»Wir haben bei PSB alles schonungslos aufgedeckt«

25. November 2004, 0:00 Uhr | Martin Fryba

»Wir haben bei PSB alles schonungslos aufgedeckt«. Die Bechtle AG steht nach wie vor zu den Anfang 2003 übernommenen Systemhäusern der PSB AG. Daran ändern auch die schlechte Umsatzentwicklung und Ungereimtheiten der mittlerweile bereinigten Bilanzen nichts. Vom Wachstumskurs der Gruppe will Bechtle-Chef Ralf Klenk nicht abrücken, wie er im Gespräch mit CRN-Redakteur Martin Fryba bekräftigt.

»Wir haben bei PSB alles schonungslos aufgedeckt«

CRN: Herr Klenk, trotz der beeindruckenden Zwischenbilanz der Bechtle AG können Sie mit der Entwicklung bei Ihrer Tochtergesellschaft PSB nicht zufrieden sein. Warum gehen hier die Umsätze seit längerem deutlich zurück?

Klenk: Das stimmt so nicht. Richtig ist, dass sich die Umsatzentwicklung der PSB nach einer Schwächephase im ersten Halbjahr ab dem dritten Quartal 2004 wieder stabilisiert hat. Der Turnaround ist geschafft, und die Umsätze verzeichnen wieder einen klaren Aufwärtstrend.

CRN: Dennoch haben Sie jetzt das Ruder bei PSB persönlich in die Hand genommen. Was werden Sie unternehmen, damit die PSB nicht wieder schwächelt?

Klenk: Ich habe ja das Ruder nicht übernommen, sondern meinen Vorstandskollegen Gerhard Marz am Ruder verstärkt. Die notwendigen Maßnahmen wurde ja schon längst getroffen, PSB in ein kräftigeres Fahrwasser zu führen. Man muss einfach sehen, dass die PSB die flächendeckende Systemhausstrategie der Bechtle-Gruppe sehr gut ergänzt. Und zwar regional beispielsweise mit den etablierten Standorten in Hessen, Nordrhein-Westfalen und der Bodensee-Region genauso wie bezogen auf das Leistungs- und Kundenportfolio. Ich denke da unter anderem an Kunden aus dem öffentlichen Bereich. Dort ist die PSB stark vertreten.

CRN: Die notwendigen Maßnahmen, von denen Sie sprechen, werden sich neben der operativen Seite ja auch auf wirtschaftliche Aspekte der PSB erstreckt haben.

Klenk: Nachdem sich die Anzeichen verdichtet haben, dass es bei den Jahresabschlüssen der PSB in der Vergangenheit größere Ungereimtheiten gab, haben wir das mit Nachdruck überprüfen lassen. Wir haben schonungslos alles aufgedeckt und die Abschlüsse der vergangenen drei Jahre erneut aufgestellt. Die Wirtschaftsprüfer haben die Abschlüsse geprüft und den Abschluss des aktuell noch relevanten Geschäftsjahres 2003 mit einem uneingeschränkten Testat versehen. Also auch mit einem Lagebericht versehen. Die letztendlich geringen Auswirkungen der Prüfung auf den Konzernabschluss von Bechtle sind damit im dritten Quartal vollständig berücksichtigt. Von dieser Seite ist das Thema für uns endgültig abgeschlossen.

CRN: Nicht aber für die PSB, denn der PSB-Vorstand will gegen den früheren CEO Karl-Heinz Gosmann Regressansprüche geltend machen. Das bedeutet ja, dass er vor der Übernahme von PSB durch Bechtle wissentlich die Lage besser dargestellt hat, als sie tatsächlich war. Ohne einen ihm unterstellten Vorsatz hätte man die Angelegenheit doch diskret über eine Managerversicherung abwickeln können, ohne den öffentlichen Rummel.

Klenk: Sie werden verstehen, dass ich dazu schon aus rein juristischen Gründen keine weiteren Auskünfte geben darf. Richtig ist, dass der jetzige Aufsichtsrat der PSB gegenüber dem damaligen Vorstand Regressansprüche geltend macht.

CRN: Stichwort Akquisitionen: Wollen Sie trotz der Erfahrungen aus der PSB-Übernahme weitere Firmen akquirieren?

Klenk: Wir führen im Moment keine konkreten Gespräche. Wenn sich aber aus unternehmerischer Sicht Chancen ergeben und wir uns mit geeigneten Standorten oder innerhalb unseres Portfolios sinnvoll verstärken können, dann schließen wir Akquisitionen weiterhin nicht aus.

CRN: Das Bechtle-Ziel für 2004 lautet eine Milliarde + x. Können Sie jetzt schon was über das x sagen?

Klenk: Sie kennen die Branche und wissen, dass wir im Dezember nicht selten einen spannenden Schlussspurt erleben, bei dem auch in den letzten Tagen noch erhebliche Umsätze generiert werden können. Ich bin aber fest überzeugt, dass wir in diesem Jahr erstmals in unserer 21-jährigen Unternehmensgeschichte die Marke von einer Milliarde Euro Umsatz überschreiten.

CRN: Apropos Schlussspurt: Was ist Ihr persönlicher Rekord beim Marathon?

Klenk: In Roth bin ich in diesem Jahr 3 Stunden 09 gelaufen. Im kommenden Jahr will ich näher an die 3 rücken ? sie vielleicht sogar unterbieten.


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