Rechenzentrums-Trends 2022

Künstliche Intelligenz, Edge Computing und Nachhaltigkeit

14. Dezember 2021, 10:39 Uhr | Lukas Steiglechner
© Scanrail / Fotolia

Die ExpertInnen von Vertiv haben für das kommende Jahr neue Vorhersagen gemacht, welche Entwicklungen die Datacenter-Branche umtreiben werden. Im Fokus stehen Nachhaltigkeit, eine praktische Künstliche Intelligenz sowie die Verschiebung zu Edge Computing – alles im Datacenter nach der Pandemie.

Vertiv, globaler Anbieter kritischer digitaler Infrastruktur- und Kontinuitätslösungen, hat seine Trends für Rechenzentren 2022 veröffentlicht. Dabei steht die beschleunigte Umsetzung von Maßnahmen zur Nachhaltigkeit und zur Bewältigung der Klimakrise im Vordergrund. Die ExpertInnen von Vertiv gehen davon aus, dass die bisherige Diskussion über Effizienz und Nutzung von Rechenzentren in einen umfassenden und starken Fokus auf Nachhaltigkeit münden wird. Die Dringlichkeit der Klimakrise wird erkannt, ebenso der Zusammenhang zwischen verfügbaren Ressourcen und steigenden Kosten sowie die sich ändernden weltweiten politischen Rahmenbedingungen.

„Mit Blick auf das Jahr 2022 werden Betreiber und Anbieter von Rechenzentren aktiv Strategien verfolgen, die einen echten Beitrag zur Bewältigung der Klimakrise leisten“, sagt Rob Johnson, CEO von Vertiv. „Wir konzentrieren uns dabei weiterhin auf die Energieeffizienz in unserem gesamten Portfolio. Dazu gehören auch alternative und erneuerbare Energietechnologien sowie kohlenstofffreie Energiequellen und wasserfreie Kühltechnologien. Außerdem bauen wir weiterhin auf Partnerschaften mit führenden Forschungsinstituten und unseren Kunden, die auf wirkungsvolle Nachhaltigkeitsmaßnahmen setzen.“ Die Maßnahmen, die EntscheidungsträgerInnen in Rechenzentren hier ergreifen, haben einen erheblichen Einfluss auf die Digitalbranche im Jahr 2022 und darüber hinaus. Die Dringlichkeit dieser Herausforderungen spiegelt sich in den von Vertiv-ExpertInnen identifizierten Trends für das Jahr 2022 wider.

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Nachhaltigkeit und die Klimakrise

Die Rechenzentrumsbranche hat in den letzten Jahren Schritte in Richtung eines klimafreundlicheren Betriebs unternommen. Doch 2022 werden sich die Betreiber noch zielstrebiger für den Klimaschutz einsetzen müssen. Die ExpertInnen von Vertiv gehen davon aus, dass Unternehmen vermehrt auf digitale nachhaltige Energiestrategien setzen, die den Energieverbrauch zu 100 Prozent mit erneuerbaren Energien decken. Solche hybriden dezentralen Energiesysteme können sowohl Wechsel- als auch Gleichstrom liefern, was zusätzliche Optionen bietet, um die Effizienz zu verbessern. So haben Rechenzentren die Möglichkeit, CO2-frei zu arbeiten. Brennstoffzellen, erneuerbare Energien und Langzeit-Energiespeichersysteme, einschließlich Batterie-Energiespeichersysteme (BESS) und Lithium-Ionen-Batterien, werden alle eine wichtige Rolle bei der Bereitstellung nachhaltiger, belastbarer und zuverlässiger Lösungen spielen. Thermalmanagement-Systeme, die ohne Wasser auskommen, sind besonders gefragt, während gleichzeitig Kältemittel mit niedrigem Treibhauspotenzial jene mit hohem Treibhauspotenzial (GWP) ablösen.

Ganz unmittelbar werden extreme Wetterereignisse im Zusammenhang mit dem Klimawandel die Entscheidungen darüber beeinflussen, wo und wie neue Rechenzentren und Telekommunikationsnetze gebaut werden. Andere Faktoren wie Zuverlässigkeit und Kosten des Stromnetzes, regionale Temperaturen, Verfügbarkeit von Wasser, erneuerbarer und lokal erzeugter nachhaltiger Energie sowie Vorschriften, die die Energieversorgung rationieren und die Strommenge für Rechenzentren begrenzen, spielen ebenfalls eine Rolle bei der Entscheidungsfindung.

Extreme Wetterereignisse werden robustere Infrastruktursysteme im gesamten Bereich der Informations- und Kommunikationstechnologie (ITK) erforderlich machen, die sorgfältig mit den Nachhaltigkeitszielen in Einklang zu bringen sind. 2022 werden die Betreiber von Rechenzentren und Telekommunikationsunternehmen mit diesen Problemen – und den allgegenwärtigen Fragen der Latenzzeiten – ringen und Lösungen benötigen, die all diese Herausforderungen bewältigen.

Künstliche Intelligenz praktisch umgesetzt

Je komplexer und verteilter die heutigen Netzwerke werden und je stärker die Anforderungen an Augmented und Virtual Reality in den Vordergrund rücken, desto wichtiger wird der Bedarf an Echtzeit-Computing und -Entscheidungsfindung. Dieser Echtzeitanspruch ist abhängig von Latenzen. Im Rahmen des immer häufiger anzutreffenden hybriden Modells von Enterprise, Public und Private Clouds, Colocation und Edge ist eine manuelle Vollzeitverwaltung unpraktisch, wenn nicht sogar unmöglich. Künstliche Intelligenz (KI) und Machine Learning werden entscheidend sein, um die Leistung der Netzwerke hierfür zu optimieren.

Es wird Zeit und Aufmerksamkeit erfordern, die richtigen Daten zu sammeln, die richtigen Modelle zu erstellen und die Netzwerkplattform zu trainieren, damit sie die richtigen Entscheidungen trifft. Programmierwerkzeuge sind jedoch inzwischen so einfach zu handhaben, dass Data Scientists in der Lage sind, Rechenressourcen zur Lösung eines Problems einzusetzen, ohne Programmierer oder Hardware-Experte sein zu müssen. KI-Hardware etablierter Anbieter, Cloud-Optionen, eine vereinfachte Toolchain und ein Bildungsschwerpunkt auf Data Science haben KI auch für kleinere Unternehmen interessant gemacht. Dies alles führt zu einer beschleunigten Einführung von KI im Jahr 2022.

Wie bei jedem technologischen Fortschritt gibt es auch hier Folgeeffekte. Der zunehmende Einsatz von KI wird unweigerlich die Rechen- und Wärmedichte erhöhen und damit die Einführung von Flüssigkeitskühlung beschleunigen. Eine weitere Herausforderung ist die niedrige Einstiegshürde, welche die Auswahl der richtigen Anbieter, Plattformen und Systeme erschwert, denen man vertrauen kann.

Datacenter nach der Pandemie

Weltweit werden derzeit neue Rechenzentren mit einer Leistung von rund 2,9 Gigawatt gebaut – 2020 waren es noch 1,6 Gigawatt. Bei diesen Rechenzentren handelt es sich um die ersten, die speziell für die Anforderungen einer Post-COVID-Welt gebaut werden. Weitere Veränderungen werden sich auf Edge konzentrieren, wofür VMware eine dramatische Verschiebung der Workload-Verteilung erwartet – von derzeit fünf Prozent auf 30 Prozent in den nächsten fünf Jahren. Die Verfügbarkeit wird weiterhin oberste Priorität haben, auch am Netzwerkrand. Dabei sind niedrige Latenzzeiten ein zunehmender Faktor, um effiziente Gebäude, intelligente Städte, verteilte Energieressourcen und 5G zu unterstützen. Im Jahr 2022 werden verstärkt Investitionen in Edge-Lösungen getätigt, um das New Normal sowie die weitere Einführung von 5G zu unterstützen.


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