CRN-Jahresrückblick 2015

Dell übernimmt EMC – Kann das gutgehen?

16. Dezember 2015, 10:04 Uhr | Daniel Dubsky
EMC-CEO Joe Tucci und Dell-Gründer Michael Dell
© EMC

Für 67 Milliarden Dollar will Dell den Storage-Spezialisten EMC kaufen. CRN analysiert, warum gerade Dell die Freiheiten hat, eine solche Mega-Übernahme anzugehen, und ob EMC tatsächlich so angeschlagen ist, wie von Analysten oft bemängelt wird.

Als Dell ankündigte, EMC kaufen zu wollen, war die Überraschung groß. Aber warum eigentlich? Einerseits wäre es mit 67 Milliarden Dollar die größte Firmenübernahme der IT-Branche. Andererseits zahlte Facebook vor fast zwei Jahren insgesamt 19 Milliarden Dollar für WhatsApp – zwar ein Unternehmen mit 900 Millionen Nutzern, aber nur einem Bruchteil des EMC-Umsatzes und einem einzigen Produkt. EMC ist alles andere als ein solches One-Trick-Pony und hat in den vergangenen Jahren massive Anstrengungen unternommen, sich noch breiter aufzustellen. Mit zahlreichen Übernahmen wurde versucht, ein Portfolio aufzubauen, das auch dann noch gute Einnahmen garantiert, wenn sich mit Speicherprodukten selbst nicht mehr so viel Geld verdienen lässt. Die bröckelnden Umsätze im einstigen Kerngeschäft zeigen, dass diese Strategie richtig ist – aber sie braucht Zeit.

Zeit, die EMC nicht gegeben wird, denn als börsennotierter Konzern unterliegt der Storage-Anbieter den Gesetzmäßigkeiten der Branche. Und die sehen nun mal vor, dass selbst sinkende Wachstumsraten schon als Zeichen der Krise zu werten sind. Da spielt es keine Rolle, dass EMC in den ersten neun Monaten dieses Jahres seinen Umsatz leicht steigern konnte, wenn auch nur von 17,3 auf 17,6 Milliarden Dollar. Zu wenig für die Investoren- und Analystenschar, die immer schnell mit Forderungen nach großen Aktionen zur Stelle ist. Im konkreten Falle war das zumeist der Verkauf von VMware – dem Star im Portfolio. Dass es eigentlich eine Erfolgsgeschichte für EMC ist, das Potenzial des Virtualisierungsspezialisten früh erkannt und ihn bereits 2004 gekauft zu haben, wird da gerne ignoriert. Was wahrscheinlich einfach ist, weil VMware nicht in einem großen Konzern verschwand, sondern unter dem Dach der EMC Federation relativ eigenständig weiterexistierte. Dort, wo sich auch Firmen wie Pivotal und VCE sehr erfolgreich entwickeln – in einem Konstrukt, das dem ähnelt, das sich Google in diesem Jahr mit Alphabet übergestülpt hat.

Als Teil von Dell könnte EMC nun genau die Ruhe finden, die es braucht, um das Portfolio weiter umzubauen. Das Unternehmen ist, nachdem es Gründer Michael Dell 2013 mithilfe von Investoren zurückkaufte und von der Börse nahm, wieder ein inhabergeführter Betrieb. Und hat als solcher die Freiheit, nicht den kurzfristigen Forderungen der Börse nachgeben zu müssen, sondern eine langfristige Strategie verfolgen zu können: den Umbau vom PC-Hersteller zum Komplettanbieter. Seit Michael Dell wieder am Ruder ist, wurden dafür zahlreiche Unternehmen übernommen – EMC wäre nur der neueste und spektakulärste Zukauf.

Mit EMC kann Dell sein Portfolio komplettieren und künftig noch stärker Großkonzerne ansprechen. Zudem holt sich das einst als Direktvertriebler gestartete Unternehmen eine gute Portion Channel-Expertise ins Haus, was sicher nicht schadet. Nun geht vor allem darum, die redundanten oder nicht passenden Geschäftsbereiche zu identifizieren und das verbleibende Portfolio sinnvoll zu vereinen.


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