Zur Sache

Web 0.2

18. Dezember 2008, 15:08 Uhr | Andreas Stolzenberger

Während die Einen ihre Jobs durch die Wirtschaftskrise verlieren, macht Web 2.0 andere arbeitslos.

Türstehern beispielsweise stehen harte Zeiten bevor. Die Jugend von heute hat mehr Freunde in Online-Communities als in den Kneipen der Vorstadt. Wer will sich denn heute noch aufbrezeln, um die Gesichtskontrollen an den angesagten Clubs passieren zu können. Das ist doch schwer »Out« und nur was für ausgediente Offliner. Wer »In« ist pflegt seinen angesagten Blog, Chattet per Video die ganze Nacht mit den Kumpels aus Japan während er alle 20 Sekunden einen Twitter-Eintrag absetzt. Und wenn es der Community mal richtig fad ist, startet einer mal eben eine Spontanparty und futtert mit tausenden Buddies auf die Schnelle eine komplette Fast-Food-Filiale leer – Web 2.0 machts möglich.

Der normale Arbeitsablauf in vielen Büros sieht dabei eher nach Web 0.2 aus. Mit dem Browser wird ein bisschen im Internet recherchiert und das Mailsystem dient zur Kommunikation mit Kunden und Mitarbeitern – Ende. Während es im Privatleben einfach erscheint, sich über eine Community-Plattform mit tausenden zur gleichen Zeit an einem bestimmten Ort zu treffen, lassen es die Office-Tools nicht einmal zu, sich mit drei Kollegen auf dem gleichen Stockwerk zum Mittagessen zu verabreden.

Auch die Datenkommunikation lässt zu Wünschen übrig. Statt Blog oder File-Center gibt es hier das gemeinsame »F:«-Laufwerk mit einer aberwitzigen Ordnerstruktur. Auf der Freigabe ist jedoch immer 1 MByte Platz zu wenig frei, als die vom Kollegen dringend benötigte Datei erfordert. Adressbücher gibt es wie Sand am Meer, aber keines hat den kompletten Kundenstamm und die Adresse, die man gerade sucht ist sowieso nicht Online.

Der gemeinsame Kalender der Groupware wäre ein richtiges Kollaborationswerkzeug. Aber die Termine vom Kollegen Huber tauchen da nicht auf, denn der trägt alles nur in seinem Iphone ein. Ach ja, der Chef hat übrigens den neusten Mac und dessen Ical passt auch nicht zur Groupware.

Es wird Zeit, dass Web 2.0 nicht nur den jungen Wilden in der Freizeit vorbehalten bleibt, sondern Einzug in unseren Büroalltag findet. Ein paar Anregungen für Online-Kollaborations-Tools und einfache, aber leistungsfähige Mail- und Groupware-Server finden Sie in dieser Ausgabe.

Ihr Andreas Stolzenberger


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