Zukunft Einzelhandelsketten

Retail zwischen Team Expansion und Team Rückzug

20. September 2022, 8:11 Uhr | Martin Fryba
© AdobeStock/Dan Dalton KOTO

Trotz hoher Inflation und nun auch drohender Rezession will jede zweite Handelskette ihr Filialnetz ausbauen. Doch das trifft nicht auf alle Branchen zu. Pessimistisch ist der CE- und TK-Flächenhandel.

Erst die Corona-Pandemie, nun Kaufkraftverlust und eine stotternde Gesamtkonjunktur: Der Einzelhandel sowie der Gastro- und Dienstleistungssektor fällt von einer in die nächste Krise. Immerhin sehen manche Branchen nicht ganz so schwarz in die Zukunft und setzen weiter auf Flächenwachstum. Dazu zählt der EHI Drogerie, Gesundheit/Beauty, Möbel, Hobby/Freizeit, Gastronomie sowie der allgemeine Bedarf (Non-Food). „Trotz hoher Bau-, Modernisierungs- und Nebenkosten will weiterhin gut jedes zweite Unternehmen sein Filialnetz ausbauen“, sagt Lena Knopf, Projektleiterin Forschungsbereich Handelsimmobilien und Expansion beim EHI. Die gestiegenen Kosten für Bau und Modernisierung und Ladenunterhalt können ihren Expansionsdrang nicht stoppen.

51 Prozent der befragten Manager von 72 Vertriebslinien wollen zum Jahresende mehr Standorte haben als im Vorjahr. Ein Viertel rechnet mit einer gleichbleibende Anzahl von Standorten, ein weiteres Viertel ist dabei, ihr Filialnetz auf den Prüfstand zu stellen und auszudünnen. Die Verlierer schon der letzten Jahre sind es auch bei der aktuellen Umfrage: nämlich die Branchen Unterhaltungselektronik, Telekommunikation, Schuhe/Accessoires und Bekleidung.

Gespalten sind die Einzelhändler auch bei der Umsatzerwartung für das zweite Halbjahr. 38 Prozent gehen von steigenden Umsätzen im Vergleich zur Vorjahresperiode aus, 31 Prozent erwarten dagegen sinkende Umsätze. 32 Prozent glauben an stabile Umsätze.

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Trotz aktueller Kaufzurückhaltung der Verbraucher will die Mehrheit der Einzelhandelsketten ihr Filialnetz ausbauen.
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Lage, Lage, Lage!

Mehr denn je komme es laut EHI auf die Lage an. Bislang krisensicheren Fachmarktzentren würden sich weiterhin positiv entwickeln und als Standort profitieren, glauben 70 Prozent der befragten Händler. Auch bei Quartierslagen, wo die Nähe zur Wohnbevölkerung und die Mischung verschiedener Besuchsgründe für eine stabile Frequenz sorgen, würden 48 Prozent von einer positiven Entwicklung ausgehen. Das könne man für Nebenlagen in Oberzentren, vor allem aber für Shopping-Center nicht sagen. „Hier braucht es dringend neue und frische Strategien, diese Lagen durch eine sinnvolle Gestaltung und Nutzung zukunftsfähig zu machen“, so die EHI-Analystin.

Knopf verweist hier auf die beliebten Co-Nutzungsarten an Mixed-Use Standorten. Während Wohnungen aus Sicht des Handels am beliebtesten sind (59 Prozent), würden auch Gastronomie (48 Prozent), medizinische Einrichtungen (46 Prozent) oder Freizeit & Entertainment (42 Prozent) gerne in der Nachbarschaft gesehen. Sehr gerne sehen Händler neuerdings Freizeit- und Entertainmentangebote in ihrer Nähe. Diese Einrichtungen hätten laut Knopf „dieses Jahr einen Sprung nach oben in der Händlerbewertung gemacht“.

EHI-Whitepaper „Expansionstrends 2022“

Die neueste Studie von EHI soll ein Stimmungsbild unter Expansionsverantwortlichen des Einzelhandels, der Gastronomie und der filialisierten Dienstleistungen in Deutschland repräsentieren. Das EHI führt die Onlinebefragung jedes Jahr im Auftrag der Hahn Gruppe durch. Die Ergebnisse werden sowohl im Hahn Retail Real Estate Report als auch im EHI Whitepaper Expansionstrends veröffentlicht. Insgesamt beteiligten sich in diesem Jahr an der Onlinebefragung 72 Vertriebslinien, die zusammen über rund 27.000 Filialen verfügen.

 


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