Startschuss für Kryptowährung »Chia«

Chipkrise droht auf Speicher überzuspringen

30. April 2021, 14:43 Uhr | Lars Bube
© Victoria - AdobeStock

Indem sie auf Speicher statt auf Rechenleistung setzt, will die neue Kryptowährung »Chia« den Ressourcenverbrauch eindämmen. Das könnte jedoch schon bald dazu führen, dass auch Speicherchips wieder von ernsthaften Lieferproblemen betroffen sind.

Schon seit fast zwei Monaten ist das Mainnet der neuen Kryptowährung »Chia« (XCH) eingeschränkt aktiv, ab heute können Transaktionen vorgenommen werden. Wie groß das Interesse ist, lässt sich schon daran ablesen, dass sich in dieser Zeit der erwartete Handelskurs auf 2.000 US-Dollar verdoppelt hat. Interessant mach den Neueinsteiger vor allem ein alternativer technologischer Ansatz, der die größten Probleme bisheriger Vertreter wie Bitcoin und Ethereum lösen soll. Denn statt auf Rechenleistung (»Proof of Work«) setzt Chia zur Validierung der Transaktionen vereinfacht gesagt auf Speicherplatz (»Proof of Space and Time«). Statt immer gigantischeren Mining-Farmen voller durchwegs unter Volllast arbeitenden Grafikkarten braucht die Kryptowährung fest zugewiesene Speicherareale (»Plots«) für ihre Blockchain. Auf diese Weise wird insbesondere der inzwischen horrende Energieverbrauch eingedämmt, der einer der größten Nachteile der etablierten Coins ist. Darüber hinaus hoffen die Entwickler, dass Chia durch allseits brachliegende Festplattenkapazitäten für eine breitere Masse interessant ist und sprechen von Landwirtschaft (»Farming«) statt von Bergbau und Mining.

Handel und Gamer dürfen sich zudem darüber freuen, dass dadurch die, nicht zuletzt durch das Kryptomining verursachte, Lieferknappheit bei Grafikkarten nicht noch weiter strapaziert wird. Allerdings hat auch das seinen Preis. Denn andererseits könnte Chia die Nachfrage nach Speichermedien stark anheizen. Die Mindestgröße für die Plots liegt bei 101 GByte, durch das Wachstum des Gesamtverbundes sinkt der daraus zu erwartende Ertrag mit der Zeit. Schon jetzt ist das Netzwerk auf mehr als ein Exabyte angewachsen. Da beim Mining neben der reinen Größe der Parzellen aber auch Geschwindigkeit und Zugriffszeiten eine Rolle spielen, sind SSDs dafür noch etwas besser geeignet als klassische HDDs, am besten direkt als NVMe. Das könnte dafür sorgen, dass Flash-Chips und Festplatten teurer und eventuell sogar knapp werden, was sich wiederum auf zahlreiche damit ausgestattete Produkte vom über Unterhaltungselektronik bis hin zu Smartphone und PC auswirken würde. Je nach Erfolg des Konzepts könnte sich damit die Chipkrise auf einen weiteren Bereich ausdehnen und letztlich sogar die Speicherkrise zurückkehren.

Vor allem in China waren entsprechende Effekte schon in der Vorlaufphase des neuen Coins in den letzten Wochen zu beobachten. Mehrere große Festplatten-Modelle um die 10 TByte und SSDs ab 1 TByte Speicherplatz verteuerten sich dort aufgrund der großen Nachfrage und Nachschubproblemen in wenigen Wochen um etwa 50 Prozent – Tendenz weiter steigend. Aber auch in Europa sind erste für das Chia-Mining besonders interessante Produkte bereits etwas teurer geworden.

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