Mail- und Groupware-Server unter der Lupe

Test Groupware-Server: Vier Alternativen zu Exchange und Co.

13. Januar 2009, 8:30 Uhr | Andreas Stolzenberger

Auch ohne Exchange, Domino/Notes oder Groupwise können Arbeitsgruppen gemeinsam Kalender und Adressbücher nutzen. Dank neuer, offener Protokolle bedarf es dazu nicht zwingend Outlook als Client. Network Computing hat vier preisgünstige Produkte getestet, die Anwender statt der deutlich teureren Pakete der Großanbieter nutzen können.

Network Computing hat im Herbst 2007 erstmals Mail- und Groupware-Server getestet, welche die Anforderungen mittelständischen Unternehmen erfüllen und anstelle des sonst üblichen Exchange zum Einsatz kommen können (siehe Beitrag »Starke Burschen«).

Aus technischer Sicht hat sich Microsofts Mailserver-Lösung zu Unrecht als Standard etabliert. Der Software-Hersteller zwingt seine Kunden zu regelmäßigen Software-Updates, weil er die Lösung fest mit Office- und Windows-Versionen verbindet. Zudem setzt Microsoft verschiedene proprietäre Technologien ein (Mail-Storage, PST-Format, MAPI-Interface et cetera), die wiederum kostenpflichtige Zusatzprogramme für erweiterte Dienste wie Backup erfordern und die Groupware-Funktionen ausschließlich mit Outlook als Client erlauben.

Alle in diesem Test vorgestellten Groupware-Server arbeiten unabhängig von einer bestimmten System- oder Office-Version, unterstützen andere Client-Lösungen als Outlook und lassen sich mit bestehenden Bordmitteln sichern.

Sie beherrschen zudem alle Standardprotokolle wie SMTP, IMAP und POP3. Alle Probanden können die Benutzer lokal verwalten oder sich in ein bestehendes LDAP- oder Active-Directory einklinken. Viele der getesteten Server unterstützen zudem SyncML-Protokolle, um Daten mit Smartphones abzugleichen. Diese Funktionen bleiben in diesem Test jedoch außen vor.

Windows- und Linux-Produkte im Test

Beim 2008er-Test der Groupware-Server verzichtet Network Computing auf die Trennung zwischen Linux- und Windows-Produkten. Dieses Mal legt das Test-Team verstärkt Wert auf die Client-Integration und die Unterstützung offener Standards.

Das rückt Protokolle wie WebDAV oder LDAP in den Vordergrund, welche Kalender und Adressbücher mit den verschiedensten Programmen abgleichen können.

Im ersten Teil des Groupware-Tests nahm Network Computing die folgenden Produkte unter die Lupe: Scalix, Open-Xchange, Kerio und Mdaemon. In einer der kommenden Ausgaben werden weitere Tools wie Imail, Zarafa oder Mailsite folgen.

Scalix 11.4.2

Die Groupware Scalix entstand aus »OpenMail« von Hewlett-Packard und gehört seit 2007 zu Xandros. Die Software versteift sich nicht mehr auf eine bestimmte Distribution. Scalix läuft mit den Linux-Versionen von Redhat und Xandros, Fedora, Centos, Novell-Suse und Debian-Derivaten wie Ubuntu.


Scalix zeichnet sich durch eine übersichtliche Benutzeroberfläche aus.

Die Groupware greift auf die systemeigenen Mail-Dienste wie Sendmail oder Postfix zu. Diese Dienste muss der Anwender manuell auf der Kommandozeile und über die diensteigenen CFG-Dateien einrichten. Auch Zusatztools wie »fetchmail«, ein Programm, welches Multi-POP3-Mailboxen abfragt, muss der Verwalter von Hand installieren und konfigurieren.

Wer sich mit Scalix auskennt, kann zudem eine Vielzahl von Openmail-Utilities nutzen, mit denen sich alle nur erdenklichen Einstellungen der Groupware auf der Kommandozeile vornehmen lassen. Das Web-Interface der Groupware stammt vom Web-Application-Server Apache-Tomcat.

Übersichtliches, aber einfaches Verwaltungs-Tool

Die Groupware liefert einen simplen grafischen Installer mit, der die Abhängigkeiten (Dependencies) der benötigten Pakete prüft und das Programm einrichtet. Die Verwaltung der Groupware erfolgt über ein einfaches und übersichtliches Web-Tool, das jedoch nur die unbedingt nötigen Optionen enthält.

Ebenso gelungen wie das Admin-Interface ist auch der Web-Client, welcher den Benutzern Zugriff zu allen Groupware-Funktionen gibt. Scalix implementiert die üblichen Standards mit Mail-, Kalender-, Notiz-, Aufgaben- und Kontaktordner. Benutzer können eigene Ordner verwalten oder auf gemeinsame Ressourcen zugreifen. Das Admin-Interface offeriert die nötigen Dialoge für die Rechte-Zuweisung.

Für Outlook-Benutzer gibt es ein Plug-in. Das hat sich gegenüber dem Test vom letzten Jahr geändert. Ein so genannter Smart-Cache puffert Änderungen in einem eigenen Background-Thread und gleicht diese asynchron mit dem Groupware-Server ab.

So können Anwender mit einer langsamen Internet-Anbindung (beispielsweise unterwegs über GPRS) Groupware-Daten replizieren, ohne dass Outlook ins Stocken kommt. Im Test arbeitet das Plug-In mit Outlook-XP, -2003 und -2007. Bei den beiden älteren Office-Versionen kam es im Laufe des Tests jedoch immer wieder zu Abstürzen von Outlook.

Kein Support für »Evolution«

Verschwunden ist das »Evolution«-Plug-in für die Linux-Benutzer. Bei älteren Distributionen ließ es sich über Paketmanager wie yum oder apt nachinstallieren, doch bei Centos 5 und Ubuntu 8.x fehlt es in der Software-Liste. Dafür unterstützt Scalix nun CalDAV zum Abgleich von Kalenderdaten über das Netzwerk. Somit funktionieren Clients wie iCal, Lightning oder auch Evolution.

Fazit

Scalix ist nach wie vor eine solide und einfach zu bedienende Groupware. Lobenswert ist zudem, dass es eine freie Community-Edition gibt, die maximal zehn Benutzern mit voller Groupware-Funktionalität (Premium-Benutzer) unterstützt.

User, die nur die Mail-Funktion verwenden möchten, nicht die komplette Groupware, kann der Verwalter beliebig viele anlegen. Um das Produkt mit dem kompletten Funktionsumfang nutzen zu können, bedarf es jedoch eines erfahrenen Administrators, der die Kommandozeile des Mailservers nicht scheut und bereit ist, sich mit den »om«-Tools auseinanderzusetzen.

Open Xchange Appliance Edition 6.6

Die frühere Groupware von Suse gibt es in verschiedenen Variationen. Die Open-Xchange-Appliance-Edition vereint Anwendung und Betriebssystem. Der Administrator muss nur die CD auf einer leeren physischen oder virtuellen Maschine starten.

Auch OX verlässt sich bei den Mail-Protokollen auf die bekannten Linux-Systemdienste, welche die OS-Installation automatisch installiert und konfiguriert.


Der Web-Client von Open Xchange: Es wirkt ein wenig überfrachtet.

Bisher setzte Open-Xchange auf einer simplen Ubuntu-Plattform auf, doch ab der Version 6.6 steigt der Hersteller auf den »Univention Corporate Server« (UCS) um. Diese auf Debian basierende Plattform integriert ein LDAP-Directory und eine Fülle eigener Tools, welche die Verwaltung der Plattform vereinfachen sollen.

Unübersichtliche Management-Konsole

Doch genau hier hakt es gewaltig. Die Web-Dialoge der Univention-Management-Console und des Univention-Directory-Managers sind weder einfach zu bedienen noch übersichtlich. Der Administrator, der eigentlich nur eine simple Groupware für ein paar Dutzend Benutzer einrichten will, sieht sich mit Unmengen von Optionen konfrontiert. Ein großer Teil davon hat nichts oder nur wenig mit dem OX-Server zu tun.

Andere, wichtige Einstellungen verstecken sich in der Univention-Configuration-Registry. Will der Administrator beispielsweise den SMTP-Relay-Host einstellen, muss er in der Registry unter der Abteilung »Mail« nach dem Stichwort »Relay« suchen und dort seinen Eintrag hinterlegen.

Auch der Directory-Manager schreckt mit seiner Unübersichtlichkeit ab. Ein Menü »Navigation« listet irgendwelche Objekte, deren Klassen und Zugehörigkeiten auf, die den Verwalter eigentlich nicht interessieren. Das Benutzer-Menü offeriert keine Benutzerliste. Vielmehr muss man die Funktion »Benutzer suchen« wählen und den »Suche«-Eingabedialog leer lassen, um eine komplette Liste zu erhalten.

Der Kontext-Dialog eines Benutzers listet sage und schreibe 16 Optionen-Reiter auf. Vier davon nehmen alleine die Kontaktdaten auf: »Kontakt«, »Kontakt Privat«, »OX Kontakt Firma« und »OX Kontakt privat«. Der Hersteller verweist darauf, dass die »Kontakt«-Reiter LDAP-konforme Informationen enthalten, während die »OX«-Reiter für die OX-LDAP-Erweiterungen stehen. D

en Administrator eines kleinen oder mittelgroßen Netzwerkes dürfte in diesem Zusammenhang jedoch kaum interessieren, dass es einen Unterschied zwischen LDAP- und nicht LDAP-konformen Adressbüchern gibt.

Tools wie »fetchmail« lassen sich über die Kommandozeile nachinstallieren, nachdem der Administrator zuvor allerdings ein Univention-eigenes Kommando zur Erweiterung der Software-Repositories abgesetzt hat. Die Konfiguration von Fetchmail findet dann im 17. Options-Reiter der Benutzereinstellungen statt.

Großer Funktionsumfang

Open-Exchange integriert mehr Funktionen in die Groupware, als das Microsoft-Exchange selbst oder eines der hier vorgestellten Programme macht. Die Software unterhält für jeden Benutzer einen »Info-Stor«, in dem der User Dateien hinterlegen kann. Beispielsweise lassen sich Mail-Attachments direkt in den Info-Stor übertragen. Zudem betreibt OX, wiederum über die Menüs des Univention-Servers, SMB-Ordner-Freigaben auf dem Groupware-Server.

Die volle Funktionalität der Groupware erschließt sich dem Anwender im OX-Web-GUI. Das stellt sich zwar übersichtlicher als die Univention-Dialoge dar, wirkt dennoch überfrachtet. Die Web-Clients der anderen Probanden zeigen deutlich mehr Übersicht.

Open-Xchange packt Unmengen an Funktionen in das GUI und der Anwender benötigt Zeit, um sich hier zurechtzufinden. Der Mail-Viewer hingegen lässt einzelne Standard-Funktionen vermissen. Mails mit Inline-Bild stellt der Web-Mailer nicht korrekt dar. Die eingebetteten Bilder werden zu Anhängen.

»Oxtender« für Zugriff auf Outlook

Wer ein vollwertiges Mail-Programm nutzen möchte, kann jedes POP3/IMAP/SMTP-Werkzeug verwenden, allerdings ohne die Groupware-Funktionen. Ein Outlook-»Oxtender« gibt MS-Outlook 2003 und 2007 Zugriff auf Gruppenkalender und gemeinsame Adressbücher.

Ärgerlich ist dabei allerdings, dass der Administrator den Mailzugang und den Oxtender getrennt voneinander einrichten muss. Bei Scalix, Mdaemon und Kerio kümmert sich das Outlook-Plug-In um die komplette Groupware-Server-Anbindung.

Allerdings beherrscht Outlook keinen Info-Stor. Auf diesen erhält der Benutzer Zugriff über eine WebDAV-Freigabe. Laut Hersteller können iCAL-Anwendungen zumindest lesend auf Kalenderdaten via DAV-Protokoll zugreifen.

Fazit

Open-Xchange liefert sehr umfassende Funktionen. Jedoch ist die erste Integration von OX AE 6.6 mit dem Univention-Server nicht gelungen. Die Administrationsdialoge sind völlig unübersichtlich. Der Administrator wird mit Informationen überhäuft, die er eigentlich gar nicht benötigt.

Wichtige Einstellungen versteckt Univention hingegen in den Tiefen der Registry. Hier muss der Hersteller ein angemessenes Web-GUI schaffen, mit dem der Administrator gezielt den OX-Server verwalten kann.

Schließlich kaufen die Kunden bewusst eine Open-Xchange-Software-Appliance, und keinen Univention-Server mit notdürftig angeflanschter Open-Exchange-Option. Auch bei der Unterstützung alternativer Clients wie Mozilla Thunderbird mit Lightning-Kalender-Plug-in hat Open-Xchange Nachholbedarf.

Kerio Mailserver 6.6

Der Kerio-Mailserver unterstützt als Plattform sowohl Linux (Fedora, Redhat, Centos, Suse) als auch Windows. Die Software verlässt sich dabei nicht auf bestehende Dienste des zugrunde liegenden Systems, sondern bringt eigene Anwendungen für SMTP, POP3, IMAP, HTTP, LDAP und NNTP mit.

Alle Protokolle arbeiten optional mit SSL-Verschlüsselung. Über das Newsreader-Protokoll können die Anwender auf öffentliche Ordner zugreifen. Diese wiederum dürfen eigene Adressen einsetzen. So lassen sich Newsletter auf öffentliche Ordner abonnieren und über NNTP sehr simpel allen Anwendern zugänglich machen. Über LDAP können Clients lesend auf das öffentliche Adressbuch des Kerio-Servers zugreifen – eine gute Idee.


Die Administrationsoberfläche von Kerio Mailserver 6.6: Mit ihr lassen sich Windows- und Linux-Systeme gleichermaßen managen.

Wie üblich setzt Kerio ein Web-Admin-Tool ein, das aber nur Teile des Funktionsangebotes verwalten kann. Den vollen Zugriff erhält der Systemverwalter über das Kerio-Admin-Utility, welches für Windows und Linux zur Verfügung steht.

Konzentration auf Basisfunktionen

Kerio beschränkt sich auf die grundlegenden Gruppenfunktionen mit gemeinsamen Adressbüchern, Kalendern, Aufgaben und Mail-Foldern. Wer keine feste IP-Adresse besitzt und folglich die Mails nicht per SMTP direkt zugestellt bekommt, kann Polling-Dienste über POP3 oder ETRN (SMTP-Turn) nutzen. Als Sicherheitsfunktionen offeriert Kerio einen McAfee-Virenscanner und den üblichen Spam-Filter.

Das Setup des Mailservers unter Centos 5.2 dauert wenige Minuten. Paket-Dependencies sind hier nicht zu berücksichtigen, im Gegenteil. Linux-eigene Maildienste sollten vor Inbetriebnahme des KMS entfernt oder zumindest deaktiviert werden.

Auch das Admin-Tool lässt sich im Handumdrehen einrichten. Eine Dokumentation braucht der Administrator für dieses Tool nicht. Die Dialoge sind logisch angeordnet und die Bereiche und Optionen erklären sich von alleine.

Ebenso simpel stellt sich das Web-Mail-Interface dar. Ohne große Schnörkel konzentriert es sich auf das Wesentliche und arbeitet sehr schnell. Dennoch kann der Anwender bei langsamen Verbindungen eine abgespeckte Mini-Version der Web-GUI aufrufen, die auf etliche HTML-Gimmicks verzichtet.

Mail- und Groupware zusammen konfiguriert

Für Outlook-Anwender liefert Kerio ein Synchronisationstool. Wie bei Scalix übernimmt das Werkzeug die Konfiguration der kompletten Server/Client-Kommunikation (MAPI). Eine getrennte Konfiguration von Mail- und Groupware wie bei OX gibt es nicht.

Über das Web-GUI kann der Anwender sogar ein Skript starten, welches den Outlook-Connector vollautomatisch auf das aktuelle Benutzerkonto einrichtet. Alle Serverdaten spiegelt das Kerio-Plug-in auf den lokalen Computer. Besteht keine Verbindung zum Server, kann der Anwender dennoch mit Outlook und den lokalen Informationen arbeiten.

Das aktuelle Synchronisations-Tool erfordert im Test jedoch die absolut neueste Version von Outlook XP, 2003 oder 2007. Das Test-Team muss jeweils alle Office-Service-Packs installieren, bevor sich das Kerio-Plug-In überhaupt installieren lässt.

Auch Mozilla-Anwender können Teile der Groupware-Funktionen nutzen. Gemeinsame-Mail-Ordner erreichen sie über NNTP, die Adressen via LDAP und auf Kalender kann das Lightning-Plug-in über WebDAV lesend und schreibend zugreifen. So braucht der Thunderbird-Anwender lediglich zum Ändern des Adressbuchs den Web-Client.

Fazit

Der Kerio-Mailserver ist klein, schnell und sehr einfach zu bedienen. Besonders gut gefallen die Integrationsoptionen über die offenen Protokolle WebDAV, LDAP und auch NNTP. Auch das Admin-Tool kann überzeugen. Hier sollten sich die Univention- und OX-Entwickler ein paar Inspirationen für ihr verkorkstes Admin-GUI holen.

Bei Kerio gibt es allerdings leider keine frei verfügbare Version für wenige Nutzer wie bei Scalix und Mdaemon. Dafür sind die Preise angemessen günstig. Insgesamt hat sich der Kerio-Mailserver mit dieser Leitung die Referenzwertung verdient.

Mdaemon 10

Den Mdaemon von Alt-N musste Network Computing nicht gesondert für den Test in einer VM installieren. Dieser Mailserver läuft ohnehin seit Jahren im Labor in Poing auf einer eigenen Maschine und erhält im Normalbetrieb die Mails aller registrierten Test-Domains. Während dieses Tests hat das Laborteam die Zustellung der Domains entsprechend auf die Probanden verteilt.

Mdaemon benötigt eine Windows-Maschine, stellt aber keine gehobenen Ansprüche an die Version. Der Mailserver arbeitet ab Windows-2000 und kommt auch mit Client-Systemen wie XP zurecht.

Die Stärken von Mdaemon liegen bei den Routing- und Sicherheitsfunktionen. Aus diesem Grund hat der Hersteller erst vor kurzem auch ein Security-Gateway als eigenes Produkt auf den Markt gebracht (siehe Network Computing Ausgabe 10/2008 oder den Kurztest auf unserer Web-Seite).


Das Web-GUI von Mdaemon: Auf den ersten Blick wirkt es nach wie vor überfrachtet. Die Version 10 führt jedoch übersichtlichere Setup-Dialoge ein.

Alle unterstützten Protokolle arbeiten auf Wunsch mit SSL. Das Tool kennt alle nur erdenklichen Abwehrmaßnahmen gegen unerwünschte Mails. Es verwaltet »Graue Listen«, verzögert die Mail-Annahme aus suspekten Quellen und setzt auf das Ranking von Spam-Assassin. Den Virenschutz übernimmt in der Security-Plus-Ausbaustufe der Kaspersky-Scanner.

Neue Management-Oberfläche

Für die Version 10 hat der Hersteller die Verwaltungsoberfläche gehörig überarbeitet. Viele der unübersichtlichen Dialoge mit Unmengen von Options-Reitern wurden durch Fenster mit Baumstruktur und sauberen Kontext-Menüs ersetzt.

Auch das Web-Admin-Interface hat ein Facelifting erhalten. Das vereinfacht die Arbeit des Verwalters zumindest ein wenig. Es bleiben dennoch Hunderte von Einstellmöglichkeiten, um den großen Funktionsumfang des Servers zu verwalten.

Das Web-GUI überzeugt wie bei den Vorgängerversionen. Der Anwender kann verschiedene Designs wählen, von »Simple« für langsame Verbindungen bis zu »Look Out«, was das Web-GUI wie Outlook 2003 erscheinen lässt. Benutzer von MS-Office können über die Web-Oberfläche ein Outlook-Plug-in herunterladen und einrichten, sofern das Groupware-Add-on auf dem Server läuft. Diese Option muss der Verwalter allerdings gesondert bezahlen.

Hakelige Synchronisierung

Mit dem Outlook-Connector erhält der Anwender Zugriff auf seine Mail und die Groupware-Funktionen. Leider arbeitet der Outlook-Connector nicht so sanft und unbemerkt im Hintergrund, wie bei den anderen im Test vorgestellten Tools.

Sobald der Anwender den Ordner wechselt, startet die Synchronisation. Das führt dazu, dass der Benutzer Updates von gesharten Ressourcen nicht erhält, wenn er die Ordneransicht permanent offen hält. Vielmehr muss er den Ordner verlassen und wieder aufrufen, um die Replikation des Outlook-Connectors anzustoßen.

Was die Anbindung an Nicht-Outlook-Clients wie Thunderbird und Lightning angeht, sieht es bei Mdaemon düster aus, denn DAV-Protokolle fehlen. Mdaemon beschränkt sich auf SyncML als Replizierungstechnik für Kalender. Darüber lässt sich Lightning zwar auch anbinden, derzeit jedoch nur über kostenpflichtige Programme von Drittanbietern. Künftig wird sich das möglicherweise ändern, weil einige Open-Source-Projekte an quelloffenen SyncML-Tools arbeiten.

Neuerdings offeriert auch Alt-N eine kostenlose Mdaemon-Version, die allerdings auf fünf Benutzer limitiert ist. Für kleine Büros kann das aber bereits ausreichen.

Fazit

Auf Grund der fehlenden DAV-Integration verfehlt Mdaemon in diesem Test, welcher die Integration unterschiedlicher Clients in den Vordergrund rückt, die Referenz-Auszeichnung äußerst knapp. Dennoch verleiht ihm Network Computing das Siegel Empfehlung.

Abgesehen von der mäßigen Client-Integration mit Thunderbird und Co. präsentiert der Mdaemon einen Funktionsumfang, den kaum ein anderer Mailserver offeriert. Zudem läuft der Server auch auf schwacher Hardware enorm stabil und schnell.

Mdaemon eignet sich auf Grund der guten Routing- und Sicherheitsfunktionen für größere Umgebunden mit hunderten von Benutzern und mehreren Mail-Domains.

Gesamtfazit

Den ersten Vergleichstest der Alternativen Groupware-Server gewinnt knapp der Kerio Mailserver 6.6. Die Software überzeugt durch simple Bedienung und eine hervorragend gelungene Integration der Groupware-Funktionen in Tools wie Thunderbird, Lightning oder iCAL.

Kein anderer Proband nutzt die offenen Protokolle LDAP, NNTP und WebDAV ähnlich effizient. Zudem lässt das Programm dem Administrator freie Wahl bei der Systemplattform.

Ähnlich gut schneidet Mdaemon ab. Dieses Programm eignet sich für Installationen mit mehr Benutzern und Domänen, liefert dabei aber keine so umfassende Client-Groupware-Integration wie Kerio.

Scalix belegt einen guten dritten Platz als solide und skalierende Groupware, die allerdings ein wenig Handarbeit bei der Konfiguration erfordert.

Den Abschluss des Testfeldes bildet, zumindest Stand Heute, die Appliance-Edition von Open-Xchange. Dabei sind es weniger die OX-eigenen Features, welche der Lösung die Punktabzüge bescheren. Vielmehr sorgen die mäßige Integration mit dem Univention-Server und die unübersichtlichen und stellenweise kaum bedienbaren Web-GUIs von UCS und UDS für das schlechte Abschneiden.

Open-Xchange hat bereits während des Tests auf viele von Network Computing kritisierte Punkte reagiert. Im Dezember 2008 hat der Hersteller ein Update herausgebracht, das einige der Mängel behoben hat. Das Laborteam wird diese Überarbeitungen begutachten und auf der Network-Computing-Web-Seite darüber berichten.

Zum Testverfahren: Groupware-Server

Für die Tests der Mailserver griff Network Computing einmal mehr auf den Vmware-ESX-Cluster mit Dual-CPU, Dual-Core-Servern von Wortmann und Thomas-Krenn zurück. Alle Mailserver, mit Ausnahme des Mdaemon, arbeiteten in VMs mit einer CPU, 512 MByte RAM und einer virtuellen 16-GByte-Platte.

Scalix und Kerio bekamen eine Centos-5.2-Distribution als Unterbau. Open-Xchange bringt seinen eigenen Univention-Corporate-Server mit.

Die Mdaemon-Installation arbeitet auf einem etwas älteren Dell Poweredge 1450 mit zwei Pentium-III-CPUs mit 1 GHz, 1 GByte Arbeitsspeicher und drei 18-GByte-SCSI-Laufwerken unter Windows-2003-Server Web-Edition.

Jeder Groupware-Server bekam für die Dauer des Tests eine eigene, im Internet registrierte Mail-Domäne zugewiesen. Die Astaro-Firewall des Labors Poing übernahm dabei die Funktion des SMTP-Relay-Hosts und routete die ankommenden Domains an den passenden Server weiter.

Client-Setup

Network Computing konfigurierte vier virtuelle Client-PCs auf einer Vmware-Workstation 6.5, welche auf die Ressourcen der Groupware-Server zugriffen:

XP1: Der erste XP-Rechner arbeitete mit 512 MByte RAM und Office-XP-Professional mit Service-Pack 3.

XP2: Für den zweiten Client klonte Network Computing die XP1-Maschine und führte ein Update von Office-XP auf Office-2003-Professional durch.

Vista: Die Vista-Maschine bekam 1 GByte RAM und ein Office-2007-Ultimate.

Auf allen Windows-Rechnern wurden zusätzlich Firefox und Thunderbird mit dem Lightning-Kalender-Plug-in eingerichtet.

Centos 5.2: Der Linux-Desktop setzt das freie Pendant zum Redhat Enterprise-Desktop ein und nutzte Evolution sowie Thunderbird mit Lightning.

Alle virtuellen Maschinen arbeiten mit 32-Bit-Betriebssystemen. Über die Snapshot-Funktion der Vmware-Workstation sicherte das Labor-Team die frischen Office-Setups. So ließ sich sicherstellen, dass jedes Outlook-Plug-in eine »nackte« Basis-Installation vorfand und sich nicht mit Überresten zuvor getesteter Plug-ins auseinander setzen musste.


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