Verunsicherte Kunden, steigende Kosten

Versandhandel klagt über schrumpfendes Vorweihnachtsgeschäft

12. Dezember 2022, 8:25 Uhr | Michaela Wurm
© Mymemo / Adobe Stock

Das Vorweihnachtsgeschäft der Online-Versandhändler fällt dieses Jahr deutlich kleiner aus. Die Reseller klagen über verunsicherte Verbraucher und steigende Kosten für Einkauf und Logistik. Besonders hart sind Multichannel-Händler betroffen.

Das Vorweihnachtsgeschäft der Online-Versandhändler ist dieses Jahr deutlich schlechter gelaufen als im Vorjahr. Von Oktober und November ging der Umsatz der Branche im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 16,8 Prozent zurück, berichtet der Bundesverband E-Commerce und Versandhandel Deutschland (BEVH). Das ist das Ergebnis einer Umfrage unter 40.000 Privatpersonen aus Deutschland im Alter ab 14 Jahren. Erstmals seit Beginn der Befragungen im Jahr 2014 weist der BEVH in diesem Zeitraum einen Rückgang aus. Der Umsatz liege allerdings immer noch 13,1 Prozent über dem Niveau des Vor-Corona-Jahres 2019.

Der stellvertretende BEVH-Hauptgeschäftsführer Martin Groß-Albenhausen wies darauf hin, dass die Online-Umsätze im Vorjahr wegen der Corona-Beschränkungen besonders hoch gewesen seien. Hinzu komme nun die allgemeine Konsumflaute. Für das Gesamtjahr 2022 sei deshalb ebenfalls ein Umsatzrückgang im Vergleich zu 2021 zu erwarten.

„Etwaige Hoffnungen auf das Weihnachtsgeschäft können sich nicht bewahrheiten. Auch deshalb werden wir für das Gesamtjahr ein Minus im Online-Versandhandel verzeichnen", so Groß-Albenhausen. „Die Branche kann der doppelten Belastung aus einem durch den Corona-Lockdown besonders starken Vorjahresumsatz und der allgemeinen Konsumflaute wenig entgegensetzen. Insbesondere Bekleidung und Unterhaltungselektronik brechen ein, obwohl letztere normalerweise eine starke Warenkategorie in der Cyberweek und dem Weihnachtsquartal ist".

Die Modebranche sei am stärksten vom Rückgang betroffen, berichtete der BEVH. Im Cluster Bekleidung sanken die Umsätze laut Studie im Oktober und November zur Vorjahresperiode um 28,1 Prozent und lagen damit wieder auf dem Niveau von 2019. Sehr hoch war der Umsatzeinbruch im Warenbereich Computer, Zubehör, Spiele und Software mit 26,8 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum.

 

Multichannel bricht ein

Auffällig ist laut Studie der Absturz der Multichannel-Händler, also der stationären Anbieter mit Online-Geschäft, mit Blick auf die Umsätze gegenüber Weihnachten 2021. Sie haben nichts von den Zuwächsen aus 2020 oder 2021 retten können und sogar gegenüber dem Vor-Corona-Niveau von 2019 verloren. Anders sieht es bei den D2C-Vermarktern aus. Sie haben gegenüber dem Weihnachtsgeschäft 2021 zwar ebenfalls verloren, laufen gegenüber 2019 aber mit einem Plus von fast 85 Prozent nominal auf eine Verdoppelung des Umsatzes zu.

 

Mehrheit der Händler pessimistisch

Zwischen Oktober und November hat der BEVH das aktuelle Stimmungsbild seiner Mitglieder, die rund 90 Prozent des Umsatzes im B2C-Geschäfts repräsentieren, in einer Stichprobe erhoben. Das Bild ist sehr zweigeteilt und zeigt, wie unterschiedlich die Händler die steigenden Preise weitergeben können: Nach ihrer aktuellen Geschäftslage gefragt, rechneten 34,8 Prozent derzeit mit „niedrigeren Umsätzen" und 17,4 Prozent sogar mit „deutlich niedrigeren Umsätzen". Mit „höheren Umsätzen" rechneten 24,6 Prozent und „deutlich höheren Umsätzen" 4,4 Prozent. 18,8 Prozent der Befragten in der Stichprobe erwarten hingegen keine Veränderungen.

Gefragt nach den drei größten Belastungen für das eigene Geschäft (Mehrfachnennungen möglich), verwiesen 74,3 Prozent der Befragten in der Stichprobe auf die „Verunsicherung der Verbraucher", 64,3 Prozent auf „steigende Kosten im Einkauf" und 50 Prozent auf „steigende Kosten für Verpackungen oder Logistik".

 

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