Streit um Homeoffice-Pflicht

»Arbeitgeber haften doch schon«

18. Januar 2021, 12:28 Uhr | Martin Fryba
Von Homeoffice und Modern Workplace hält Trigema-Chef Wolfgang Grupp gar nichts
© Trigema/Youtube

#machtbueroszu: Trigema-Chef Grupp schickt Schimpansen ins TV-Studio, aber Mitarbeiter nicht ins Homeoffice. Typisch für Patriarchen und viele Betonköpfe. Dabei gibt es gute Gründe für den »Modern Workplace«, der mehr sein kann als nur ein Corona-Notnagel.

Verschärfte Ausgangssperren, FFP2-Maskenplicht unter anderem im Bahnverkehr oder verpflichtendes Homeoffice: Laut Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier würden auf der Ministerpräsidentenkonferenz unter Leitung der Bundeskanzlerin am kommenden Dienstag alle Optionen diskutiert,  um die weiter zu hohe Zahl der Corona-Infektionen zu senken. Mit drastischeren Einschränkungen ist zu rechnen. Ob sie mit zwei Wochen eher kurz oder bis Ostern noch zehn Wochen dauern werden, kann Stand heute niemand beurteilen. Während China die Pandemie im Griff hat, die dortige Wirtschaft 2020 sogar gewachsen ist und 2021 noch stärker zulegen wird, steckt Deutschland zum Jahresanfang mitten drin in der zweiten Corona-Welle.


»Was wir uns wirtschaftlich am wenigsten leisten können, ist die Verschärfung der Pandemie«, sagt Altmeier. Da sind sich Politik und Wirtschaft einig. Keinen Konsens gibt es aber darüber, welche Maßnahmen schnell und effektiv aus der Krise führen. Kontakte weiter zu reduzieren, ist das Gebot der Stunde. Allerdings sinkt die Bereitschaft von Unternehmern und Managern, Mitarbeiter von zuhause aus arbeiten zu lassen.


Weniger Homeoffice als im Frühjahr
Bei Twitter mehren sich Berichte von Arbeitnehmern, deren Chefs sie ins Büro zwingen. Und das, obwohl sie ihre Arbeit aus dem Homeoffice verrichten könnten (#machtbueroszu) und dies im Frühjahr auch unter Beweis gestellt hatten. Laut Hans-Böckler-Stiftung waren im April 2020 wesentlich mehr Berutstätige im Homeoffice als wähernd des zweiten Lockdowns im November. Sachliche Begründungen liefern Chefs, die auf Präsenzpflicht pochen, nur selten, obwohl es sie ja gäbe.

Ihre oft einsamen Entscheidungen in diesem Punkt könnten ein Indiz dafür sein, dass solche Chefs einen patriarchalisch-autoritären Führungsstil gerne pflegen. Solche Typologien sind keineswegs verschwunden, mögen sie auch wahrgenommen werden wie aus der Zeit gefallen. Trigema-Eigner Wolfgang Grupp schickt Schimpansen ins TV-Studio, Mitarbeiter ins Homeoffice keinen einzigen.


Nicht jeder outet sich so offensichtlich als Basta-Chef wie der persönlich haftende Kaufmann (e.K.) des Modeherstellers von der Schwäbischen Alb. Angestellte Manager pflegen ihr konservatives Leitbild eher insgeheim, aber nicht weniger offensichtlich für Mitarbeiter. Wer nämlich (durchaus berechtigte) Zweifel am Homeoffice äußert, könnte in den Augen jener antiquiert erscheinen, die die Zukunft von Arbeitsplatzkonzepten im 21. Jahrhundert tatsächlich schreiben und jene, die das frisch und dynamisch klingende Hypeschlagwort »Modern Workplace« souverän, aber nur theoretisch in Diskussion einbringen.

 

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