VG Wort stellt Bitkom-Studie in Frage

Urheberrechtsabgabe: Fronten verhärten sich

12. Juni 2008, 11:04 Uhr | Martin Fryba

Eine Statistik, zwei völlig unterschiedliche Interpretationen. Die VG Wort wirft dem ITK-Verband Bitkom vor, Zahlenmaterial bewusst falsch auszulegen. Die VG Wort selbst will eine Schlappe vor dem BHG nicht akzeptieren. Es geht schließlich um Einnahmen in Millionenhöhe.

Die Statistik, so hat der legendäre oberste Deutschbanker Hermann Josef Abs einmal gesagt, sei wie eine Laterne im Hafen: Sie diene dem betrunkenen Seemann mehr zum Halt als zur Erleuchtung. Das bestätigen die Kontrahenten im Streit um Urheberrechtsabgaben auf IT-Produkte: die Verwertungsgesellschaft VG Wort und der mächtigste deutsche ITK-Verband Bitkom. Eine Statistik, zwei völlig unterschiedliche Interpretationen. Dies geschieht vor dem Hintergrund einiger, für die IT-Industrie elementar wichtiger offener Prozesse: Es geht um die Frage, ob und inwieweit Computer, Drucker und Multifunktionsgeräte zum Kopieren verwendet dürfen. Kern sind dabei die Abgaben, die Hersteller solcher Geräte dann an Verwertungsgesellschaften wie die VG Wort zu leisten hätten. Daher fahren die die Beteiligten nach wie vor schweres Geschütz auf.

Eine gütliche Einigung ist nicht in Sicht: Das Thema ist und bleibt ein Dauerbrenner, mit dem sich oberste Gerichte weiter beschäftigen müssen. Grund dafür ist auch das seit diesem Jahr geltende neue Urheberrechtsgesetz. Es fragt genauer danach, wie oft solche Geräte tatsächlich zum Vervielfältigen genutzt werden. Denn die Höhe der Abgaben für PCs, Drucker und Multifunktionsgeräten soll sich im Wesentlichen nicht mehr aus der theoretischen Möglichkeit des Kopierens ableiten. Stattdessen geht es um die der tatsächlichen Nutzung der Vervielfältigungsgeräte.

Diese sei mit nur 0,2 Prozent bei Druckern und 6 Prozent bei Multifunktionsgeräten »verschwindend gering«, führt Bitkom ins Feld. Der Verband verweist auf eine Studie, in der 7.000 Anwender zwei Wochen lang Buch geführt haben, für welchen Zweck sie IT-Geräte nutzen. Fazit: »Die Studie weist nach, dass ein Großteil der IT-Geräte nur ausnahmsweise zum Kopieren urheberrechtlich geschützter Inhalte genutzt wird«, so Bitkom-Präsidiumsmitglied Uli Holdenried, im Hauptberuf Chef der deutschen Landesgesellschaft des weltweit größten PC-Herstellers Hewlett-Packard.

Alles Quatsch, erwidert dagegen die VG Wort und kommt bei ihrer Analyse des identischen Datenmaterials auf ein völlig anderes Ergebnis.


  1. Urheberrechtsabgabe: Fronten verhärten sich
  2. BGH-Niederlage schmerzt VG Wort

Jetzt kostenfreie Newsletter bestellen!

Matchmaker+