Netzwerk- und IT-Firmen

Hewlett-Packard kauft Netzwerkveteran 3Com

12. November 2009, 11:07 Uhr | Bernd Reder

Für 2,7 Milliarden Dollar übernimmt Hewlett-Packard den Netzwerk-Spezialisten 3Com. Damit, so HP, will der Hersteller vor allem im Bereich Netzwerkprodukte für Enterprise-Kunden punkten.

Mit den Core-Switches der Reihe H3C S12500 greift 3Com die
Mit den Core-Switches der Reihe H3C S12500 greift 3Com die

Mit 3Com verschwindet einer der Pioniere der IT- und Netzwerkszene von der Bildfläche. Die Firma wurde 1979 vom Ethernet-Erfinder Bob Metcalf gegründet.

Hewlett-Packard legt für die Neuwerbung 2,7 Milliarden Dollar auf den Tisch. Das ist angesichts des Umsatzes von 3Com ein akzeptabler Preis. Im Geschäftsjahr 2009 (Ende: 29. Mai 2009) erzielte 3Com einen Umsatz von 1,317 Milliarden Dollar (im Vorjahr: 1,295 Milliarden Dollar). Der Gewinn lag bei 114,7 Millionen Dollar. Im Jahr zuvor fuhr die Firma noch einen Verlust in Höhe von rund 229 Millionen Dollar ein.

Was HP mit der Übernahme bezweckt, brachte Dave Donatelli, Geschäftsführer der Enterprise-Servers-and-Networking-Sparte der Firma, zum Ausdruck: »Anwender wollen sich von den Abhängigkeiten befreien, die ein Netzwerkparadigma schafft, das von einem einzelnen Hersteller dominiert wird.« Im Klartext: HP will gegen Cisco Systems vorgehen.

Kampf gegen Cisco

Spätestens seit Cisco ankündigte, seine Produktpalette für das Datacenter auszubauen, inklusive Blade-Servern, gelten die Beziehungen zwischen beiden Firmen als getrübt. Der Kauf von 3Com stärkt HPs Position vor allem in den Bereichen Konvergenz und IP-Telefonie sowie IT-Security.

Zum einen bietet 3Com mit den »Unified-Security«-Systemen eigene Produkte auf dem Sektor Sicherheit an, zum anderen stellt die Tochtergesellschaft Tipping Point Systeme für die Abwehr von Angriffen (Intrusion Prevention) zur Verfügung. Die Geräte von Tipping Point sind vor allem in Großunternehmen und beim US-Militär im Einsatz

Im Bereich Konvergenz und Voice-over-IP hat 3Com die VCX- und NBX-IP-Telefonie-Plattformen zu bieten, ebenso VoIP-Endgeräte und –Gateways.

Obwohl HPs »Procurve«-Sparte mittlerweile zu den führenden Anbietern von Netzwerk-Switches zählt, profitiert das Unternehmen auch auf diesem Gebiet von der Übernahme von 3Com. Mit dem H3C 12500 hat das Unternehmen einen Core-Switch entwickelt, der auf Ciscos Nexus-7000-Linie zielt.

Ausbau des China-Geschäfts

»Durch den Kauf von 3Com stärkt Hewlett-Packard außerdem seine Position auf dem chinesischen Markt«, so Dave Donatelli. In Fernost ist 3Com über seine Tochtergesellschaft H3C vertreten. Die Firma, an der einst auch der chinesische Netzwerkhersteller Huawei beteiligt war, unterhält in China ein Entwicklungszentrum und Vertriebsniederlassungen.

Nach Angaben von HP und 3Com soll der Kauf in der ersten Hälfte des kommenden Jahres abgeschlossen sein. Hewlett-Packard avanciert durch die Transaktion zum weltweit zweitgrößten Hersteller von Netzwerkausrüstung – nach Cisco Systems. Bezogen auf den Umsatz ist Cisco laut Gartner mit 70 Prozent mit weitem Abstand Marktführer. Die Kombination HP/3Com würde auf 10 Prozent kommen.

Etwas geringer ist der Abstand, legt man die Zahl der verkauften Geräte zugrunde. Auch hier liegt Cisco vorne, allerdings mit »nur« 54 Prozent. Hewlett-Packard und 3Com erreichen zusammengenommen rund 40 Prozent.


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