Von Nachhaltigkeit bis Dezentralisierung

Fünf Rechenzentrum-Trends 2023 von Prior1

23. Januar 2023, 9:51 Uhr | Lukas Steiglechner
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Der Stellenwert von Rechenzentren für die digitale Wirtschaft und der Digitalen Transformation der Gesellschaft nimmt weiter zu. Daher ist es umso wichtiger, künftige Entwicklungen zu erkennen. Rechenzentrumsexperte Prior1 nennt fünf Trends für Deutschland im Jahr 2023.

Auf insgesamt 12,9 Milliarden Euro soll der Umsatz der Datacenter-Dienstleistungen in Deutschland bis 2025 wachsen – laut Schätzungen des Branchenverbands Bitkom. Dies würde einer jährlichen Wachstumsrate von 9,6 Prozent entsprechen. Unabhängig davon wie sich Zahlen der Datacenter-Branche entwickeln, wird die Relevanz der Rechenzentren nicht abnehmen, da sie für die digitalisierte Wirtschaft und Gesellschaft unverzichtbar sind und bleiben. Was die Branche im Jahr 2023 prägen wird, zeigt Rechenzentrumsexperte Prior1 in fünf Trends.

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1. Nachhaltigkeit setzt sich durch

Nachhaltigkeit wird nicht nur gesamtgesellschaftlich relevanter, auch für Rechenzentren nimmt sie einen immer höheren Stellenwert ein. Neben Energieeffizienzmaßnahmen stehen dabei zunehmend der Bereich der Kältemittel und die Abwärmenutzung im Fokus. Dies wird auch unter anderem vorangetrieben durch die Allgemeine Verwaltungsordnung der Bundesregierung, die für alle Bundesbehörden gilt und vorsieht, dass künftig nur noch Klimaanlagen eingesetzt werden sollen, die mit natürlichen Kältemitteln arbeiten. Dies dient nicht nur dem Umwelt-, sondern auch dem Investitionsschutz. Denn durch die F-Gase-Verordnung der EU werden künstliche Kältemittel schwerer erhältlich und folglich teurer. Abwärmenutzung stellt dabei eine immense Herausforderung dar. Denn die Abwärme aus luftgekühlten Rechenzentren ist mit durchschnittlich 35 Grad Celsius für die meisten Wärmeanwendungen zu niedrig und würde beispielweise für die Einspeisung in herkömmliche Wärmenetze nicht ausreichen. Ein großer Vorteil der Abwärme aus Rechenzentren ist aber ihre kontinuierliche Verfügbarkeit, verbunden mit geringen saisonalen Schwankungen der Auslastung. Dadurch entstehen auch andere Möglichkeiten für die Verwertung der Abwärme.

2. Symbiose-Konzepte

Rechenzentren werden immer häufiger bei der Planung von Quartieren, die etwa aus Wohn-, Freizeit- und Gewerbeflächen bestehen, mitgedacht und mitgeplant. Ihre Leistungen werden sowohl für die privaten als auch die gewerblichen Nutzer dieser Anlagen gebraucht. Zudem kann die Abwärme aus dem Rechenzentrum von vornherein in das Quartiers-Energiekonzept integriert beziehungsweise in ein lokales oder regionales Service-Konzept eingebaut werden. Lokale Dienstleistungen, regionales Datenhosting, Telekommunikation, Lieferdienste bis hin zur Kinderbetreuung sowie die Abwärmenutzung aus dem Rechenzentrum können somit als Dienstleistungen angeboten werden. Die Abwärme kann zum Beispiel für die Produktion von Gemüse, Obst oder Fisch gleich neben dem Rechenzentrum oder für die Erwärmung von Brauchwasser genutzt werden.

3. Hybrid-Modelle

Durch die Digitalisierung steigt die Nachfrage nach Cloud-Computing-Diensten und damit einhergehend nimmt die Verlagerung von Unternehmensdaten in die Cloud massiv zu. Laut Gartner werden bereits 2025 mehr als 75 Prozent aller IT-Infrastrukturen in der Cloud betrieben werden. Da aber auch die Datensicherheit ein gleichbleibend wichtiges Thema ist, setzen immer mehr Unternehmen gleichzeitig auf kleinere eigene Rechenzentren für ihre kritischen Daten.

Oliver Fronk, Prior1
Oliver Fronk, Teamkoordinator Sales bei Prior1: „Im Zuge der Dezentralisierung zeichnet sich eine weitere Entwicklung immer deutlicher ab: Unternehmen entscheiden sich häufiger für Container-Rechenzentren, die außerhalb der Unternehmensgebäude stehen und den Rechenzentrumsbedarf vor Ort vollständig abdecken.“
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4. Dezentralisierung

Durch den zunehmenden Einsatz von Edge Computing wird die Dezentralisierung der Rechenzentren auch 2023 weiter voranschreiten. Edge Computing ermöglicht eine schnellere Datenverarbeitung und reduziert Latenzzeiten. Die Daten werden somit näher an die Endanwender gebracht, was durch die Etablierung immer neuer datenintensiver Dienste notwendig ist. Diese Rechenzentren sind in der Regel kleiner als bisherige Rechenzentren, ihre Leistungsdichte aber ist deutlich höher. Die steigende Nutzung datenintensiver Dienste wirkt den Energieeffizienzgewinnen, die in Rechenzentren in den letzten Jahren erreicht wurden, massiv entgegen. Der Strombedarf von Rechenzentren steigt, auch wenn der Strom maximal effizient genutzt wird.

„Im Zuge der Dezentralisierung zeichnet sich eine weitere Entwicklung immer deutlicher ab: Unternehmen entscheiden sich häufiger für Container-Rechenzentren, die außerhalb der Unternehmensgebäude stehen und den Rechenzentrumsbedarf vor Ort vollständig abdecken. Gleichzeitig setzen immer mehr Unternehmen auf Betreibermodelle für diese Rechenzentren. Dies gilt nicht nur für Unternehmen. Auch in der Allgemeinen Verwaltungsanordnung der Bundesregierung steht klar, dass Bundesbehörden dem Benutzen den Vorzug vor dem Besitzen geben sollen“, erläutert Oliver Fronk, Teamkoordinator Sales bei Prior1.

5. Hyperscaler wachsen

Aber nicht nur die Zahl der kleineren Rechenzentren wird zunehmen, auch die Hyperscaler werden weiterwachsen. Die Nachfrage nach Cloud-Diensten und die Skalierbarkeit der IT-Infrastrukturen werden die Wachstumsraten der Hyperscaler-Rechenzentren vorantreiben. Die Zahl der Hyperscaler wird sich in Deutschland 2023 voraussichtlich auf 50 belaufen. Die Zahl der Mittelstands-Rechenzentren wird auf 500 ansteigen. Umso wichtiger wird es, dass die Rechenzentren künftig mit erneuerbarer Energie versorgt werden. Eine Verkürzung der Genehmigungsverfahren für Windparks und Photovoltaikanlagen etwa könnte dafür sorgen, dass Hyperscaler-Rechenzentren zügiger eigene Windparks oder Photovoltaikanlagen errichten, um ihren hohen Energiebedarf zu decken.


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