Standpunkt: Virtualisierung

Virtualisierung ist (k)ein Selbstläufer

5. Februar 2008, 16:55 Uhr |

Für die Hersteller und darum angesiedelt die Anbieter jeglicher Couleur steht außer Frage: Die Virtualisierung passt gleich in doppelter Hinsicht ins Unternehmenskonzept.

Sie verschafft deutliche Einsparungen und drückt auf die Leistungstube. Die Virtualisierung ist aber alles andere als ein Selbstläufer. Sie passt nur noch selten ins Kosten-/Leistungs-Konzept der Controller. Das beginnt damit, dass zu viele an der Virtualisierung verdienen wollen.

Das treibt für die Anwender die Kosten nach oben. Das gilt besonders für die Speicherseite. Konzepte wie NAS, SAN, oft eine Mischung aus beidem, entpuppen sich in der Projektierung und danach im Betrieb als hoch komplex und wissensaufwändig.

Das reichhaltige Arsenal an Zusatzkonzepten und -tools,um die Speichervirtualisierung in Einklang mit den Geschäftsprozess- und Datenanforderungen zu bringen, erhöht noch diese Komplexität. Begriffe und Techniken wie ILM (Information-Lifecycle-Management), ECM (Enterprise-Content-Management), SRM (Storage- Resource-Management) und HSM (Hierarchical-Storage- Management) stehen dafür. Hinzu kommt ein kompliziertes Storage- Management, um das virtuelle Speichergefüge in den Griff zu bekommen.

Nicht zu vergessen: Die Vernetzung von Speichern schreit förmlich nach zusätzlichen Sicherheitsvorkehrungen. Techniken wie Zoning und LUN(Logical-Unit) reichen dafür nicht aus. Und diese hohe Komplexität trifft die Unternehmen nicht nur auf der Kostenseite. Sie zu beherrschen, kann für sie beim akuten Fachkräftemangel ebenso ein Problem darstellen.

Zu alledem lohnt die Virtualisierung kaum mehr. Schuld daran ist der drastische Verfall der Hardwarepreise bei Servern und Speichern über die letzten Jahre. Festplatten kosten heute nicht einmal ein Dreißigstel im Vergleich zu 1999, dem Einführungsjahr des SAN.

Mit dem Preisverfall sind die Unterschiede zwischen Online-Festplatten, Sekundär- Festplatten und Tapes so marginal, dass eine Datenauslagerung auf das vermeintlich kostengünstigere Speichermedium kaum mehr lohnt. Auch an den Servern, deren Kapazitäten virtualisiert werden sollen, ist der Preisverfall nicht vorbeigegangen.Verfügbare Serverkapazitäten über ihre Virtualisierung effizienter auszuschöpfen, wird so für die Unternehmen fast zu einer Einsparungs-Nullnummer.

Bleibt in vielen Unternehmen die Angst, der Datenexplosion und in ihrerWelle dem steigenden Verarbeitungsaufkommen ohne Virtualisierung hilflos ausgeliefert zu sein. Zumal viele Hersteller und Anbieter in diesem Feld immer noch die Mär von den sich jährlich verdoppelnden Datenmengen erzählen.

Eine Studie der Experton Group räumt mit solchen Horrormärchen auf.DasMarktinstitut quantifiziert das jährliche Datenwachstum in den Jahren 2007 und 2008, je nach Unternehmensgröße, auf zwischen 22 und 28 Prozent.

Ein Stachel bleibt, sofern noch nicht gestartet, die Speicher und Server-Virtualisierung angehen zu müssen: die Geschäftsprozessoptimierung in den Unternehmen. Sie ist nur möglich, wenn die Zuordnung von Speichern und Verarbeitungskapazitäten im Hintergrund dynamisch erfolgt.


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