Cartridges mit Festplatten sollen bei kleinen und mittelgroßen Unternehmen Tapes als Backup-Medium ablösen.
Bei Privatanwendern hat es sich längst etabliert, Sicherungskopien wichtiger Dateien auf externe USB-Festplatten zu speichern. Für Unternehmen ist diese Methode nur bedingt einsetzbar.
Die externen Gehäuse enthalten normale 3,5-Zoll-Desktop-Laufwerke, die sehr empfindlich auf Erschütterungen reagieren. Wesentlich einfacher lassen sich Tape-ähnliche Cartridges mit einem internen oder externen Laufwerk handhaben.
Das Tandberg-RDX besteht aus einem Laufwerk und einer Cartridge mit ähnlichen Ausmaßen wie bei einem LTO-1-HE-Bandlaufwerk. In der Cartridge steckt eine S-ATA-Notebook-Festplatte.
Die Kassette hat dabei in etwa die Größe eines LTO-1-Bands – ist ein wenig länger und schmaler. Das erlaubt Tandberg, die Platte in der Cartridge auf Gummipuffern zu lagern und somit vor Erschütterungen zu schützen. Das RDX-Laufwerk müsste eigentlich Docking-Station heißen.
Die interne S-ATA-Variante nutzt dabei einen S-ATA-to-S-ATA-, das USB-Modell einen USB-to-S-ATA-Controller. Lediglich ein Motor für den Auswurf arbeitet als bewegliches Teil in der RDX-Aufnahme. Fällt das RDX-Laufwerk aus, kann der Verwalter die Cartridge zur Not direkt ein einen S-ATA- oder E-S-ATA-Port anhängen.
Die Vorteile des Systems liegen auf der Hand. Platten lassen sich sehr schnell wechseln, und es gibt keine Versionsprobleme. Bei LTO beispielsweise kann ein Laufwerk der Genearation 3 mit 400-GByte-Tapes die alten 100-GByte-Cartridges nur lesen.
Wenn in absehbarer Zukunft S-ATA-Platten mit 1000 GByte im 2,5-Zoll-Faktor auf den Markt kommen, kann Tandberg passende RDX-Cartridges anbieten. Das bestehende Laufwerk wird dann alte Kassetten mit 40 Gbyte genau so lesen und schreiben können wie 1000-GByte-Disks.
Network Computing unterzog ein externes USB- und ein internes-S-ATA-Laufwerk längerfristigen Tests. Zum Einsatz kamen dabei 40-, 120- und 160-GByte-Cartridges.
Sowohl die USB- als auch die S-ATA-Version des RDX-Laufwerks melden sich beim Betriebssystem als ganz reguläres Wechselplattensystem an. Im Test kommen somit Windows- als auch Linux-Systeme ohne jegliche Treiber mit dem RDX klar.
Solange das Betriebssystem auf die Cartridge zugreift, bleiben das Medium gesperrt und der Eject-Knopf ohne Funktion. Tandberg formatiert die Disks ohne Partitionstabelle mit dem NTFS-Dateisystem.
Linux-Distributionen wie Ubuntu 7.10 haben damit ebenfalls kein Problem. Hier greift der Benutzer über den Fuse-Treiber NTFS-3G auf die Laufwerke zu. Wer möchte, kann natürlich eigene Partitionen und Dateisysteme einrichten. Für sicherheitsrelevante Daten offerieren sich hier beispielsweise Crypt-Dateisysteme und -Tools wie Truecrypt.
Als Disk-System arbeitet das RDX ohne Treiber mit jeder Backup-Anwendung, die Platten als Backup-Ziel unterstützt.
Für Windows liefert Tandberg ein kleines Tool mit. Das erkennt die Firmware der Docking-Station und kann diese bei Bedarf updaten. Im Test arbeiten sowohl die USB- als auch die S-ATA-Version des RDX mit Durchsatzraten um die 13 MByte/s.
Damit liegt das Wechselsystem im Geschwindigkeitsbereich eines LTO-1-Bandlaufwerks. Die Cartridges erweisen sich als solide und widerstandsfähig und stecken diverse Stürze vom Bürotisch problemlos weg.
Lediglich auf einem der Testsysteme kommt es zu seltsamen Fehlern. Ein Ubuntu-64-Bit-Client mit einem AMD-X2-Board von MSI stürzt jedesmal ab, wenn das Test-Team eine Cartridge in das S-ATA-RDX eilegt. Der Absturz geht dabei dermaßen schnell vonstatten, dass es keine Log-Einträge zu diesem Problem gibt.
Mit dem USB-Laufwerk arbeitet die Maschine ohne Probleme. Da die Schwierigkeiten auf keinem anderen Rechner auftreten, vermutet Network Computing den Fehler im S-ATA-Treiber des 64-Bit-Ubuntu.
Der Preis des Laufwerks ist mit rund 180 Euro gering. Eine 160-GByte-Cartridge kostet aber so viel wie das Laufwerk selbst. Direkt gegeneinander gerechnet ist eine 1-TByte-Ausstattung mit RDX-Laufwerk und sechs 160 GByte Cartridges in etwa genau so teuer wie ein LTO-1-Laufwerk mit 10 Tapes.
Das RDX eignet sich als schnelles und sehr einfaches Backup-System für Installationen mit zu sichernden Datenbeständen um die 300 GByte. Mit künftigen Cartridge-Generationen wird sich das System auch für größere Sicherungsaufgaben empfehlen.