New Normal im Channel: Lancom

Einbrüche bei der Produktivität? »Im Gegenteil«

8. Juli 2020, 14:46 Uhr | Martin Fryba
»Wünschen würde ich mir, dass bestehende Förderprogramme auch im Kontext der Stärkung der heimischen Wirtschaft gesehen würden. Zum Beispiel der Digitalpakt Schule.« Ralf Koenzen, Gründer und Managing Director Lancom Systems
© Lancom

Sinkende Performance im Homeoffice? Wie viele andere CEOs sorgte sich auch Lancom-Gründer Ralf Koenzen um die Produktivität seiner Mitarbeiter. Sie überraschten ihn dagegen in ihrer neuen Freiheit. Das »Newnormal« hält noch mehr Überraschungen bereit.

Ohne sichere Netzwerke, kein sicheres Homeoffice. Kein Wunder, dass mit dem Shutdown der Run vor allem auf VPN Router und Gateways bei  Lancom einsetzte. Anders als andere Netzwerkhersteller sei er deutsche Anbieter lieferfähig gewesen, sagt Managing Director Ralf Koenzen. Denn »Made in Germany« erschöpft sich bei Lancom nicht in einem Label, das auf die in Asien gebauten und importierten Netzwerke lediglich hierzulande aufgeklebt wird.  Die Fertigung vor Ort und kurze Transportwege erwiesen sich klar als Standortvorteil.


Wer sich wie der Lancom-Gründer für die Digitale Souveränität Deutschlands stark macht, will sich schließlich nicht in Abhängigkeit asiatischer Auftragsfertiger begeben. Ohnehin stammt der Großteil der Bauteile für IT-Systeme aus Asien, und Koenzen ist Realist: Sie durch heimische Fertigung zu ersetzen, werde nicht möglich sein.


Die Welt von oben zu sehen, den Horizont vor Augen, eröffnet dem leidenschaftlichen Piloten Koenzen bisweilen einen neuen Blick auf das winzige Getriebe unter ihm. Es ist nicht so, dass über den Wolken die Freiheit grenzenlos sein muss, wenn da unten die Freiheit der Wirtschaft und Gesellschaft gerade massiv beschnitten wird. Manager wie Koenzen sind schließlich keine Barden, sondern müssen gerade in der Pandemie-Krise einen sehr irdischen Kurs einschlagen. Welche Pfade dürften wir nach Corona wieder betreten, wo wären wir gut geraten, neue Wege einzuschlagen?

 

CRN: An so manchen Neologismus, der in der Covid-19-Krise geboren wurde, müssen wir uns nach der Corona-Pandemie nicht gewöhnen. »Test-Touristen« beispielsweise. Was wird in der Pre-Corona-Zeit überwiegen: Das Alte im Neuen oder viel Neues im Alten?
Ralf Koenzen: Vermutlich trifft beides ein Stück weit zu. Sowohl privat als auch als Geschäftsführer eines immerhin rund 400 Frau und Mann starken Unternehmens wünsche ich mir natürlich so schnell wie möglich eine gewisse Normalität zurück. Insofern glaube ich schon, dass sich Vieles langfristig wieder einpendeln wird. Denken wir an Sport, Kultur, Urlaub: alles Bausteine einer Lebensqualität, die momentan fehlt. Und für die Wirtschaft bedeutet das »alte Normal«, dass sie wieder aus eigener Kraft erfolgreich und Beschäftigung sichern kann. Das wünschen wir uns sicher alle.

Gleichzeitig bin ich davon überzeugt, dass es Gebiete gibt, in denen die Veränderungen Bestand haben werden – und zwar im positiven Sinne. Es gibt viele Bereiche in Wirtschaft und Verwaltung, aber auch in der Bildung, die den Nutzen und die Notwendigkeit von Digitalisierung aktuell so hautnah erleben wie noch nie. Die ohne Vernetzung und ohne alternative Arbeitskonzepte überhaupt keine Überlebenschance hätten. Viele wurden also gezwungen, sich auf neue Modelle einzulassen und haben damit jetzt die Möglichkeit zu sehen, dass sie funktionieren.

Auch das Reiseverhalten in der Wirtschaft wird sich langfristig ändern. Digitale Tools sind heute so gut und günstig – und inzwischen auch in der Breite akzeptiert –, dass sie auch nach Corona viele Dienstreisen und Präsenz-Meetings ersetzen werden. Gleichzeitig aber freuen wir uns alle schon auf den Tag, wo wir Partner und Kunden – und natürlich unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter! – endlich wieder ganz normal treffen dürfen.

CRN: Der Lockdown hat die Brüchigkeit der Globalisierung und Lieferketten offen gelegt und IT-Herstellern schmerzlich gezeigt, wie abhängig sie von asiatischen Fertigern sind. Zieht Lancom bereits Konsequenzen daraus?    
Koenzen: In unserem Falle wird es diesbezüglich nicht viele Änderungen geben. Ein bedeutender Teil unserer Endfertigung findet ja ohnehin hier in Deutschland statt. Das gilt insbesondere auch für die Produkte, die jetzt in der Krise ganz besonders nachgefragt werden: VPN Router und Gateways, mit denen die Anbindung an die vielen neuen Homeoffice-Arbeitsplätze in Wirtschaft und Verwaltung realisiert werden. Hier hat sich die Fertigung vor Ort bereits als Vorteil erwiesen: wir hatten keine Lieferengpässe, und dank kurzer Transportwege waren die Geräte schnell bei unseren Kunden.

Insgesamt ist die Lieferkette im Bereich IT und Elektronik jedoch naturgemäß global. Der größte Teil der Bauteile und Kleinstkomponenten stammt aus dem asiatischen Raum und kann – zumindest Stand heute – auch nicht durch Produkte heimischer Zulieferer ersetzt werden.

CRN: Es hätte uns sehr gewundert, wenn gerade IT-Unternehmen mit Videoconferencing, Collaboration-Plattformen und Mitarbeitern in Homeoffice überfordert gewesen wären - schließlich verkaufen sie solche Lösungen oder die dafür nötige Netzinfrastruktur. Wie wird sich die Arbeitswelt verändern?
Koenzen: Als Hersteller von VPN-Lösungen war die Verlagerung klassischer Büroarbeitsplätze nach Hause für uns rein technisch gesehen zunächst einmal keine Hürde, zumal auch Web-basierte Collaboration-Tools bei uns schon seit Jahren die ortsunabhängige Zusammenarbeit erleichtern. Recht neu war für uns jedoch der umfassende Einsatz von Videokonferenztechnik. Es vergeht kein Tag, an dem nicht zahllose Online-Meetings stattfinden, die  für ganz wichtige Begegnungen sorgen -vor allem im internen Austausch – aber auch mit Partnern und Kunden.

Beeindruckt hat mich, wie motiviert unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an diese doch herausfordernde Situation herangegangen sind. Wir hatten am ersten Tag des Lockdowns noch die Befürchtung, dass eine fast vollständige Verlagerung unserer Geschäftsabläufe in den privaten Bereich zu merklichen Einbrüchen bei der Produktivität führen würde. Dann durften wir sogar feststellen, dass in einigen Gruppen fast schon das Gegenteil der Fall war.

Obwohl wir noch mittendrin sind in der Krise, schauen wir bereits nach vorne und beschäftigen uns aktiv damit, wie Arbeit in Zukunft bei Lancom gestaltet werden kann. Darin werden sicherlich flexible Modelle mit Homeoffice-Komponente eine viel größere Rolle spielen als vor Corona. Auch Videoconferencing wird ein fester Teil unserer Arbeit bleiben – und ganz sicher auch künftig den einen oder anderen Präsenztermin ersetzen und unser Reiseverhalten nachhaltig verändern.   

CRN: Also auch weniger oder gar keine Messen oder die im Channel beliebten Roadshows?
 

 

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