Voice-over-IP-Anlage für kleine Firmen

Test: Hipath BizIP von Siemens

31. Mai 2008, 17:37 Uhr | Andreas Stolzenberger

In kleinen Unternehmen soll die Hipath BizIP von Siemens den Zugang zum Internet und Telefonnetz sichern. Network Computing hat überprüft, ob die VoIP-PBX ihr Geld wert ist.

Neben diversen großen Telefonanlagen offeriert Siemens Enterprise Communications mit der Bizip eine IP-PBX für kleine Unternehmen. Laut Herstellerangaben skaliert das System bis zu 16 Arbeitsplätze.

Die Lösung besteht aus dem als »Access Device« bezeichneten IP-Router mit SIP-Funktionen und mehreren System-Telefonen vom Typ Bizip 410 a oder 410 e. Auch drahtlose SIP-Geräte oder SIP-Telefone von Fremdherstellern lassen sich mit der Anlage verwenden.

Zum Test bei Network Computing sandte Siemens die Bizip-Kombination, bestehend aus AD20, 410 a, 410 e und einem Optipoint WL2. Für die Tests mit einem SIP-Provider nutzt Network Computing einen Account bei Sipgate.

WAN, LAN, ISDN und Analog an Bord

Das AD20 verfügt über eine WAN-, eine LAN-, zwei ISDN- und zwei Analog-Schnittstellen. Auf dem LAN-Port arbeitet ein DHCP-Server für alle angebundenen LAN-Clients und Telefone. Diese melden sich im Test-Setup vollautomatisch beim AD20 und sind sofort betriebsbereit. Es lassen sich weitere Geräte hinzufügen.

Im Test nutzt Network Computing hierfür ein VP-100 von Lancom. Hier genügt es, dem SIP-Apparat die IP des AD20 zu übergeben und als SIP-Namen die Nummer der gewünschten Nebenstelle einzugeben. Siemens beschränkt jedoch aus Marketing-Gründen die Zahl der Fremd-Telefone. Pro zwei Siemens-Endgeräte dürfen Kunden ein fremdes SIP-Telefon verwenden.

Die Konfigurationsoptionen des AD 20 sind übersichtlich – so zu verstehen, dass es nicht sonderlich viele davon gibt. Die Router-Funktionen beschränken sich auf das nötige Minimum für die Firewall und Features wie das Port-Forwarding. Simple Dienste wie »DynDNS« unterstützt der Router noch, aber komplexe Features wie VPN-Tunnel oder VLANs fehlen gänzlich.

Beschränkung auf das Nötigste

Auch begrenzt sich der VoIP-Teil auf das Nötigste. Neben ISDN als Amt kann der Verwalter einen SIP-Zugang bei einem Provider wie Sipgate konfigurieren. Ein sehr rudimentäres Call-Routing lässt den Anwender zwischen 4 vorgegebenen Optionen zur Amtswahl selektieren. Komplexe Call-Routen mit Wahl des Providers in Abhängigkeit der Vorwahl fehlen.

Mehrere Telefone lassen sich in einer Rufgruppe mit eigener Durchwahl zusammenfassen. Das System kennt eine Nachtschaltung und den »Abwurfplatz«, ein Routing-Ziel für falsche Durchwahlen. Nett ist die Funktion Telefon-Spam, welche Anrufe von Gegenstellen mit unterdrückter Rufnummer entweder blockiert oder auf einen Anrufbeantworter durchstellt.

Das Endgeräte-Setup arbeitet auf dem SSL-gesicherten Web-Server des jeweiligen SIP-Telefons. Jeder Apparat kennt zwei Zugänge, einen für den Benutzer und einen für den Administrator.

Anrufbeantworter mit dabei

Je nach Berechtigung lassen sich über das Web-GUI die Funktionstasten belegen und/oder die Systemeinstellungen des Telefons verändern. Die Siemens-Systemtelefone integrieren einen Anrufbeantworter mit 20 Minuten Gesprächsspeicher.

Das Setup des WLAN-Telefons Optipoint WL2 gestaltet sich ebenfalls einfach. Über die Handy-Tastatur richtet der Verwalter zunächst nur die WLAN-Parameter ein, um das Telefon mit dem Netz zu verbinden. Alles Weitere verläuft auch hier über den SSL-gesicherten Web-Server des Mobiltelefons.

Ein wenig mager ist allerdings die Reichweite. Ein simples Dect-Telefon kann sich fast doppelt so weit von seiner Basisstation entfernen, bevor die Verbindung
abbricht.

Fazit

Die Siemens Hipath Bizip ist eine durchaus gelungene und vor allem einfach zu bedienende Telefonanlage mit Internet-Access-Device. Sie eignet sich für Unternehmen ohne IT-Know-how vor Ort.

Aus technischer Sicht fehlen viele Funktionen, welche man in einem modernen Internet-Access-Device erwarten würde. Simple Geräte wie AVMs Fritzbox kosten weniger und liefern deutlich mehr. Mit Profi-Geräten wie den Lancom-Routern kann der AD20 bei Weitem nicht mithalten.

Die Siemens-System-Telefone gefallen sehr gut, da sie viele Funktionen bieten, eine gute Sprachqualität offerieren und sich sehr leicht bedienen lassen. Dieser Luxus kostet allerdings seinen Preis zwischen 240 und 400 Euro pro Apparat. Eine Bizip-Konfiguration mit 5 Telefonen schlägt folglich mit mindestens 1500 Euro zu Buche.

Mit Equipment anderer Hersteller lässt sich eine vergleichbare Lösung mit einem größeren IP-Funktionsumfang bereits ab 1000 Euro realisieren.


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