Im Kapazitäts-Silo verpuffen die Vorteile

Vorsicht vor Schnellschüssen

6. Juli 2008, 21:21 Uhr |

Virtualisierung von Server- und Speicherkapazitäten wird für Unternehmen immer wichtiger. Die darüber erzielbaren Kosteneinsparungen sind nicht der einzige Anreiz. Sie erschließt flexibel zuweis- und stets verfügbare Kapazitäten. Ohne sie sind optimierte Geschäftsprozesse nicht möglich.

Die Kosten der IT werden in den Unternehmen argwöhnisch beäugt. Eine ineffiziente Ausnutzung verfügbarer Speicherkapazitäten ist einer der Kostentreiber. Gerade einmal 15 Prozent der zur Verfügung stehenden Serverkapazitäten werden im Schnitt ausgeschöpft, schätzen Insider. Die Experton Group geht davon aus, dass bisher weniger als 15 Prozent der Server virtualisiert wurden. Die teuren, brach liegenden Server-Kapazitäten sind nicht das einzige Kostenproblem. Dazu kommen die steigenden Energiepreise.

Deutlich zu viele, Strom verzehrende Server schlagen besonders ins Kontor. Zumal Server im Leerlauf kaum weniger Strom verbrauchen als virtualisierte Server unter Volllast. Dabei bleibt es nicht. Die Kühlung der zu vielen Maschinen erzeugt weitere Investitions-, vor allem Energie- und Platzkosten. Denn Kühlsysteme können auf Grund ihres hohen mechanischen Anteils mit der Miniaturisierung der Rechner nicht Schritt halten. Entsprechend ernüchternd fällt eine Studie von Gartner aus. Danach werden bis 2011 70 Prozent der US-Data-Center schwere Probleme beim Energie- und Flächenverbrauch sowie bei den Betriebskosten bekommen.

Nicht nur Server-seitig, sondern auch bei den eingesetzten Speichern sind die Unternehmen weit von einem effizienten und damit Energie und Betriebskosten sparenden Einsatz entfernt. So nutzt nur jedes siebente Unternehmen einen virtuellen Speicher-Pool. Dass die Storage-Virtualisierung in der Gunst der Anwender noch hinter der Server- Virtualisierung rangiert, hat Komplexitätsgründe. Während Server zu überschaubaren Kosten virtualisiert werden können, fordert die Storage-Virtualisierung eine aufwändige Infrastruktur und viel Know-how.

An einer durchgehenden Virtualisierung beider Kapazitäten führt dennoch kein Weg vorbei. Die Optimierung der Geschäftsprozesse ist dafür der Schrittmacher. Sie stellt höchste Anforderungen an eine flexible, anpassungsfähige und dynamische Zuteilung von IT-Ressourcen. Die wiederum ist nur über eine virtualisierte Server-, respektive Speicher-Infrastruktur möglich. Auch die hohe Verfügbarkeit dieser Ressourcen – die Voraussetzung für optimierte, also weitgehend automatische Geschäftsabläufe – kann innerhalb einer virtualisierten Infrastruktur besser abgesichert werden. Treten Probleme beispielsweise mit der einen oder anderen Hardware auf, wird das Anwendungs- beziehungsweise Datenpaket automatisch auf einen Ausweichrechner verlagert. Der kann in einem anderen Rechenzentrum stehen. Die Geschäftsprozesskette funktioniert ohne Beeinträchtigung weiter.

Bleibt die Frage, wie die Virtualisierung beider IT-Ressourcen voranzutreiben ist. Eine rein technische Projektierung hilft kaum weiter. Das gängige Muster: Im ersten Schritt werden die Server auf wenigen Rechnern konsolidiert. Dann folgt die Speicher-Virtualisierung. Beides wird von der IT-Organisation durchgeführt. So entsteht ein technologisches Kapazitäts-Silo, und die Vorteile durch die Virtualisierung verpuffen. Deshalb sollte die Initialzündung weniger von der IT, vielmehr von den anvisierten Geschäfts- und Servicemanagementprozessen ausgehen. Sie bilden die Messlatte für die Virtualisierungsmaßnahmen, die getroffen beziehungsweise nicht getroffen werden müssen. Die Orientierung daran ermöglicht zudem, die Potenziale der Virtualisierung geschäftsnah voll auszuschöpfen und zudem die Business-Prozesse für künftige Veränderungen flexibel zu gestalten.

Bei dieser strategischen Betrachtungsweise dürfen die IT-Organisation und die anstehenden Veränderungen daran nicht außen vor bleiben. Denn die Virtualisierung von Servern und Speichern wird nur dann ihren vollen Nutzen entfalten, wenn die IT-Betriebsaufstellung bis hin zur Abrechnung der bereitgestellten IT-Ressourcen dazu passt. Mit entscheidend für den Erfolg der Virtualisierungsmaßnahmen ist das IT-Betriebsmanagement. Es schließt undokumentierte Veränderungen, überflüssige Server und Dienste sowie eine fehlerhafte Priorisierung von Virtualisierungsprojekten weitgehend aus. Nicht zu kurz kommen darf darüber hinaus die IT-Sicherheit, einschließlich Compliance. Denn beides wird im Rahmen der Virtualisierung nur dann verlässlich greifen, wenn dafür die richtigen Methoden und Tools ausgesucht werden.


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