Voice-over-IP-Anwendungen

Verbraucherschützer warnen vor Abzocke mit Skype-Diensten

23. Januar 2009, 11:33 Uhr | Bernd Reder
In der Gestaltung eng an die Web-Seite von Skype angelehnt: die Internert-Sites skype.at, scipe.de et cetera.

Vor dubiosen Web-Seiten, die mit angeblich kostenlosen Voice-over-IP-Telefonaten über Skype werben, warnen Verbraucherschützer. In Wirklichkeit kommen auf die arglosen User Kosten von rund 200 Euro zu.

Content Services Ltd. verlangt von seinen "Kunden", dass sie auf ihr Widerrufsrecht verzichten - ein klarer Verstoß gegen geltendes Recht.
Content Services Ltd. verlangt von seinen "Kunden", dass sie auf ihr Widerrufsrecht verzichten - ein klarer Verstoß gegen geltendes Recht.

Bei der Web-Seite www.skype.at beispielsweise handelt es sich nicht um den österreichischen Internet-Auftritt von Skype, wie das die Adresse suggeriert. Die Site wird vielmehr von der deutschen Firma Content Services Ltd. gehostet, die ihren Sitz in Mannheim hat.

Mit dem Versprechen, via Skype kostenlos im Internet telefonieren zu können, werden User aufgefordert, ihre Adressdaten anzugeben, um die Software herunterladen zu können. Der Trick dabei: Mit der Übermittlung der persönlichen Daten schließt der User einen Vertrag ab und verpflichtet sich, dem Anbieter 96 Euro pro Jahr zu zahlen.

Die Vertragslaufzeit ist auf zwei Jahre angesetzt. Das macht dann summa summarum 192 Euro. Was dem zahlenden Kunden geboten wird, ist allerdings nicht ersichtlich. Die Web-Seite ist im »Look-and-Feel« der von Skype nachempfunden. Auch das Logo des Anbieters von Voice-over-IP-Diensten wurde an prominenter Stelle auf der Seite platziert.

Mehrere Domains in Händen des Anbieters

Wie Skype mitteilt, sind neben skype.at auch die Domains skyp.at, scyp.de, scype.de, skyp.de und scipe.de betroffen. Alle Sites sind so gestaltet wie die von skype.at und werden vom selben Anbieter betrieben.

»Das ist eine ernste Angelegenheit. Wir haben sofort rechtliche Schritte eingeleitet und hoffen, die Domains so schnell wie möglich vom Netz zu bekommen«, erklärte eine Sprecherin von Skype gegenüber dem Nachrichtendienst Pressetext. Sie rät, Skype-Software ausschließlich über die »echte« Homepage www.skype.com herunterzuladen.

»Das Problem ist, dass viele Konsumenten die Falle erst dann bemerken, wenn sie die Rechnung über 96 Euro erhalten. Die Firma hinter diesen irreführenden Angeboten ist der Arbeiterkammer bereits einschlägig bekannt«, sagt der österreichische Verbraucherschützer Gernot Fieber von der Arbeiterkammer Oberösterreich.

Rücktritt vom Vertrag und kein Geld bezahlen

»Content Services Ltd. betreibt auch die Internet-Seite www.opendownload.de, über die es ebenfalls bereits viele Beschwerden gegeben hat«, so Fieber. Wer dem Anbieter auf den Leim gegangen ist, solle sofort den Rücktritt von dem Vertrag erklären. Dafür stellt die Arbeiterkammer einen Musterbrief zur Verfügung.

Die Betreiber der Seite gehen besonders dreist vor, wenn es um das gesetzlich verankerte Widerrufsrecht geht. User müssen vor Absenden des Formulars ausdrücklich auf dieses Recht verzichten. »In keinem Fall sollte man der Zahlungsaufforderung nachkommen. Mahnungen sollten ebenfalls ignoriert werden«, sagt Fieber. Dieser Auffassung schließen sich auch deutsche Verbraucherschutzzentralen an.

Selbst dann, wenn das Unternehmen mit Klage droht, sollte sich der Internet-Nutzer nicht einschüchtern lassen. »Bislang ist noch kein derartiger Fall vor Gericht gekommen«, berichtet Fieber, obwohl das für die Konsumentenschützer durchaus wünschenswert wäre. »Hier existieren rechtliche Bereiche, die nicht eindeutig formuliert sind. Daher wäre es ein Glücksfall für uns, wenn diese Fragen einmal geklärt würden«, so der Fachmann.


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