»Entscheidender Standortnachteil«

Bitkom beklagt hohe Stromkosten für deutsche Rechenzentren

27. Januar 2020, 10:01 Uhr | Daniel Dubsky
© Gorodenkoff - AdobeStock

In Deutschland müssten Rechenzentrumsbetreiber die höchsten Stromkosten in Europa zahlen, bemängelt der Bitkom und macht dafür vor allem die EEG-Umlage verantwortlich.

Die hohen Stromkosten in Deutschland belasten die hiesigen Betreiber von Rechenzentren. Hierzulande müssen sie dem Bitkom zufolge bis zu sechs Mal so viel zahlen wie in den Nachbarländern, was vor allem an den Stromnebenkosten liegt. Die betrugen in Deutschland im vergangenen Jahr 113,11 Euro pro Megawattstunde, wie der Branchenverband in einer Preisanalyse ermittelt hat. Zum Vergleich: In den Niederlanden waren es nur 17,08 Euro pro Megawattstunde. Ebenso lagen in Schweden (17,70 Euro/MWh), Finnland (21,97 Euro/MWh) und Frankreich (29,31 Euro/MWh) die Stromnebenkosten deutlich unter denen in der Bundesrepublik, nicht ganz so groß waren die Abstände zu Großbritannien (67,01 Euro/MWh) und Italien (82,89 Euro/MWh).

»Steuern, Abgaben und Netzentgelte machen rund 70 Prozent der Stromkosten aus, die wiederum oftmals die Hälfte der gesamten Betriebskosten betragen«, erklärt Bitkom-Hauptgeschäftsführer Bernhard Rohleder und sieht in den hohen Stromkosten einen »entscheidenden Standortnachteil« für deutsche Rechenzentren.

Als »größten Preistreiber« hat der Bitkom die EEG-Umlage ausgemacht, von der Rechenzentren anders als andere energieintensive Sektoren nicht befreit sind. »Rechenzentren tragen einen großen Anteil zur Finanzierung der Energiewende bei und haben in den vergangenen Jahren ihre Energieeffizienz immer weiter gesteigert. Um noch klimafreundlicher zu werden, sollte die Politik Anreize setzen, etwa durch eine am individuellen CO2-Ausstoß der Stromerzeugung orientierte Bepreisung«, sagt Rohleder.

Überdies schlägt der Bitkom vor, Leitlinien und Gesetze auf europäischer und nationaler Ebene zu überarbeiten und zu prüfen, inwieweit zumindest besonders klimafreundliche Rechenzentren bei Stromsteuer und weiteren Abgaben entlastet werden können, um die Standortbedingungen zu verbessern. Andernfalls drohe die Gefahr, dass Kapazitäten ins Ausland abwandern, so der Verband. Er verweist auf die strategische Bedeutung von Rechenzentren für die digitale Souveränität Deutschlands und die digitale Transformation der Wirtschaft. Zudem sei die Branche selbst ein wichtiger Wirtschaftsfaktor: An den deutschen Rechenzentrumsstandorten würden 130.000 Menschen arbeiten, weitere 80.000 von der Branche abhängen. Die deutsche Internetwirtschaft, die auf funktionierende Rechenzentren angewiesen sei, erziele allein in Deutschland einen Umsatz von mehr als 100 Milliarden Euro jährlich.

Anbieter zum Thema

zu Matchmaker+

Lesen Sie mehr zum Thema


Jetzt kostenfreie Newsletter bestellen!

Weitere Artikel zu BITKOM e. V.

Weitere Artikel zu Rechenzentrum

Weitere Artikel zu Dienstleister

Matchmaker+