüber, denn der Nachweis der unlauteren Vorgehensweise ist schwierig. »In der Regel werden unseriöse Angebote so schnell ins Netz gestellt, dass sie meist schon wieder verschwunden sind, wenn wir durch den Fachhandel auf die daraus resultierenden Schwierigkeiten aufmerksam gemacht werden. Das geht nach der Methode Hit-and-Run«, erklärt Marcus Hammann, Sales Director Reseller bei der Konica Minolta Printing Solution Deutschland GmbH. » Leider stellen wir auch fest, dass die nicht betreute Fachhandelschaft manchmal Vorteile eines progressiven Procurements, wie sie das Web erlaubt, unseriös ausnutzt und sich auf diese Weise Preisvorteile verschaffen will.« Meistens sind den Herstellern die Hände gebunden. »Rechtlich ist ein Vorgehen nicht leicht, denn wir dürfen und wollen dem Fachhandel kein Pricing vorschreiben«, betont Hammann.

Grauimport mit Risiko

Nicht nur Fake-Angebote machen den Preiswächtern das Leben schwer. Graumarktware und Importe aus Drittländern sind nur sehr schwer zu kontrollieren. Das Angebot der Optio S4 auf Ebay kommt beispielsweise aus Hongkong. Die Nachteile eines solchen Deals werden erst auf den zweiten Blick deutlich: Das Angebot enthält weder die zusätzlichen Versandkosten von 35 Euro, noch die zu entrichtenden Steuern und Einfuhrzölle. Es ist auch keine deutsche Betriebsanleitung enthalten und die Zahlung erfolgt durch Vorkasse mittels telegrafischer Anweisung. Deshalb rät Stefan Thode Händlern, die von Kundenseite mit solchen Angeboten konfrontiert werden, die Probleme und das damit verbundene Risiko deutlich anzusprechen. »Zudem kann es im Gewährleistungsfall Schwierigkeiten geben. Es müssen sowohl der Kaufbeleg als auch eine internationale Garantiekarte vorgelegt werden, um ein Anrecht auf eine Gewährleistung zu haben«, ergänzt der Pentax-Manager.

Vor allem Portale wie Ebay, Guenstiger.de oder Geizkragen.de machen den schnellen Preisvergleich möglich. Doch den Vorwurf, unseriösen Anbietern eine Plattform zu bieten, will Philipp Hartmann, Geschäftsführer des Preisvergleichs-Portal Guenstiger.de, nicht gelten lassen. »Bevor ein Händler ein Angebot bei uns einstellt, muss er sich unter anderem mit seinem Gewerbeschein zertifizieren«, erklärt er. »In der Folge prüfen wir ? besonders bei den meistgefragten Produkten ? durch Testanrufe, ob sie überhaupt verfügbar sind.« Die Ausrede, das letzte Modell sei gerade verkauft worden, zieht bei Guenstiger.de nicht. »Die Händler müssen zum einen die Anzahl der verfügbaren Produkte offen legen, zum anderen müssen sie uns melden, wenn ein Produkt vergriffen ist. Dann wird das Angebot umgehend vom Netz genommen«, betont Hartmann. Anbieter, die negativ auffallen, werden zunächst ermahnt und im Wiederholungsfall vom Portal ausgeschlossen. Hartmann ist sich sicher, dass die Guenstiger.de-Regeln Wirkung zeigen. »Bei bis zu 500.000 Kunden, die uns täglich anklicken, haben wir nur maximal fünf Beschwerden über unsachgemäße Angebote.«

Ombudsmann in Österreich

Die Versuche seitens der Hersteller, die Preise in den Griff zu bekommen, sind vielfältig. Fujifilm versucht, seriöse Online-Shops mit einem Zertifizierungs-Label zu autorisieren. Pentax geht einen Schritt weiter und will mit einem europäischen Preissystem zumindest den europaweiten Graumarktsumpf austrocknen (siehe CRN 49, S. 32). Zudem werden von Herstellerseite Preis-Dumper abgemahnt oder gerichtliche Schritte gegen sie eingeleitet, sofern die Angebote illegal sind. Zum Anwalt der Kunden hat sich in Österreich das Projekt Internet-Ombudsmann des Österreichischen Instituts für angewandte Telekommunikation (ÖIAT) in Zusammenarbeit mit dem Verein für Konsumenteninformation (VKI) gemacht. Der Internet-Ombudsmann unterstützt gratis bei Problemen, die beim Einkauf im Internet aufgetreten sind. Das Projekt konnte bereits einige Erfolge verbuchen: So wurde beispielsweise dem Portal »Kaufshop.at« das Handwerk gelegt, welches Vorauskasse verlangte, aber den Kunden keine Ware lieferte.

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