Anonymes Surfen nur mit Komfort-Verlust möglich

So surfen Sie anonym im Internet

16. September 2010, 8:50 Uhr |

Wer im Internet unterwegs ist, gibt immer etwas von sich preis. Die besuchten Websites halten eine Vielzahl von Informationen fest. Es gibt zwar Möglichkeiten, sich über Proxy-Server oder Anonymisierungsdienste wie JAP oder TOR beim Surfen zu tarnen - sie gehen aber zu Lasten der Bequemlichkeit.

Wer sich im Internet bewegt, hinterlässt Spuren. Und das nicht nur, wenn der Nutzer Einträge in Foren oder Online-Netzwerken wie Facebook veröffentlicht. Auch beim ganz normalen Surfen bleibt man in der Regel nicht gänzlich anonym.

So können Website-Betreiber zum Beispiel erkennen, aus welcher Region die Besucher ihrer Seiten kommen, welchen Internet-Provider sie nutzen und ob sie schon einmal dort vorbei geschaut haben. Aber auch der verwendete Browser, das auf dem Rechner installierte Betriebssystem und andere technische Details der Computer ihrer Nutzer können die Webmaster prinzipiell einsehen. Auch die IP-Adresse ist für jeden Betreiber einer Website sichtbar.

Ist das denn nun so schlimm? Nach Meinung der Datenschützerin Sandra Mamitzsch sollte man im Internet möglichst anonym bleiben. "Es geht einfach niemanden etwas an, was man im Internet macht", sagt die Sprecherin des Arbeitskreises Vorratsdatenspeicherung. Das gelte insbesondere, wenn sich jemand auf Seiten umschaut, in denen es beispielsweise um Aids- oder Schwangerschaftsberatung geht.

Wege, wie die Website-Betreiber an Informationen kommen, gibt es viele. "Bei einem einzelnen Seitenaufruf werden oft Inhalte von vielen Anbietern gleichzeitig geladen, ohne dass der Nutzer das mitbekommt", erklärt Dennis Pietsch, der die Website anonym-surfen.com betreibt. In eine Website eingebundene Werbebanner, Videos und manchmal sogar Bilder lägen auf fremden Server, erklärt Pietsch: "Diese Server werden bei einem Seitenaufruf ebenfalls kontaktiert und können etwa die IP-Adresse erfassen."

Als Beispiel nennt Pietsch den Dienst Google Analytics: "Webmaster können diesen Dienst kostenlos benutzen, um die Daten ihrer Besucher auszuwerten." Kritisch sei dabei zu bewerten, dass die Daten zentral auf den Servern des Suchmaschinenkonzerns gespeichert würden. "Zudem nutzen etwa zwölf Prozent der de-Domains bereits Google Analytics."

Mit verschiedenen Techniken kann man sich davor schützen, im Internet allzu viel von sich preiszugeben. Allerdings sind die Browser-Mechanismen zum anonymen Surfer nur lokal beschränkt, indem keine Daten im Cache gespeichert werden. Im Internet werden trotzdem Informationen erfasst.

Hilfreich dagegen ist das Surfen über einen Proxy-Server. Hierfür gibt es verschiedene Programme und Dienste, die jedoch im Zweifel trotzdem zurückverfolgbar sind, etwa von Strafermittlungsbehörden.

Das Bundesverfassungsgericht kippte zwar Anfang des Jahres das Gesetz zur Vorratsdatenspeicherung. "Die meisten Provider speichern die Daten aber zumindest ein paar Tage", sagte Datenschützerin Mamitzsch. Somit bestehe auch die Möglichkeit, die Daten innerhalb dieser Frist beim Provider abzufragen.

Wer sichergehen möchte, dass die Daten über besuchte Websites tatsächlich nicht zurückverfolgt werden können, muss schweres Geschütz auffahren. Programme wie TOR oder JAP sind hier hilfreich, allerdings wird das Surfen dadurch arg verlangsamt, da die Anfragen über zig Server geleitet werden.


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