Bezirksverwaltungen ziehen ihre Daten um

Auf direktem Weg von der Diskette in die Cloud

2. November 2021, 21:31 Uhr | Lars Bube
© zef_art - AdobeStock

Einen technologischen Sprung der besonderen Art planen derzeit einige Bezirke Tokios. Ihre Verwaltungen sollen von Disketten auf Cloud-Lösungen umsteigen.

Auf den ersten Blick erscheint es wie eine Allerweltsnachricht, was die Wirtschaftszeitung Nikkei Asia aktuell aus Tokio berichtet: Einige der 23 Bezirksverwaltungen wollen alle wesentlichen Teile ihrer IT-Landschaft von physikalische Speichermedien auf einen Cloud-Dienst umstellen. So weit, so normal im Jahr 2021. Beim weiteren Lesen muss man sich jedoch gehörig die Augen reiben und überprüft unweigerlich auch das Datum des Artikels. Denn mit der Cloud sollen nicht etwa USB-Sticks oder ein herkömmlicher lokaler Speicher abgelöst werden, wie dies derzeit gang und gäbe ist, sondern eine Technologie die schon fast 40 Jahre auf dem Buckel hat: Disketten. Insbesondere bei finanziellen Transaktionsanweisungen erfreuen sich die Uralt-Datenträger in Tokio offenbar ungebrochener Beliebtheit.

Dem Bericht zufolge werden etwa die Gehaltsdaten für die Angestellten und Beamten der meisten Bezirke bis heute auf 3,5-Zoll-Disketten gespeichert und zur Bank getragen, die sich dann um die Bearbeitung und Auszahlung kümmert – wenn auch etwas widerwillig. So haben die betroffenen Geldhäuser wohl schon mehrfach vergeblich versucht, die Verwaltungen zum Umstieg auf moderne Methoden zu bewegen. Selbst die Einführung einer expliziten Servicegebühr für die Bearbeitung der Disketten vor einigen Jahren blieb allerdings erfolglos. Gegenüber Nikkei erklärt das ein Verantwortlicher mit der Robustheit der Speicher, die in all den Jahren fast nie kaputt gegangen seien oder anderweitig Daten verloren hätten. Und auch mit dem Nachschub gibt es offenbar bislang keine Probleme, nachdem es noch immer einige Hersteller gibt, die weiterhin Disketten produzieren.

Doch auch nach der jetzt angekündigten Migration werden die Geldhäuser noch eine ganze Zeit lang entsprechende Laufwerke bereithalten müssen. Denn nicht alle der ehemaligen Stadtteile wollen mitmachen. Einige von ihnen haben bereits angekündigt, zuerst abzuwarten, wie der Umstieg bei ihren Kollegen verläuft. Erst in fünf Jahren wollen dann auch sie ihre Disketten endgültig in den Ruhestand schicken – wenn denn alles so funktioniert wie geplant.

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