Starkes Wachstum auch im dritten Quartal

Backlog bremst Bechtle nicht aus

10. November 2022, 12:42 Uhr | Martin Fryba
Grün ist nicht nur Bechtles Raute: Green IT, mehr noch mit seiner Nachhaltigkeitsstrategie könne Bechtle bei Ausschreibungen von Konzernen und der Öffentlichen Hand punkten, so CEO Thomas Olemotz gegenüber ICT CHANNEL.
© ICT CHANNEL/Fryba

Absatzschwäche bei PCs? „Spüren wird nicht. Ganz im Gegenteil“. Aber Bechtles enger Partner Cisco sorgt bei Netzwerk-/Storage-Projekten für Backlog. CEO Thomas Olemotz bleibt dennoch entspannt. Die Jahresprognose zu erhöhen, kommt für ihn aber nicht in Frage.

Steigende Energiekosten, hohe Inflation und die angespannte weltpolitische Lage gehen auch an Bechtle nicht spurlos vorbei, spiegeln sich in gestiegenen Kosten für die vielen Bechtle-Gebäude und somit in sinkenden Margen wider. Aber Bechtle Bilanzkennzahlen auch für das dritte Quartal 2022 sind davon weitgehend unberührt. „Wir haben uns sehr erfolgreich entwickelt“, sagt IR-Leiter Martin Link, der dieses Mal für seinen stimmlich angeschlagenen Vorstandschef Thomas Olemotz durch die Pressekonferenz führt. Treiber des Geschäfts ist die Sparte Systemhaus/Managed Services und vor allem Software mit einem Umsatzplus von fast 22 Prozent auf über 966 Millionen Euro.

IT-Security, Managed Cloud Services und Multi-Cloud-Architekturen seien stark gefragt. Die Kunden würden jetzt ihre IT-Infrastrukturen modernisieren und Projekte angehen, so der Bechtle. Während sie in den Lockdowns der Pandemie vor allem Clients für das Homeoffice ihrer Mitarbeiter hatten ordern müssen und diese Nachfrage nun erwartungsgemäß deutlich zurückgeht, wie die aktuellen Marktzahlen zum PC-Business zeigen.

Doch bei Bechtle ist von diesem rückläufigen Trend bei PCs nichts zu spüren, im Gegenteil, beteuert Olemotz auf Nachfrage von ICT CHANNEL. „Unser Wachstum bei PCs liegt deutlich über dem Vorjahr“. Die Lager der Distributoren sind voll, von Problemen bei der Client-Verfügbarkeit keine Spur mehr, so dass Bechtle Neugeschäft an Land ziehen kann und volle Auftragsbücher registriert.

Dann halt HPE statt Cisco
Anders sieht es aber im Infrastruktur-Projektgeschäft aus. Bechtles wichtiger Partner Cisco hat teils lange Lieferzeiten . Olemotz spricht von teils sechs bis zwölf Monaten und darüber hinaus. Der Backlog im Cisco-Geschäft trifft für Bechtle indes kaum zu. Man hat ein breites Portfolio, und wenn Kunden flexibel sind, kommt eben der Wettbewerb zum Zug. Weniger Huawei, auch wenn dieser Technologielieferant Lieferzeiten von teils zwei Wochen seinen Systemhauspartnern garantiert. Bechtle-Systemhäuser setzen viel mehr auf Aruba, die Tochter des HPE-Konzerns, der wie Cisco eine sehr enge Partnerschaft zu Deutschlands größtem Systemhaus pflegt. Über Deutschland hinaus, merkt Martin Link an. „Wir werden bei Cisco als EMEA-Partner wahrgenommen“, betont Bechtle Investor Relations-Leiter.

Von einer Normalität in den Lieferketten sei man aber „noch weit entfernt“, auch wenn sich die Verfügbarkeiten von Netzwerk- und Storagekomponenten je nach Lieferant allmählich verbesserten.

Bei Client-Bestellungen über Bechtles B2B-Shops profitiert die Sparte E-Commerce, mit der sich die Schwaben europaweit aufgestellt haben. Mit 497,6 Millionen Euro Umsatz kletterten die Erlöse hier um drei Prozent im Vergleich zum Vorjahresquartal. Insgesamt bilanziert Olemotz eine „sehr erfolgreiche Entwicklung für Bechtle“. Im dritten Quartal Ende September 2022 lag das Geschäftsvolumen (einschließlich Softwareerlösen, deren Dauer über den Berichtszeitraum hinausgehen) bei 1,8 Milliarden Euro – ein Plus von 20,5 Prozent. Das Ergebnis vor Steuern lag bei 88,2 Millionen Euro – Plus 1,3 Prozent.

Auf dem Boden bleiben: Jahresprognose nicht erhöht
Kritik musste Bechtle von Börsenanalysten einstecken, weil der Vorstand trotz gut laufender Geschäfte seine Jahresprogose vom März nur bestätigte, nicht aber erhöhte. Wer die Schwaben kennt, wird dieser vorsichtige Ausblick nicht überraschen. Zu euphorisch sein und lauter schreien als man am Ende liefern kann, war noch nie die Devise der bodenständig bescheidenen Schwaben. Es kann noch viel passieren in den letzten so entscheidenden Wochen für das Jahresergebnis des Systemhauses.

Update (11.11.2022, 16 Uhr)
Bechtle stellt klar, dass es keinen "Cisco-Backlog bei Bechtle" gebe, wie man aus dem Beitrag herauslesen könne. Wir bleiben indes dabei, dass uns Partner lange Lieferzeiten einzelner Cisco-Produkte von teils sechs bis zwölf Monaten nennen.

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