Multifunktionsgeräte

Urheberrechtsabgabe: HP schaltet Kopierfunktion ab

30. Juni 2008, 17:08 Uhr |

Der Streit um Urheberrechtsabgaben auf IT-Geräte schwelt weiter. Hewlett-Packard reagiert nun mit einem ungewöhnlichen Schritt: Bei den Einsteiger-Multifunktionsgeräten wird die Stand-alone-Kopierfunktion abgeschaltet. Die Mitbewerber reagieren skeptisch.

Multifunktionsgeräte, im Einstiegssegment auch All-In-Ones genannt, sind beliebter als je zuvor. Mittlerweile haben die kompakten Alleskönner den einfachen Druckern fast den Rang abgelaufen. 2007 wurden lauf GfK 2,6 Millionen Geräte verkauft, das sind 300.000 mehr als im Vorjahr.


HP will bei Multifunktionsgeräten der Einstiegsklasse
wie den Systemen der Photosmart-Klasse die
Kopierfunktion einschränken.

Mittlerweile ist jedes zweite druckende Produkt multifunktional. Doch dieser Trend steht auf der Kippe. Das Problem: Urheberrechtabgaben auf Kopiergeräte.

Da die All-In-Ones auch zum Kopieren taugen, drohen hohe Abgaben. Während der Bundesgerichtshof Urheberrechtsabgaben auf reine Drucker abgelehnt hat, lässt eine aktuelle Entscheidung befürchten, dass sich Multifunktionsgeräte extrem verteuern werden.

In dem Urteil werden Hersteller verpflichtet, für alle zwischen 1997 und 2001 verkauften Multifunktionsgeräte nachträglich hohe Urheberrechtsabgaben zu zahlen. Betroffen sind Druckermodelle mit Kopier- und Scanfunktion.

Abgaben bis 614 Euro

Ebenfalls erfasst werden Geräte, die zusätzlich über eine Faxfunktion verfügen. Die Abgaben liegen zwischen 38 und 614 Euro. Auf leistungsfähige Einstiegsgeräte, die heute ab 70 Euro verkauft werden, muss eine zusätzliche Abgabe von 102 Euro gezahlt werden. Insgesamt werden rückwirkend mehr als 50 Millionen Euro von der Industrie gefordert.

Nach dem Anfang 2008 reformierten Urheberechtsgesetz dürfen Abgaben allerdings nicht so hoch sein, dass sie die Wirtschaftlichkeit der Produkte gefährden. Die Verwertungsgesellschaften wollen aber für die Übergangszeit bis 2010 die alten Tarife von 1985 erheben.

Mit einem Trick will Hewlett-Packard nun die Abgaben umgehen. Der Hersteller hat deshalb für den Sommer neue oder technisch veränderte Modelle angekündigt, die mit PC-Copy-Funktionalität ausgestattet sind.

Einstiegsgeräte betroffen

Betroffen sind die Einstiegsgeräte der Deskjet- und Photosmart-Familien mit einem Verkaufspreis von bis zu 150 Euro. Mit Modellen mit PC Copy kann dann immer noch kopiert werden, allerdings nur mit eingeschaltetem PC. Eine Einzelkopie kann aber auch in Zukunft am All-in-One Gerät per Knopfdruck gestartet werden.

»Es wäre dumm zu glauben, die Verbraucher wären bereit, Abgaben zu bezahlen, die den Verkaufspreis der Geräte verdoppeln oder mehr als verdoppeln würden. Unverhältnismäßig hohe Abgaben sind nicht fair gegenüber den Verbrauchern und sie sind nicht fair gegenüber dem Handel«, meint HP-Geschäftsführerin Regine Stachelhaus. Man habe vor der Wahl gestanden, entweder die Preise massiv zu erhöhen oder ausgerechnet die beliebtesten Geräte vom Markt zu nehmen.

Konkurrenten setzen auf andere Lösung

Bei der Konkurrenz stößt die HP-Lösung allerdings auf Skepsis: »Wir gehen die 2-in-1-Strategie von HP nicht mit«, erklärt Epson-Geschäftsführer Henning Ohlsson gegenüber Computer Reseller News. Man wolle weiterhin auf höchste funktionelle Qualität setzen. Brother-Vertriebsleiter Matthias Kohlstrung will »die Sache beobachten und abwarten« und hofft auf »eine vernünftige Lösung mit der VG Wort«.

Für Lexmark ist der HP-Trick allerdings nicht neu: »Um das gute Preis-Leistungverhältnis beibehalten zu können haben wir bereits in 2005 erste PC-Copy-Tintenstrahl-AIl-In-One-Drucker in Deutschland auf den Markt gebracht.

Diese All-In-One-Drucker haben sich von den Standardmodellen dadurch unterschieden, dass für das Erstellen von Kopien der PC angeschlossen sein musste«, bemerkt Lexmark-Chef Mike R. Rüschenbaum.


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